SRG baut bis 2029 900 Stellen ab
Lässt sich so Ja zur SVP-Halbierungs-Initiative verhindern?

SRG-Direktorin Susanne Wille muss bis 2029 900 Vollzeitstellen abbauen, um den angepeilten Sparplan einzuhalten. Blick ordnet die offenen Fragen zur grossen Sparrunde ein.
Publiziert: 16:45 Uhr
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Aktualisiert: 18:14 Uhr
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Unschöne Neuigkeiten: Susanne Wille, hier beim Swiss Media Forum in Luzern im Mai 2025, muss einen Abbau von 900 Vollzeitstellen bis 2029 ankünden.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • SRG-Direktorin Susanne Wille muss bis 2029 900 Vollzeitstellen einsparen
  • Wo genau gespart wird, ist noch offen
  • Ein Teil geschieht über natürliche Abgänge, Kündigungen sind aber nicht zu vermeiden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude GalliRedaktor People

Bis 2029 wird die SRG voraussichtlich 900 Vollzeitstellen abbauen, um das angestrebte Sparziel von 270 Millionen zu erreichen, wie am Montagmittag in einer Medienmitteilung bekannt gegeben wurde.

Der Zeitpunkt ist überraschend und die Tragweite massiv. Die SRG wies per Ende 2024 einen Personalbestand von 7134 Mitarbeitenden aus (siehe Grafik). Die 900 Stellen entsprechen rund 12,6 Prozent der Belegschaft.

Doch die Information ist eigentlich «nur» die logische Folge aus einer ersten Ankündigung vom 30. Juni dieses Jahres. «Derzeit gehen wir von einer höheren dreistelligen Zahl von Stellen aus», sagte SRG-Direktorin Susanne Wille (51) damals in Bern.

Genauer wollte die SRG im Juni 2025 nicht werden. Jetzt hat sie die Zahl der Stellen konkretisiert. Dennoch stellen sich diverse Fragen.

Wie erklärt Susanne Wille persönlich die Massnahme?

«Wir bedauern diesen Stellenabbau. Die politischen Entscheidungen sowie das Umfeld, in dem wir uns als Medienunternehmen bewegen, lassen uns keine andere Wahl. Die SRG gestaltet den Stellenabbau so verantwortungsvoll und sozialverträglich wie möglich», lässt sie sich in der Mitteilung zitieren. «Ich kämpfe weiter für eine starke SRG. Darum treiben wir die Transformation konsequent voran. Als weiteren Schritt stellen wir die Geschäftsleitung neu auf und verkleinern sie», so Wille. Damit meint sie Swissinfo, welches ab Frühling 2026 nicht mehr Teil der Geschäftsleitung ist.

Wieso müssen bis 2029 270 Millionen gespart werden?

Der Bundesrat hat beschlossen, die Medienabgabe für Haushalte bis 2029 von 335 auf 300 Franken zu senken und weitere Unternehmen von dieser Gebühr auszunehmen. Das führt bis 2029 zu Mindereinnahmen von 120 Millionen. Dazu kommen der Rückgang der Werbeeinnahmen von geschätzt 90 Millionen sowie die Teuerung, die mit geschätzt 60 Millionen auf die Betriebskosten einwirkt.

Wie soll dieser Abbau genau ablaufen?

Der Abbau von 300 der insgesamt 900 Vollzeitstellen ist bereits im Gange. Die weiteren 600 Stellen müssen bis Ende 2029 eingespart werden. Entlassungen sind unumgänglich. Ein Teil soll über Fluktuation und Pensionierungen abgebaut werden. Die Umsetzung spüren zunächst die Personal- und die Finanzabteilung. Sie laufen ab Januar 2026 SRG-weit einheitlich.

Was versteckt sich hinter «Enavant SRG SSR», von dem Wille spricht?

«Enavant» bedeutet auf Rätoromanisch «vorwärts». Damit umschreibt SRG den Strategieprozess und die Organisationsentwicklung bis Ende 2029. Ebenfalls im Auge hat die SRG damit die veränderte Mediennutzung und den internationalen Wettbewerb. Im Einklang damit läuft bei SRF das strategische Unternehmensprojekt «SRF 4.0», dem im Februar 2025 unter anderem das Gesellschaftsmagazin «G&G – Gesichter und Geschichten» zum Opfer fiel.

Welche Unternehmenseinheiten sind besonders betroffen?

Dazu schreibt die Medienstelle gegenüber Blick: «Finale Aussagen zu einzelnen Bereichen sind zum heutigen Zeitpunkt noch nicht möglich, da zuerst eine bereichsübergreifende Abstimmung der Kostenmassnahmen erfolgen muss. In den nächsten Monaten wird definiert, welche Positionen und Stellen im Unternehmen eingespart werden müssen.»

Der Zeitpunkt so bald vor den Feiertagen scheint unglücklich, Mitarbeiter sorgen sich um ihre Zukunft. Was sagt die SRG dazu?

«Es ist unser Anspruch, die Mitarbeitenden laufend und so transparent wie möglich zu informieren», schreibt die SRG gegenüber Blick. «Wir kommunizieren in der Regel dann, wenn Geschäftsleitung und Verwaltungsrat wichtige Entscheide definitiv gefällt haben. Das war vor wenigen Wochen der Fall, als erste strategische Entscheide aus Phase 3 von ‹Enavant› getroffen wurden. Zudem wollten wir die Information und das Konsultationsverfahren klar vor den Feiertagen abgeschlossen haben.»

Ist der Abbau eine Aktion, um die Stimmung im Abstimmungskampf vor dem 8. März 2026 zu beeinflussen? Bei einer Annahme könnten rund 2400 Vollzeitstellen betroffen sein.

Von der Medienstelle heisst es gegenüber Blick: «Nein. Das sind zwei total unterschiedliche Dinge: Die SRG steht vor grossen Herausforderungen. Sie muss sich transformieren, um den Medienbedürfnissen der Zukunft zu entsprechen. Und sie muss bis 2029 rund 270 Millionen Franken einsparen, unter anderem weil der Bundesrat eine Reduktion der Medienabgabe beschlossen hat. Diesen Herausforderungen begegnen wir mit dem Transformationsprojekt ‹Enavant›. Damit können wir sicherstellen, dass die SRG weiterhin regional verankert ein journalistisches Vollprogramm in vier Sprachen produzieren kann. Dies unabhängig vom Ausgang der Abstimmung zur Halbierungsinitiative.»

Dennoch liegt es auf der Hand, dass der am Montag angekündigte Sparhammer das Abstimmungsverhalten bei der Halbierungs-Initiative beeinflussen könnte. Den einen oder die andere dürfte die Aussicht auf einen noch grösseren SRG-Abbau möglicherweise aufschrecken und zu einer Ablehnung der Initiative verleiten. Denn gemäss einer Analyse im Auftrag des Bundesamts für Kommunikation (Bakom) fallen bei einer Annahme insgesamt 2400 Vollzeitstellen weg – zusätzlich zu den jetzt angekündigten 900 also 1500 weitere.

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