Darum gehts
- Alice Weidel lebt in der Schweiz, kritisiert aber deutsche Politik
- Gegner konfrontieren Weidel zunehmend mit ihrem Schweizer Wohnsitz im Bundestag
- Privatleben wird auch in deutscher Debatte eigentlich nur selten thematisiert
Alice Weidel (45) lebt mit ihrer Partnerin und den beiden Kindern in Einsiedeln SZ. Offiziell ist die Chefin der Rechtsaussen-Partei «Alternative für Deutschland» (AfD) im deutschen Überlingen am Bodensee gemeldet, zusätzlich hat sie als Bundestagsabgeordnete eine Wohnung in Berlin. Weidels Wohnsituation sorgt seit Jahren für Diskussionen: Wo zahlt sie ihre Steuern? Und kann jemand, dessen Familie in der Schweiz wohnt, überhaupt in Deutschland Politik machen?
Rechtlich ist klar: Abgeordnete dürfen auch im Ausland leben – Voraussetzung ist einzig die deutsche Staatsbürgerschaft. Politisch aber ist Weidels Wohnsitz in der Schweiz umstritten. Lange hielten sich die Gegner mit persönlichen Attacken zurück, Privates wird auch im Bundestag nur selten zur Waffe im Schlagabtausch. Doch seit die AfD den Ton weiter verschärft, kontern Abgeordnete anderer Parteien härter. Dabei nehmen sie auch Weidels Leben in der Schweiz ins Visier.
Gegner reagieren mit Zwischenrufen
In den Protokollen des Bundestags sind nicht nur die Reden festgehalten, sondern auch akribisch jeder Zwischenruf. Eine Auswertung von Blick zeigt: Weidel wird in den Debatten zunehmend mit ihrem Schwyzer Wohnsitz konfrontiert.
In einer Haushaltsdebatte geschah das kürzlich gleich dreimal. «Wir machen Politik für das eigene Volk, und das unterscheidet uns ganz elementar von Ihnen», polterte Weidel gegen die anderen Parteien. «Sie wohnen doch in der Schweiz», rief Grünen-Fraktionschefin Britta Hasselmann (63) dazwischen.
Weidel fuhr unbeirrt fort, sprach von den «rechtschaffenen, steuerzahlenden Bürgern in diesem Land». Für die müsse man Politik machen. Darauf folgte der nächste Zwischenruf – diesmal von Alexander Hoffmann (50), Spitzenmann der CSU: «Das sagt eine, die in der Schweiz lebt!»
Und als Weidel den Abgeordneten empfahl, ihre Kinder in die deutschen Schulen zu schicken («dann wissen Sie auch, was los ist in diesem Land»), doppelte Mirze Edis (53) von den Linken nach: «Das sagt jemand, der in der Schweiz lebt!»
«Dann hätten wir eine Einreisende weniger»
Mit ihrem Schweizer Wohnsitz wird Weidel besonders dann konfrontiert, wenn sie erzählt, was ihrer Meinung nach schiefläuft in Berlin. So warf die AfD-Chefin der Bundesregierung im Sommer vor, «munter Afghanen per Flugzeug einzufliegen»: «Über den Familiennachzug wandert jährlich eine weitere Grossstadt ein.» Das sei menschenverachtend, konterte der Linken-Abgeordnete Luigi Pantisano (46): «Sie sollten in der Schweiz bleiben, dann hätten wir eine Einreisende weniger!»
Auch Linken-Fraktionschefin Heidi Reichinnek (37) attackierte Weidel in der Debatte scharf. Sie warf ihr «pure Heuchelei» vor: Es gehe Weidel nicht um die Menschen in Deutschland, sondern nur um den eigenen Vorteil. Spöttisch fragte sie: «Frau Weidel, wie lebt es sich denn so in der Schweiz mit der doppelten Diät?» Mit «Diät» meinte Reichinnek das Abgeordnetengehalt im Bundestag – so heissen die Bezüge der Parlamentarier offiziell.
Alice Weidel schweigt dazu
Ins Rampenlicht rückt der – von Gegnern immer wieder betonte – Kontrast zwischen der AfD-Politik und Weidels eigenem Leben. In einer Debatte zu queerpolitischen Fragen im Januar 2025 erinnerte die damalige SPD-Abgeordnete Anke Hennig (61) daran, dass Weidel in einer lesbischen Partnerschaft mit Frau und Kind sei. «Wie gut, dass Frau Weidel in der Schweiz lebt. Dadurch ist sie vor ihren eigenen Forderungen geschützt.»
Und Weidel selbst? Wird sie in den Debatten auf ihre Wohnsituation angesprochen, geht sie meist schlicht nicht darauf ein. Die AfD-Vorsitzende spricht ungern darüber. Im vergangenen Winter regte sie sich über die Fragen eines ZDF-Reporters dazu dermassen auf, dass sie kurzerhand ein Interview abbrach.