Die hässliche Affäre um die Miss Universe Switzerland wird immer grösser. Wie Blick publik machte, erheben mehrere Kandidatinnen schwere Vorwürfe gegen die Organisation. Die Glitzerwelt der Beauty-Wahl, die am Samstag im Berner Kursaal von der Tessinerin Naima Acosta (20) gewonnen wurde, lässt nicht nur 20 Finalistinnen zurück, die auf dem Weg zum Missen-Titel auf der Strecke blieben oder freiwillig zurücktraten. Am Anfang ihrer Reise musste jede von ihnen einen knallharten Knebelvertrag unterschreiben. Dieser liegt Blick vor, obwohl ihn die Schweizer Organisation unter Präsidentin Lina Poffet (56) geheim halten wollte.
Hier sind drei der knallharten Punkte des achtseitigen Vertrags:
Selber zwölf Eintrittskarten kaufen
Neben der Antrittsgebühr von 2950 Franken musste jede der diesjährigen Kandidatinnen zwölf Tickets für das Finale am 27. September kaufen und aus der eigenen Tasche bezahlen; sechs davon mit Verpflegung. Eine der Finalistinnen spricht von zusätzlichen Ausgaben von über 2000 Franken. «Viele sind gar nicht an die Wahlnacht gekommen. Sicher ein Drittel der Plätze blieb leer», sagt Alexandra Mehl (42) zu Blick. Sie hat den Vertrag unterschrieben, schied nach einem halben Jahr aber freiwillig aus. «Zum Glück wurde ich davon befreit, auch noch Tickets verkaufen zu müssen.»
Einnahmen abliefern, Strafe riskieren
Die Gewinnerin muss 30 Prozent ihrer Einnahmen aus Gewinnen, die sie ausschliesslich aus Verträgen aufgrund ihres Titels erhält, an die Organisation abtreten. Dies gilt bis zur nächsten Wahl. Bei Nicht-Teilnahme der Schweizer Gewinnerin am internationalen Wettbewerb, der dieses Jahr am 21. November in Thailand stattfindet, droht ihr eine Strafe in der Höhe 10'000 Franken.
Rechte abtreten, selber versichern
Jede Kandidatin tritt ihre Bild-, Ton- und Namensrechte in Bezug auf den Wettbewerb weltweit und unbefristet an die Organisation und deren Partner ab. Dies ohne Anspruch auf Vergütung. Zudem muss jede von ihnen auf eigene Kosten Versicherungen etwa für Krankheit, Unfall und Haftpflicht abschliessen.
Gemäss der Ex-Teilnehmerin Alexandra Mehl wurde ihr und weiteren Kandidatinnen der Vertrag unter Zeitdruck in Englisch vorgelegt. Lina Poffet schreibt dazu gegenüber Blick: «Unser Anwalt las den Kandidatinnen den Vertrag ausführlich vor und beantwortete aufkommende Fragen. Jede Teilnehmerin bekam ein Exemplar, damit sie dieses in Ruhe nach Hause nehmen kann, um jeden Punkt sorgfältig zu prüfen, bevor sie den Vertrag unterzeichnet hat.» Zudem sei er ihnen in verschiedenen Sprachen zur Verfügung gestellt worden.
Jede Einzelne habe genug Zeit gehabt, sich zu entscheiden, ob sie diesen mit den Rechten und Pflichten unterschreiben will oder nicht. «Es ist klar erklärt worden, dass bestimmte persönliche Ausgaben von den Kandidatinnen selbst getragen werden müssen. Der Grund dafür ist, dass der eigentliche Mehrwert in den zertifizierten Schulungen und Workshops liegt, die einmalige Möglichkeiten bieten. Dieser Vorbereitungsprozess soll Disziplin, persönliches Wachstum und Professionalität fördern», schreibt Poffet. Ihr Ziel und das von Miss Universe Switzerland sei immer gewesen, «dass jede Kandidatin die ganze Reise erfolgreich erreicht».
Zudem sei «niemand verpflichtet, am Miss-Universe-Switzerland-Wettbewerb teilzunehmen», so Poffet. Ihr Blick in die Zukunft ihrer Schweizer Organisation ist ein schöner: «Wir planen, die Zusammenarbeit mit Kulturinstitutionen, Luxusmarken und professionellen Coaches auszubauen. Unser Ziel ist es, nicht nur Schönheit zu feiern, sondern Frauen mit Werkzeugen zu stärken, die ihnen über die Bühne hinaus, in ihrer Karriere und ihrem Privatleben zugutekommen.»