Angst, Stress, Aggression
Genfer Polizisten prangern Arbeitsbedingungen ihrer Hunde an

Genfer Polizisten schlugen Alarm: Ihre Polizeihunde leiden unter schlechten Arbeitsbedingungen. Die Leitung hat Massnahmen ergriffen – vollständig zufrieden sind die Polizisten allerdings nicht.
Publiziert: 18:31 Uhr
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Aktualisiert: 18:48 Uhr
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In Genf kritisierten Polizisten die Haltebedingungen ihrer Hunde.
Foto: FacebookPoliceGeneve

Darum gehts

  • Genfer Polizeihunde leiden unter schlechten Bedingungen und langen Wartezeiten
  • Hundeführer beklagen überhitzte Anlagen, Lärm und veraltete Dienstanweisungen
  • Ein Polizist musste seinen Hund 33 Stunden in einem Monat in der Box lassen
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Céline ZahnoRedaktorin Politik

Überhitzte Anlagen, stundenlanges Warten in Boxen, viel Lärm. So sieht der Alltag der Polizeihunde in Genf aus, wie ihre Hundeführer beklagen. Vor zwei Jahren schlugen sie deshalb Alarm.

Rund 22 Hunde stehen im Dienst der Genfer Polizei, stationiert sind sie auf dem Polizeirevier in La Gravière. Sie helfen dabei, Einbrecher, Drogen oder Sprengstoffe aufzuspüren. 2023 wurde ein von allen Mitarbeitern der Brigade unterzeichnetes Memo an deren direkte Vorgesetzte geschickt, mit Kopie an die Polizeikommandantin. Das berichtet die Tageszeitung «Tribune de Genève». Die Hundehalter bemängelten darin, dass sich das «professionelle Umfeld» ihrer Tiere deutlich verschlechtert habe.

56 Stunden in der Box

Dienstanweisungen seien nicht mehr zeitgemäss und Tierschutzgesetze würden missachtet, heisst es im Memo, das der Zeitung vorliegt. Die Situation führe bei den Tieren zu Angst, Stress und Aggression. 

Da es im Polizeigebäude keine Zwinger gibt, müssten die Hunde während Einsätzen oder Schulungen oft in Boxen oder in den Fahrzeugen warten – manchmal über Stunden. Dort seien sie dem Lärm von Polizeifahrzeugen und Sirenen ausgesetzt, zudem fehle eine Klimaanlage. Im Sommer hätten die Polizisten Temperaturen von bis zu 36 Grad Celsius gemessen.

Die Hundeführer lieferten auch konkrete Beispiele: Ein Polizist musste seinen Hund innerhalb eines Monats über 33 Stunden in der Box lassen, zwei weitere Hunde mussten während einer Trainingseinheit insgesamt 56 Stunden ausharren.

Polizeileitung ergriff Massnahmen

Die Polizeidirektion weist darauf hin, dass sich die Situation mittlerweile «erheblich weiterentwickelt» habe. Die Polizeiführung habe eine Arbeitsgruppe eingesetzt und einen Investitionsvorschlag für die Installation von Boxen ausgearbeitet, die den Anforderungen des Tierschutzes entsprechen. 

Zudem seien die Fahrzeuge umgebaut worden. Der Hundebereich biete nun mehr Platz und eine eigene Klimaanlage. Doch laut den Hundeführern hilft das wenig – die Kühlung funktioniere nur, wenn der Motor laufe.

Für die langen Wartezeiten auf den Parkplätzen würden die Hundeführer selbst die Verantwortung tragen, so die Leitung. Sie müssten dafür sorgen, dass die Tiere regelmässig nach draussen gebracht werden. Auch damit sind die Polizisten laut «Tribune de Genève» nicht zufrieden: Während einer Festnahme können die Hunde kaum regelmässig spazieren geführt werden.

Politisch hat der Fall inzwischen Wellen geschlagen. MCG-Grossrat Jean-Marie Voumard brachte das Thema im Kantonsparlament zur Sprache. Der Staatsrat betont, die Hunde würden «regelmässig vom offiziellen Tierarzt kontrolliert».


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