Backstage im Hallenstadion mit Trauffer
«Ich sah Maja und war hin und weg»

Als kleiner Bub schwärmte Alpentainer Marc Trauffer von Maja Brunner, der Königin des volkstümlichen Schlagers. Am letzten Wochenende standen die beiden zum ersten Mal gemeinsam auf der Bühne.
Publiziert: 17.11.2025 um 16:28 Uhr
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Aktualisiert: 17.11.2025 um 16:57 Uhr
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Marc Trauffer und Maja Brunner singen im Hallenstadion im Duett.
Foto: Adrian Bretscher

Darum gehts

  • Trauffer und Maja Brunner zusammen im Hallenstadion
  • Trauffer schwärmte als kleiner Bub für Brunner
  • Singen im Hallenstadion vor 13'000 Menschen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Ruth Brüderlin
Ruth Brüderlin
Schweizer Illustrierte

Soundcheck im Hallenstadion. Trauffers Schlachtruf «Jo lo lo jolodi jo» hallt durch die Leere. Hinter der Bühne wartet Maja Brunner (74) bis sie dran ist. Alle müssen immer wieder auf ihren Einsatz warten, bis es losgeht, bis die letzten technischen Probleme behoben sind. Marc Trauffer (46) der Mundartsänger aus dem Berner Oberland, hat zur «Heubode-Party» in Zürich gerufen. Ein Mammutprojekt: drei Konzerte an zwei Tagen. Im Zentrum: Trauffer, seine Band und kurze Gastauftritte von Schlagerstar Beatrice Egli, dem Männerchor Heimweh und eben Maja Brunner, die mit Trauffer zwei Lieder im Duett singt.

Zeitweise stehen bis zu 65 Menschen gleichzeitig auf der Bühne im Hallenstadion, 200 Helfer schuften backstage, und im Saal feiern an jedem der beiden Abende 13'000 Menschen drei Stunden lang. Für die Kindervorstellung am Sonntagnachmittag mit den Schwiizergoofe gingen bereits im Vorverkauf über 9000 Tickets weg.

Maja Brunner ist parat für den Soundcheck, fremdelt aber noch mit der Technik. Zum ersten Mal in fast 40 Jahren Profikarriere muss sie mit In-Ear-Kopfhörern auftreten. Heisst, sie hat Stöpsel in den Ohren, über die sie die Live-Musiker hört, sich selbst und natürlich ihren Duettpartner Marc Trauffer – aber kaum das Publikum.

Ein seltsames Gefühl sei das, sagt sie, «daran muss ich mich zuerst gewöhnen. Aber an einem Ort wie dem Hallenstadion ist es halt nicht anders möglich.» Das Echo, der Hall, der zeitverzögert von einer Ecke in der anderen ankommt, das Publikum, das lauthals mitsingt (zur Freude der Performer), das jubelt (ja!) und euphorisch mitklatscht (nie wirklich im Takt), kumulieren auf der Bühne zu einer Kakofonie. Sängerinnen und Sänger kämen völlig aus dem Tritt.

Im Pischi vor dem Fernseher

Maja Brunner ist parat. Sie betritt die Bühne zum Soundcheck. Bekleidet mit einem warmen, karierten Flanellhemd in Rottönen, begleitet von einem Schwarm junger Männer mit nacktem Oberkörper und roten Fächern. Trauffer nimmt sie in Empfang. Gemeinsam stimmen sie das Lied an, mit dem Brunner 1987 in Dortmund den Grand Prix der Volksmusik gewann: «Das chunnt eus spanisch vor, das chunnt eus gopferdeckel spanisch vor.» Der lüpfige Ohrwurm mit dem damals eher ironisch gemeinten Text des Drehbuchautors Charles Lewinsky.

Artikel aus der «Schweizer Illustrierten»

Dieser Artikel wurde erstmals in der «Schweizer Illustrierten» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.schweizer-illustrierte.ch.

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«Damals», erzählt Marc Trauffer später backstage in der Kantine, «sass ich als Achtjähriger nach dem Znacht im Pischi mit einem Kägi fret und der Familie vor dem Fernseher. Das war für mich ein Riesending, und als ich Maja sah, war ich hin und weg. Ich fand sie wunderschön.» Fortan ist er ihr begeisterter Fan, eine Compilation-CD vom Grand Prix der Volksmusik ist die erste CD, die er kauft, und vier Jahre später darf er mit seinen Eltern auf die Rigi, wo Maja Brunner die Hauptrolle im Musical «Seldwyla 91» spielt. «Ich war im siebten Himmel», sagt Trauffer und lacht schallend.

Und dann lernen sie sich kennen

Im Oktober 2015 lernen sie sich persönlich kennen. Beide sind Gast in der Samstagabend-TV-Show «100% Schweizer Musik – Peter Reber & Friends». Als Maja erfährt, dass sie Trauffers Schwarm war, ist sie total gerührt: «Ich finde dich zum Knuddeln.» Noch heute könnte sie das, sagt sie.

