Darum gehts
- Skandal um Miss Universe Switzerland: Kandidatinnen erheben schwere Vorwürfe gegen Organisation
- Teilnehmerinnen beklagen hohe Kosten, chaotische Organisation und unangemessenen Druck
- 21 Finalistinnen zahlten je 2900 Franken Antrittsgebühr für Teilnahme
Der Skandal um die Bedingungen für die Kandidatinnen bei der Wahl zur Miss Universe Switzerland spitzt sich zu. Ausser für die Tessinerin Siegerin Naima Acosta (20), die am letzten Samstag im Berner Kursaal die Krone gewann und sich nun auf das Weltfinale am 21. November in Thailand vorbereitet.
Viele der diesjährigen 21 Finalistinnen, die je 2900 Franken Antrittsgebühr bezahlt haben, erheben schwere Vorwürfe gegen die Organisation, wie Blick berichtete. Eine der Frauen, die nicht am Finale teilnahmen, ist Alexandra Mehl (42), Ingenieurin und Mutter eines siebenjährigen Sohnes. Sie zog nach sechs Monaten die Reissleine. «Niemand seitens der Organisation sagte uns zu Beginn, dass wir ab März jedes Wochenende verfügbar sein müssen. Es fühlte sich an wie ein Vollzeitjob – nur ohne Lohn», beschwert sie sich.
Zugtickets mussten sie selbst bezahlen
Plötzlich habe es geheissen: «Am Samstag seid ihr in Genf, nächstes Wochenende im Tessin, seid um neun Uhr vor Ort.» Alle Zugtickets hätten sie selbst bezahlen müssen. «Wir wurden quer durch die Schweiz geschickt, obwohl viele Familie oder Jobs haben. Für mich war das schlicht nicht machbar.» Vor Ort erwarteten die Frauen oft chaotisch organisierte Promotionsevents. «Es gab kaum zu essen oder zu trinken. Teilweise gar nichts. Wir haben bezahlt und bekamen am Ende abgelaufenen Thunfischsalat», erzählt sie empört.
Grenzüberschreitend sei für sie zudem gewesen, «dass mir seitens der Organisation geraten wurde, zehn Kilo abzunehmen – bei meinen 1,68 Metern und 55 Kilo! Der Druck auf Körper und Aussehen war enorm. Irgendwann verlor ich das Vertrauen in die Organisation und bin gegangen.» Trotz ihres Ausstiegs wollte sie ihre Mitstreiterinnen nicht im Stich lassen und besuchte das Finale als Zuschauerin. Zwei Tickets à 150 Franken hat sie bezahlt. Auf dem Balkon mit schlechter Sicht. «Ich wollte sehen, was da abgeht – und war schockiert.» Die Kronenanwärterinnen hätten ab acht Uhr morgens im Backstage-Bereich ausharren müssen, ohne ihn verlassen zu dürfen. Diese Beobachtung deckt sich mit Blick-Informationen. «Essen und Getränke mussten sie sich von aussen liefern lassen – selbstverständlich auf eigene Kosten.»
Nach Monaten voller Stress, Druck und beleidigender Kommentare hat Alexandra Mehl die Konsequenzen gezogen. «Ich bin froh, ausgestiegen zu sein.» Mit den Vorwürfen konfrontiert, schreibt Lisa Poffet (56), Präsidentin der Miss Universe Switzerland an Blick: «Ich möchte betonen, dass wir die Gesundheit unserer Teilnehmerinnen nie gefährden würden. Die Behauptung, es seien abgelaufene Lebensmittel bereitgestellt worden, ist völlig unbegründet.» Und sie fügt an: «Unsere Priorität war es immer, den Finalistinnen eine Plattform zu bieten, um sich persönlich und beruflich entwickeln zu können. Wir bedauern zutiefst, wenn einige Teilnehmerinnen anderer Meinung sind. Wir sind stolz auf die wertvollen Möglichkeiten, die wir ihnen geboten haben.»