Darum gehts
- SRF-Direktorin Nathalie Wappler kündigt Rücktritt für April 2026 an
- Wappler betont, ihre Entscheidung sei persönlich und nicht durch Sparrunden beeinflusst
- Seit 2019 hat SRF über 50 Millionen Franken eingespart
Im Frühjahr 2019 wurde sie SRF-Direktorin an, nun kündigt Nathalie Wappler (57) ihren Rücktritt für April 2026 an. «Mit dann 58 Jahren will ich beruflich noch einmal ein neues Kapitel aufschlagen», wird sie in einer Medienmitteilung der SRG zitiert.
Ihre Amtszeit war geprägt von Sparrunden. Die «Tagesschau» läuft mittlerweile mittags und am Vorabend nur noch in einer «Kompakt»-Version, das Gesellschaftsmagazin «Gesichter & Geschichten» wurde neben anderen Formaten ganz vom Sender genommen. Kurz vor ihrem Rücktritt verkündete Wappler, dass nach dem Konsultationsverfahren 66 Stellen bei SRF gestrichen werden, 60 Prozent davon über die natürliche Fluktuation.
Blick: Nathalie Wappler, verlassen Sie das sinkende Schiff?
Nathalie Wappler: Nein, gar nicht. Wir sind sicherlich in einer herausfordernden Situation. Aber meine Entscheidung ist rein persönlich. Ich werde im nächsten Jahr 58 Jahre alt, war sieben Jahre lang SRF-Direktorin. Und an dieser Stelle möchte ich gerne etwas Neues machen. Meine Aufgaben gebe ich im April ab. Bis dahin ist genügend Zeit, um meine Nachfolge zu finden. Diese Person soll die nächste Transformation bei SRF und der SRG gestalten. Das ist also kein sinkendes Schiff.
Wie freiwillig war dieser Entscheid Ihres Rücktritts?
Völlig freiwillig. Ich habe mir im Sommer Gedanken über meine Zukunft gemacht und den Entschluss endgültig gefällt. Im Schnitt bleiben CEOs zwischen drei bis vier, manchmal fünf bis sechs Jahre im Amt. Mit sieben Jahren bin ich also lange dabei.
Haben die aktuellen Sparrunden Ihren Entscheid beschleunigt?
In einer solchen Position gehören schwierige Situationen dazu. Natürlich ist es anspruchsvoll, dauernd sparen zu müssen. Aber davon ist die ganze Medienbranche davon betroffen. Ich mache diesen Job immer noch wahnsinnig gerne und das bis zu meinem letzten Arbeitstag im kommenden April.
Die in Kreuzlingen TG aufgewachsene Nathalie Wappler studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Germanistik und arbeitete nach ihrem Abschluss als Redaktorin bei 3sat und ZDF. 2005 kam sie zum Schweizer Fernsehen, ab 2011 war sie dort Kulturchefin. 2016 wechselte die Hobby-Pianistin zum MDR – 2019 kehrte sie als neue SRF-Direktorin in der Nachfolge von Ruedi Matter (68) in die Schweiz zurück. Wappler war bis zu dessen Tod im Februar 2022 mit dem Medienwissenschaftler Wolfgang Hagen (†71) verheiratet.
Die in Kreuzlingen TG aufgewachsene Nathalie Wappler studierte Geschichte, Politikwissenschaft und Germanistik und arbeitete nach ihrem Abschluss als Redaktorin bei 3sat und ZDF. 2005 kam sie zum Schweizer Fernsehen, ab 2011 war sie dort Kulturchefin. 2016 wechselte die Hobby-Pianistin zum MDR – 2019 kehrte sie als neue SRF-Direktorin in der Nachfolge von Ruedi Matter (68) in die Schweiz zurück. Wappler war bis zu dessen Tod im Februar 2022 mit dem Medienwissenschaftler Wolfgang Hagen (†71) verheiratet.
Sie mussten einige Sparpakete verkünden und wurden so zu einem Gesicht für schlechte Nachrichten. Wie gehen Sie damit um?
