Holt die Schweizer Regisseurin Petra Volpe einen Oscar?
Warum eine Aargauerin die Chance hat, Hollywood zu erobern

Petra Volpe zog in die weite Welt, um dem Schweizer Film neues Leben einzuhauchen. Die Aargauerin liefert aus ihren Wahlheimaten Berlin und New York am Laufband lokale Geschichten mit internationaler Relevanz. Ihr Spital-Drama «Heldin» könnte sogar einen Oscar gewinnen.
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Regisseurin Petra Volpe könnte es bald zu ihrem ersten Oscar schaffen.
Foto: AFP

Darum gehts

  • Petra Volpes «Heldin» auf Oscar-Shortlist für besten internationalen Film
  • Film thematisiert Pflegekräftemangel und hat internationale Relevanz
  • 15 Filme auf der Oscar-Shortlist, 5 werden für Nominierung ausgewählt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Wo hört gesellschaftliche Debatte auf – und wo fängt Leinwand-Unterhaltung an? Für Petra Volpe (55), eine der erfolgreichsten Schweizer Regisseurinnen, gibt es da keine Diskrepanz. Die Aargauerin holte 2017 mit «Die göttliche Ordnung» die Geschichte des Schweizer Frauenstimmrechts ins Kino, der Film wurde national einer der erfolgreichsten – und feierte auch in Ausland, beispielsweise am Tribeca Film Festival, beeindruckende Erfolge.

Ihr Spital-Drama «Heldin», das eine Pflegefachfrau durch ihre unterbesetzte Spätschicht begleitet, strotzt vor noch mehr internationaler Relevanz. Nicht zuletzt darum findet sich der Film auf der Shortlist für die nächstjährigen Oscars. «Die Konkurrenz ist riesig», erklärt Volpe gegenüber Blick. Eine Nominierung für den wichtigsten Branchen-Preis ist dennoch alles andere als unrealistisch.

Die Zeichen stehen gut

Sie habe mit «Heldin» eine «physische Erfahrung» hervorrufen und «das Abstrakte fühlbar machen» wollen, indem sie ihre Publikum mit zur Nachtschicht nehme, erklärt Volpe. Die Empathie für Protagonistin Floria (Leonie Benesch, 34) soll nicht zuletzt politisches Bewusstsein erzeugen: «Wir lesen fast jeden Tag vom Fachkräftemangel in Schweizer Spitälern». Ihr Ziel war es auch, in Bundesbern ein Umdenken anzustossen, die Entscheidungsträger zu berühren. Und jetzt also die Academy in Los Angeles. Die Zeichen dafür stehen gut.

Die Regisseurin erklärt: «Das Gesundheitssystem ist auch in den USA ein Riesenthema, das betrifft uns alle, weil wir älter und kranker werden.» «Heldin» trifft einen universellen Nerv. «Darum funktioniert der Film in den unterschiedlichsten Kulturen.»

«Wir sind der Aussenseiter»

Der Weg zur vergoldeten Auszeichnung, die jedes Jahr unter der Sonne Kaliforniens vergeben wird, ist aber gewiss noch ein langer – das weiss auch Petra Volpe. «Es ist ein bisschen David gegen Goliath», erklärt sie. «Es gibt sehr viele Filme, die sehr mächtige und sehr potente Verleiher haben und sehr, sehr viel Geld in ihre Kampagnen stecken.» Volpe und ihr Team hätten aus wenigen Mitteln «das Beste rausgeholt». Sie habe eigentlich nicht damit gerechnet, es in den Kreis der erlauchten 15 Filmen auf der Oscar-Shortlist zu schaffen «und jetzt sind wir so etwas wie der Aussenseiter, das ‹Dark Horse›, wie man auf Englisch sagt.»

Lobbyarbeit gehört in der Phase vor den Nominierungen zur Pflichtübung, Volpe und ihr Team machen sich jetzt auf die Suche, «wo wir noch ein paar Franken herbekommen können.» Dafür geht es jetzt ins kalifornische Künstlerparadies Palm Springs, wo viele der Wählerstimmen sitzen. Bereits im Januar stellt die Regisseurin mit «Frank & Louis» am renommierten Sundance Film Festival ihr erstes englischsprachiges Werk vor. Just zur selben Zeit sollte übrigens klar werden, ob «Heldin» tatsächlich unter die letzten fünf kommt. «Es wäre eine Art Wunder», lacht Volpe. «Es ist schon cool, dass wir überhaupt so weit gekommen sind – und jetzt noch mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema bekommen.»

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