Damals ist Trauffer ein aufstrebender junger Musiker, aber noch nicht der erfolgreichste Schweizer Mundartsänger. Er hat Erfolg mit seiner Mischung von Rockelementen und Volkstümlichem, Gassenhauern mit eingängigen Titeln wie «Müeh mit de Chüeh» oder eben dem leicht frivolen «Z’jung für mii»

«Das Lied mit Maja zu singen, stand schon lange auf meiner Wunschliste», sagt Trauffer. «Ich hatte das Gefühl, jetzt ist der Moment, jetzt passt es.» Ein bisschen Bammel habe er gehabt, sie zu fragen, ob sie mitmache: «Ich dachte, entweder sie findet es super – oder voll daneben.» Brunner sagt mit Freude zu – und singt bei den Proben alle an die Wand. Sagt Trauffer.

Er hatte alle Mitwirkenden in sein Hotel in Hofstetten in Berner Oberland eingeladen und probte zwei Tage lang intensiv in der Turnhalle des Dorfes. «Als Maja loslegte, fielen unseren jungen Musikern die Kiefer runter», erzählt Marc Trauffer. «Der liebe Gott meint es gut mit ihr, auch jetzt, mit 74, hat ihre Stimme absolut nichts von ihrer Kraft verloren. Und mit ihrem Lachen, ihrem Strahlen hatte sie sowieso alle sofort im Sack.»

Es zieht in den Gängen

Am vergangenen Samstagnachmittag stehen die ersten Fans schon um 15 Uhr in der Kälte am Eingang des Hallenstadions. Auch drinnen ist es klamm. In den langen Gängen der Garderoben zieht es. Maja Brunner hat sich ihren roten Bademantel über die Knie gelegt. «Vor dem Soundcheck war ich nervös», gibt sie zu, «ich habe noch nie live vor so vielen Leuten gesungen.» Sie stand zwar schon für Fernsehshows auf dieser Bühne, aber die Sendungen wurden jeweils aufgezeichnet.

«Jetzt bin ich zuversichtlich und freue mich, wenn es losgeht.» Ihre Stärke seien Auftritte in kleineren Locations, idealerweise so vor hundert Leuten, denen sie in die Augen sehen und mit denen sie schäkern könne. «Dann fühle ich mich in meinem Element.» Nach den Shows im Hallenstadion wird sie restlos begeistert sein. Sie wird von der Stimmung schwärmen, von «diesem grossartigen, einzigartigen Erlebnis» – und von Trauffer. «Wie der das Publikum abholen kann! Das ist super! Was er und sein Team lieferten, war eine absolute Oberhöchstleistung!

Warten, essen, proben

Noch dauert es ein paar Stunden, bis es losgeht. Das heisst für alle warten. Die einen essen, andere geben Interviews und Marc Trauffer ist an einem Meet and Greet mit Fans. Der Männerchor Heimweh nutzt die Akustik in den Korridoren für eine Probe im kleinen Kreis. Die Vibrationen der Männerstimmen sind meterweit körperlich spürbar. Ein Hühnerhautmoment. Einen Gang weiter folgt eine Schar Interessierter einer Backstage-Führung.

Die Anspannung steigt. Alle warten. Auch im Saal. Die Stimmung im Publikum steigt. Es ist auffällig heterogen: Jugendliche und Ältere, junge Eltern mit Kindern – und Pamir-Kopfhörern auf den Ohren –, Grossmütter mit Gehstock. Das Volk will Volksmusik, mit einem Schuss Gitarrenrock – «Heubode Party»!

Auch Backstage ist die Stimmung gut. Die Luft vibriert. Wellen von Nervosität, aber auch grosser Vorfreude wabern durch den Backstage. Hinter der Bühne ist ein Gewusel, einige rennen hektisch, andere stehen stockstill, wieder andere hantieren mit Gerätschaften, Knöpfen und Kabeln.

Pünktlich um 19.30 Uhr ist der Siedepunkt erreicht: Marc Trauffer, der Ländler-Punk, der Volksrocker aus dem Berner Oberland, bietet alles auf: ein Bühnenbild aus Holzlatten, Luftschlangen und Goldkonfettiregen, und immer wieder stellt er illustre Gäste vor. Schlagerstar Beatrice Egli (37) singt ein Lied mit Trauffer, der Männerchor Heimweh sorgt für Nostalgie, die Rusch-Büeblä tuckern mit dem Traktor durchs Publikum, und immer wieder zeigt durchtrainiertes Jungvolk in schicken Kostümen Rhythmusgefühl und spektakuläre Akrobatik.

Die Duette von Maja Brunner und Trauffer bilden das «Schlussbouquet»: «Das chunnt eus spanisch vor» und «Z’jung für mii».

«Das Publikum hätte noch zwei Stunden weitermachen können», sagt Trauffer nach der Show. Und er? «Höchstens noch eine halbe Stunde!» Er hat geliefert. Und wie. «Müeh mit de Chüeh»? Vielleicht. Die grossen Kisten jedenfalls hat er drauf, heitere Fahne!

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