Die grössten Hollywood-Erfolge von Arthur Cohn
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Filmproduzent verstorben:Die grössten Hollywood-Erfolge von Arthur Cohn

Basler, Weltbürger, Hollywood-Gigant
Arthur Cohn ist im Alter von 98 Jahren verstorben

Er gewann sechs Oscars und bekam als erster Produzent ausserhalb der USA einen Stern auf dem «Walk of Fame in Hollywood». Nun ist der Schweizer Filmproduzent im Alter von 98 Jahren verstorben.
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Arthur Cohen posiert im Jahr 2000 in seinem Basler Büro. Seinen sechsten Oscar erhielt er für den Dokumentarfilm «One Day in September».
Foto: KEYSTONE

Darum gehts

  • Oscar-Preisträger Arthur Cohn im Alter von 98 Jahren verstorben
  • Cohn war Filmproduzent, Weltbürger und eng mit Basel verbunden
  • Sechsfacher Oscar-Gewinner und erster Produzent mit Hollywood Walk of Fame-Stern
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Jean-Claude GalliRedaktor People

Er war unser einziger Hollywood-Gigant: Nun ist der sechsfache Oscar-Preisträger Arthur Cohn (1927–2025), einer der erfolgreichsten Filmproduzenten überhaupt, am heutigen Freitag im Alter von 98 Jahren in Jerusalem gestorben, wie seine Kinder gegenüber tachles.ch bestätigen. Um sein aktuelles Alter machte er stets ein kleines Geheimnis: «Ich bin so alt wie meine Filme», pflegte er zu scherzen. Zeitlebens war Cohn aufs Innigste mit seiner Heimatstadt Basel verbunden und hier und in den USA wohnhaft, bevor er spät noch nach Israel dislozierte, wo seine drei Kinder und seine Enkelkinder leben. Er selber bezeichnete sich stolz als «Weltbürger». 

Cohns Grossvater war der erste vollamtliche Rabbiner der Israelitischen Gemeinde und sein Vater Marcus ein bekannter Anwalt, der während der Nazi-Zeit das Palästina-Amt mitgründete und deutschen Juden Einreisevisa für Israel beschaffte. Später war er auch an der Ausarbeitung der israelischen Verfassung beteiligt. Arthur Cohn wuchs mit vier Geschwistern auf.

Seine musische Seite und sein künstlerisches Geschick bekam er von seiner Mutter Rose mit, die Gedichte verfasste und als Autorin für das berühmte Polit-Ensemble Cabaret Cornichon mit Alfred Rasser (1907–1977) tätig war.

Mann mit Gespür

Arthur Cohn wurde am 4. Februar 1927 in Basel geboren. Nach der Matur nahm er zunächst ein Jurastudium an der Uni Basel in Angriff, das er nach sechs Semestern abbrach. Dann war er als Journalist tätig, so für das renommierte Radio-Format «Echo der Zeit». Parallel begann er mit dem Verfassen von Drehbüchern und tauchte in die Kinowelt ein. Cohn spezialisierte sich früh auf Dokumentarfilme, gedreht an den Original-Schauplätzen. Daneben hatte er ein untrügliches Gespür für die filmische Umsetzung von geeigneten literarischen Stoffen.

Mit 35 Jahren landete er seinen ersten grossen Coup. Der Dokfilm «Nur Himmel und Dreck», den er mit René Lafuite (1901–1964) realisierte, wurde 1962 mit einem Oscar ausgezeichnet. 1991 mit «American Dream», gemeinsam mit Barbara Kopple (76), und 2000 mit «Ein Tag im September», gemeinsam mit Kevin Macdonald (55), wiederholte er diesen Erfolg in derselben Kategorie.

Zeitlich dazwischen wurden drei seiner stärksten Werke in der Sparte «Bester fremdsprachiger Film» mit einem Oscar ausgezeichnet: «Der Garten der Finzi Contini» (1972) von Vittorio de Sica (1901–1974), «Sehnsucht nach Afrika» (1977) von Jean-Jacques Annaud (79) und «Gefährliche Züge» (1985) von Richard Dembo (1948–2004). In diesem fiktiven Thriller angelehnt an das reale Schach-WM-Duell zwischen Viktor Kortschnoi (1931–2016) und Anatoli Karpow (71) brillieren Michel Piccoli (1925–2020) und Liv Ullmann (84), mit der ihn eine lebenslange Freundschaft verband. Als Cohns letztes filmisches Vermächtnis geht «Das etruskische Lächeln» von 2018 in die Geschichte ein.

Ein Stern auf dem Boulevard

Weitere herausragende Produktionen waren «Siebenmal lockt das Weib» von 1967 mit Peter Sellers (1925–1980) und Shirley MacLaine (88), «Sonnenblumen» von 1970 mit Sophia Loren (88) und Marcello Mastroianni (1924–1996) oder «Die Kinder des Monsieur Mathieu» von 2004. «Central Station» unter der Regie von Walter Salles (66) wurde 1998 in Berlin mit einem Goldenen Bären geehrt und für einen Oscar nominiert. Auch «Hinter der Sonne», ebenfalls mit Salles als Regisseur, erhielt eine Oscar-Nominierung.

Cohn trug den Ehrendoktorhut der Boston University, der Yeshiva University, der Uni Basel und der Bar-Ilan-Universität. 1995 ehrte ihn das französische Kulturamt mit dem Commandeur de l’Ordre des Arts et des Lettres, dem höchsten Orden für Nichtfranzosen. Am 17. November 1992 war er der erste Produzent ausserhalb der USA, der einen Stern auf dem «Walk of Fame» in Hollywood bekam. 2005 erhielt er den UNESCO-Award. 2019 wurde Cohn schliesslich von der Cinema-for-Peace-Foundation in Berlin für sein Lebenswerk ausgezeichnet.


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