Darum gehts
- IAEA-Chef: Iran könnte bald mehrere Zentrifugenanlagen zur Urananreicherung in Betrieb nehmen
- Iranische Zeitung fordert Todesstrafe für IAEA-Chef Rafael Grossi
- Irans Parlament stimmte für Aussetzung der Zusammenarbeit mit der IAEA
Der Iran könnte nach Einschätzung des Chefs der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) trotz der Angriffe auf die Atomanlagen «innerhalb weniger Monate» mehrere Zentrifugenanlagen zur Anreicherung von Uran in Betrieb nehmen. Die Kapazitäten seien vorhanden, sagte Rafael Grossi dem US-Sender CBS News. Irans Aussenminister Abbas Araghtschi hatte erklärt, die Schäden an den iranischen Atomanlagen nach den israelischen und US-Angriffen seien «erheblich». US-Präsident Donald Trump (79) sagte, die Angriffe hätten Irans Atomprogramm um Jahre zurückgeworfen.
Grossi wies jedoch darauf hin, dass man nicht behaupten könne, «dass alles verschwunden und nichts mehr da ist». Laut einer vom US-Sender veröffentlichten Abschrift des Interviews sagte der IAEA-Chef: «Sie können innerhalb weniger Monate mehrere Kaskaden von Zentrifugen in Betrieb nehmen, die angereichertes Uran produzieren, oder weniger als das.» Die IAEA ist vor allem daran interessiert, den Verbleib von beinahe waffenfähigem Uran im Iran zu verifizieren. «Wir wissen nicht, wo sich dieses Material befinden könnte», sagte der Chef der Behörde dem Sender.
Iranische Zeitung fordert Todesstrafe für Grossi
Vor dem Hintergrund des Atomstreits hat eine iranische Zeitung die Todesstrafe für Grossi gefordert. Dazu schrieb US-Aussenminister Marco Rubio auf X, die Forderungen nach «Verhaftung und Hinrichtung» von Rafael Grossi seien «inakzeptabel und müssen verurteilt werden». Die Tageszeitung «Kayhan» begründete den unverhohlenen Gewaltaufruf mit der Behauptung, Grossi habe «für Israel spioniert». Die Zeitung wird im Land als staatliches Propagandablatt eingestuft.
Hintergrund der Anfeindungen ist die im Iran verbreitete Darstellung, dass der Bericht der IAEA Auslöser der israelischen Angriffe und des 12-tägigen Kriegs waren. Das Lenkungsgremium der Internationalen Atomenergiebehörde in Wien hatte in einer Resolution formell festgestellt, dass Teheran gegen seine Verpflichtung verstossen habe, sein gesamtes Atomprogramm offenzulegen. Die IAEA-Resolution wurde verabschiedet, nachdem sich Teheran jahrelang geweigert hatte, geheime Atom-Aktivitäten in der Vergangenheit aufzuklären.
Als Reaktion auf die israelischen und US-amerikanischen Angriffe auf die Atomanlagen hatte Irans Parlament zuletzt für eine Aussetzung der Zusammenarbeit mit der IAEA gestimmt, bis die «Sicherheit» der nuklearen Anlagen gewährleistet ist. In einem Lagebericht betonte Grossi, dass die Inspektionen fortgesetzt werden müssten. Er wies darauf hin, dass dies laut einem Vertrag zwischen seiner Organisation und dem Iran vorgeschrieben sei.