Darum gehts
- Iranischer Musiker Mehdi Rajabian: Musik trotz Gefängnis und Verbot
- Komponierte Album ohne Instrumente, digital auf über 300 Seiten
- Vier Werke werden am 17. September 2025 in Zürich uraufgeführt
Über drei Jahre verbrachte Mehdi Rajabian (35) im Gefängnis – wegen seiner Musik. Jetzt werden seine Werke das erste Mal vor Publikum aufgeführt. Selbst dabei sein, kann er nicht. Denn das Regime verbietet dem Iraner die Ausreise. «Ich bin unglaublich glücklich, dass meine Musik in Zürich uraufgeführt wird.» Was Zürich biete, sei ein «Zeichen für unabhängige Musik».
Zwischen 2013 und 2020 sass Rajabian hinter Gittern – drei Monate davon in Einzelhaft, 40 Tage verbrachte er im Hungerstreik. Der Grund: Seine Musik sei «illegal», eine Beleidigung der religiösen Heiligkeit und Kritik am Regime, behauptet das Regime. Weltweit kritisierten Künstler das Vorgehen des Regimes ihm gegenüber. Die psychischen und physischen Folgen davon spüre er noch heute, sagt er zu Blick: «Mir geht es schlecht und mein Körper leidet nach wie vor.»
Musik gegen Regime
Und dennoch produzierte Mehdi Rajabian weiter. Für sein Album «Coup of Gods» komponierte er Musik auf über 300 Seiten – ohne Instrumente, alles digital. Ein internationales Team, darunter Grammy-Chef Harvey Mason Jr., nahm mit Musikern das Album auf und veröffentlichte es. «Alle, die mich zensieren, werden verstehen, dass keine Musik verboten werden kann.» Dass sein Werk bald in Zürich aufgeführt und die Ohren «der ganzen Welt» erreichen wird, sei ein wichtiger Anlass – und gebe ihm Kraft.
Neben seinen prominenten Unterstützern berichteten die letzten Jahre internationale Medien wie die englische BBC oder das Musikmagazin Billboard über ihn und seine Musik. Die Uno verlieh 2023 ihm als ersten Künstler den Minority-Award für Kunstschaffende in einer Minderheit. «Über diese Ungerechtigkeit und alles, was hier im Iran passiert, kann ich nicht schweigen – die Musik ist mein Ventil.»
Exil-Konzert in Zürich
Seine Musik produziert er zu Hause im Norden des Irans, nahe zum Kaspischen Meer, in der Stadt Sari – rund 180 Kilometer Luftlinie von Teheran entfernt. Auf einem einfachen Computer schreibt er die Noten seiner zeitgenössisch klassischen Musik nieder. Renommierte Musiker im Westen spielten sie anschliessend ein.
Vier Werke seines Albums spielt der Zürcher Dirigent Andre Bellmont am 17. September 2025 in Zürich. Aufgrund seiner Bewährungsstrafe wird der 35-jährige Iraner das Konzert aus der Ferne verfolgen müssen. «Dieser Tag wird wichtig für mich, denn noch nie konnte meine Musik vor Publikum live gespielt werden.» Trotz Verbot findet seine Kunst so den Weg in die Freiheit – und nach Zürich.