Klar ist es nicht einfach, immer sagen zu müssen, wo man als Nächstes sparen muss. Gleichzeitig habe ich mich nicht als Überbringerin der schlechten Nachrichten gesehen. Im Gegenteil. Ich finde, wir haben viel erreicht. Kurz nachdem ich meine Position angetreten hatte, kamen die Corona-Pandemie und die ersten Sparmassnahmen. Das waren sehr herausfordernde Zeiten. Trotzdem habe ich mich immer gerne vor SRF gestellt und Verantwortung für alle Entscheide übernommen.
Noch ist unklar, wann über die Halbierungsinitiative abgestimmt wird. Haben Sie kein schlechtes Gewissen, das Unternehmen jetzt zu verlassen?
Wir gehen davon aus, dass darüber im März oder Juni 2026 abgestimmt wird. Und wenn die Abstimmung im März ist, bin ich ja im Wahlkampf noch voll dabei. Mir ist es weiterhin wichtig, mich mit Herzblut für SRF einzusetzen. Ich habe mein ganzes Berufsleben im Service Public verbracht und werde diesem auch ein Leben lang verpflichtet bleiben.
2018 sagten Sie bei der Medienkonferenz zu Ihrem Antritt, SRF müsse die Angebote und Ansprache für das junge Publikum klar verbessern. Ist Ihnen dies gelungen?
Ja. Wir haben die digitale Transformation bei SRF gut umgesetzt. Wir sind mit unseren digitalen Angeboten sehr gut unterwegs, sei das mit SRF News auf Instagram, mit «rec.», «Impact» oder anderen Angeboten für ein junges Publikum.
Auch sprachen Sie davon, einen guten Finanzhaushalt bei SRF erreichen zu wollen und spannende Kooperationen mit privaten Anbietern anzustreben.
Seit 2019 haben wir bei SRF über 50 Millionen Franken gespart. Der Finanzrahmen ging immer wieder zurück, deshalb mussten wir mehrmals Sparpakete schnüren. Und trotzdem haben wir unser Budget immer erreicht und uns gleichzeitig digital entwickelt. Zudem haben wir auch Kooperationen mit den Privaten, wie die neuste Vereinbarung mit den Verlegern, mit der wir die Medienvielfalt in der Schweiz stärken wollen.
Andere CEOs und Direktoren werden nach ihrem Rücktritt freigestellt. Sie arbeiten weiter. Wie intensiv?
Ich bin noch voll dabei. Wichtig ist, gemeinsam mit der SRG-Geschäftsleitung die neuen Pfeiler einzuschlagen. Und ich sehe es als verantwortungsvolle Führung, jetzt mitzuteilen, dass ich in acht Monaten ausscheide und jetzt rasch die Suche nach einer Nachfolge gestartet werden kann. Für eine Nachfolge, die den Transformationsschritt aktiv begleiten, steuern und gestalten kann. Die Zeiten bleiben anspruchsvoll. Und das ist etwas, was ich in den sieben Jahren bei SRF gelernt habe.
Können Sie im Prozess um Ihre Nachfolge mitreden?
Das läuft über die Trägerschaft, also über die Regionalgesellschaften der SRG in Zusammenarbeit mit dem Verwaltungsrat und SRG-Generaldirektorin Susanne Wille. Ich bin nicht involviert.
Mit Susanne Wille wurde eine der breiten Öffentlichkeit bekannte Person SRG-Direktorin. Braucht es auch beim SRF ein bekanntes Gesicht an der Spitze, um die Akzeptanz von SRF im Volk zu steigern?
In beiden Positionen braucht es gute Leute und geht es um die Frage der Kompetenzen und nicht um die Frage, ob man schon Bekanntheit hat. Susanne Wille hat mit ihren Kompetenzen überzeugt.
Sie sprachen von Ihrem nächsten Kapitel nach dem April 2026. Wohin wollen Sie in Ihrem Leben als Nächstes?
Der erste Schritt war die jetzige Rücktrittsankündigung. Damit habe ich auch ein Fenster geöffnet für Neues. Jetzt schaue ich, was weiter auf mich zukommt. Die Zeit dazu möchte ich mir gerne nehmen.
Also haben Sie noch nichts Konkretes in Aussicht?
Nein, was nach dem April kommt, ist noch völlig offen.