Darum gehts
- Militär-Influencerin kritisiert harte Rituale bei Beförderungen in der Schweizer Armee
- Cécile Klusák fordert Kader auf, den Teufelskreis zu durchbrechen
- 22 Soldaten suchten nach Faustschlägen bei Beförderung den Truppenarzt auf
2018 liess eine Kompaniekommandantin in Colombier NE ihre Rekruten mit Faustschlägen auf Schlüsselbein und Schulter «befördern». 22 Soldaten suchten danach den Truppenarzt auf, zwei mit Verdacht auf Rippenbrüche – es folgten Strafanzeige und Dispensationen. Militär-Influencerin Cécile Klusák (28) kennt die Zustände in der Schweizer Armee bestens. Sie ist Wachtmeisterin und Chefredaktorin der Zeitschrift «Schweizer Soldat». Klusák hat eine klare Meinung: Solche «Rituale» bei Zeremonien wie derjenigen im Jahr 2018 seien nicht mehr tragbar. Auf Instagram richtet die Zürcherin darum einen dringenden Appell an alle zukünftigen Militär-Kader der Schweizer Armee. «Bitte, bitte! Hört endlich auf mit so Scheiss! Ihr habt es in der Hand. Ihr könnt es besser machen. Ihr könnt den Teufelskreis brechen.»
Klusák weiter: «Bitte macht euch Gedanken über euer Verhalten, über das Verhalten eurer früheren Kader, wie ihr es besser machen wollt und auch was euer Verhalten für Auswirkungen hat – nämlich mehr, als ihr denkt». Zwar kämen solche Vorfälle nicht mehr ganz so oft vor, weil man mittlerweile mehr darauf achte. Aber: «Es ist ein Kreislauf! Wahrscheinlich war es bei den Offizieren selbst so bei der Zeremonie, dass ihre Offiziere und ihre Vorgesetzten auch so hart zugeschlagen haben. Und was passiert? Die Erinnerung dran verschwimmt ein bisschen», erklärt die Wachtmeisterin. Man könne sich nicht mehr so genau an die Vorkommnisse erinnern – und beginne, sie zu rechtfertigen. «Und dann sagt ihr: Das gehört halt zum Militär!»
«Ihr beeinflusst die ganze RS!»
Klusák ist es wichtig, zu betonen, welche Verantwortung auf den Schultern der Militär-Kader lastet. Es gelte, richtig mit ihr umzugehen: «Ihr als Kader habt Verantwortung für eure Leute, für erwachsene Menschen, die meisten davon wollen gar nicht da sein.» Am Anfang seien die Rekruten ausgeliefert, «sie kommen dorthin, keine Ahnung vom Militär, sie müssen alles neu lernen». An dieser Stelle sei es auch wichtig, dass zukünftige Soldaten zuhörten: «Sie dürfen nicht alles mit euch machen!»
Bei allfälligen Grenzüberschreitungen gäbe es interne und externe Stellen, bei denen sich Rekrutinnen und Rekruten melden könnten, erklärt die Zürcherin weiter. Und wird noch einmal eindringlich, was das Verhalten von Vorgesetzten angeht: «Durchbrecht den Zyklus! Ihr seid verantwortlich dafür, was die nächste Generation von Kadern macht!»