Darum gehts
- Michael Pereira aus Zürich wurde zum Mr. Gay Europe gekürt
- Er hat das Projekt «Safe to Grow» für Schutz queerer Kinder ins Leben gerufen
- Pereira lebt seit sieben Jahren mit Partner zusammen und arbeitet im Kinderspital
Michael Pereira (31) aus Zürich wurde am vergangenen Wochenende in Amsterdam als erster Schweizer überhaupt zum Mr. Gay Europe gekürt. «Ich wurde in den sozialen Medien auf den Wettbewerb aufmerksam und war eigentlich erst etwas abgeneigt», sagt Pereira im Gespräch mit Blick. «Erst als ich sah, dass man mit dem Titel auch ein Botschafter für die Gemeinschaft ist und man ein Projekt ins Rollen bringen kann, habe ich mich angemeldet. Ein guter Entscheid!» Mit dem Titel will der angehende Kinderarzt jungen queeren Menschen Mut spenden.
Der in Zermatt VS aufgewachsene Mann hat in seiner Kindheit Ausgrenzung erlebt. «Ich merkte sehr schnell, dass ich andere Interessen als die anderen Jungs habe und anders bin», sagt er. «Und im kleinen Dorf hatte ich niemanden, dem es ähnlich ging. Auch andere Vorbilder fehlten mir.» Es kam zu Mobbing: «Verbal. Aber es gab auch physische Auseinandersetzungen. Meine aus Portugal eingewanderten Eltern waren überfordert mit der Situation. Das war keine schöne Zeit. Erst im Gymnasium in Brig fing ich an, mich in einer Klasse wohlzufühlen», sagt Pereira.
Das Zuhause soll ein Safe Space für queere Kinder werden
Die Ausgrenzung führte auch dazu, dass Pereira lange brauchte, um zu sich selbst zu stehen. «Ich wollte den Menschen, die mich mobbten, nicht recht geben. Ich dachte: Dann bin ich das Monster, von dem sie immer sprachen», sagt er. Als 18-Jähriger teilte er dann sein Geheimnis mit der Welt. «Da merkte ich, dass ich den Mobbern damit die Macht über meine Person genommen habe. Ein guter Schritt.»
2020 hat Pereira doktoriert, arbeitet aktuell im Kinderspital Zürich und steht vor seiner Facharztprüfung. Seit 2020 lebt er mit seinem Partner Dominic Barker (29) zusammen in Zürich, seit sieben Jahren sind sie ein Paar. «Verheiratet auf dem Papier sind wir noch nicht», meint er mit einem Lachen. Stattdessen gaben sie sich in Portugal ein zeremonielles Liebesversprechen im Kreis ihrer Liebsten. Auch Zermatt besuchen die beiden hin und wieder. Sein Bruder lebe noch da, seine Eltern nicht mehr. «Heute können mir die Menschen, die mich hänselten, kaum in die Augen schauen», sagt er.
Er will seine eigene Praxis
Beim Mobbing will Pereira mit seinem Projekt «Safe to Grow» ansetzen. Fachpersonen wie Ärzte sollen im Umgang mit queeren Kindern und Jugendlichen geschult werden. «Oftmals sind sie die ersten Ansprechpersonen für Eltern, die nicht wissen, was mit ihrem Kind ist.» Auch wichtig sei insbesondere der Umgang mit Transpersonen. «Beispielsweise bei der Raumeinteilung. Wo eine Person mit weiblichen Attributen, aber männlichen Pronomen ihren Platz findet und wie man mit Zimmergenossen oder -genossinnen umgeht.» Und auch an Schulen soll sensibilisiert werden.
Nach seiner Facharztprüfung will Pereira eine eigene Kinderarzt-Praxis eröffnen, aber auch weiter im Kinderspital arbeiten. «Der Mix gefällt mir. So kann ich Familien länger begleiten und auch im Spital etwas bewirken.»