Kronprinz Reza Pahlavi (64) im Interview mit Blick
«Stellt euch an die Seite des iranischen Volkes!»

Schah Reza Pahlavi regierte Persien bis zu seinem Sturz 1979. Sein Sohn, Kronprinz Reza Pahlavi (64), sagt im Blick-Interview, was er von den Angriffen hält und wie aus seiner Heimat eine funktionierende Demokratie werden könnte.
Publiziert: 11:12 Uhr
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Aktualisiert: 14:04 Uhr
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Reza Pahlavi kämpft für die Unabhängigkeit seines Landes. Im Februar war er am Menschenrechts- und Demokratiegipfel in Genf zu Gast.
Foto: keystone-sda.ch

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Guido FelderAusland-Redaktor

Mit Besorgnis beobachtet Reza Pahlavi (64), der Sohn des ehemaligen Schahs von Persien (1919–1980) und Farah Dibas (86), den Krieg in seiner alten Heimat. Die amerikanischen Angriffe auf drei Atomanlagen bezeichnet er als «Ergebnis des katastrophalen Strebens des Regimes nach Atomwaffen auf Kosten des iranischen Volkes».

Auf X wendet er sich an den religiösen Führer Ali Chamenei (86): «Während Chamenei in seinem unterirdischen Bunker überlegt, wie er reagieren soll, sage ich ihm: Im Interesse des iranischen Volkes sollten Sie zurücktreten, damit die stolze iranische Nation die katastrophale Zeit der Islamischen Republik hinter sich lassen und ein neues Kapitel des Friedens, des Wohlstands und der Grösse beginnen kann.»

Geheimer Aufenthalt in Paris

Am Montagmittag will sich der Kronprinz, der sich nicht als künftiger Präsident Irans sieht, sondern nur den Übergang in eine Demokratie begleiten will, von einem geheimgehaltenen Ort in Paris aus an die Öffentlichkeit wenden. Gegenüber Blick beantwortete er schon vorher – kurz vor dem amerikanischen Angriff – auf schriftlichem Weg Fragen zur explosiven Lage im Nahen Osten und zum Risiko eines Atombomben-Einsatzes durch das iranische Regime.

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Reza Pahlevi ist der älteste Sohn des ehemaligen Schahs von Persien.
Foto: Zvg

Reza Pahlavi, was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie die aktuelle Lage in Ihrer Heimat betrachten?
Wenn ich die aktuellen Unruhen im Nahen Osten sehe, gilt mein Mitgefühl in erster Linie den unschuldigen Menschen, die unter der Unterdrückung und dem Terror der Islamischen Republik leiden. Es bestärkt mich in meiner Entschlossenheit, meine Landsleute im Iran in ihrem mutigen Kampf für Freiheit und Würde zu unterstützen. Frieden im Nahen Osten wird es erst geben, wenn die Islamische Republik verschwunden ist und wir den Übergang zur Demokratie erfolgreich vollzogen haben.

Wie schlimm sind für Sie die Angriffe auf Ihr Heimatland?
Konflikte sind immer schmerzhaft. Die Schuld für diese Entwicklungen liegt eindeutig bei der Islamischen Republik unter Ali Chamenei und ihrer rücksichtslosen Verfolgung von Aggression, Terrorismus und nuklearen Ambitionen. Das Regime hat seine gefährliche Ideologie konsequent über das Wohl des iranischen Volkes gestellt. Je früher dieses Regime durch eine demokratische Regierung ersetzt wird, desto eher wird die Region auf dem Weg zum Frieden vorankommen.

Über den Fortschritt der iranischen Atombombe gibt es verschiedene Aussagen. Generell: Glauben Sie, dass das iranische Regime bereit wäre, Atomwaffen einzusetzen?
Angesichts des ideologischen Extremismus und der Missachtung menschlichen Lebens, welche die Führung des Regimes an den Tag legt, kann nichts ausgeschlossen werden. Ich glaube jedoch, dass ihr Hauptziel das Überleben des Regimes ist. Deshalb müssen wir uns darauf konzentrieren, die Iraner zu befähigen, dieses Regime durch eine Führung zu ersetzen, das sich für Frieden und Wohlstand einsetzt.

Wie stark ist der Widerstand im Iran?
Der Widerstand innerhalb des Iran war noch nie so stark und so weit verbreitet wie heute. Der Mut, den das iranische Volk, insbesondere die jüngere Generation, trotz der harten Unterdrückung zeigt, weckt grosses Vertrauen. Die Versuche des Regimes, abweichende Meinungen zu unterdrücken, haben die Entschlossenheit unseres Volkes, Freiheit und Demokratie zu erreichen, nur noch verstärkt.

Welchen Rat würden Sie dem iranischen Volk jetzt geben?
Meine Botschaft an meine Landsleute ist klar: Eure Einheit, eure Beharrlichkeit und euer gewaltfreier Widerstand sind eure grösste Stärke. Lehnt Angst ab, unterstützt euch gegenseitig und bleibt solidarisch. Das Regime ist verwundbar. Jeder Akt des friedlichen Widerstands beschleunigt unseren Weg in die Freiheit. Ihr seid nicht allein – ich stehe euch in diesem Kampf zur Seite.

Wie könnte der Konflikt gelöst werden?
Die endgültige Lösung liegt darin, das iranische Volk zu befähigen, seine Zukunft mit demokratischen Mitteln zu bestimmen. Internationale Solidarität und moralische Unterstützung sind unerlässlich, um das unterdrückerische Regime zu isolieren. Sobald der Iran von Vertretern regiert wird, die die Menschenrechte achten, können Frieden und regionale Stabilität wirklich gedeihen.

Wie beurteilen Sie die Rolle der Schweiz und ihre Vermittlungsbemühungen?
Die Tradition der Schweiz als Vermittlerin ist lobenswert. Eine echte Lösung wird jedoch nur dann erreicht werden, wenn die Diplomatie den Rechten und Bestrebungen des iranischen Volkes Vorrang einräumt – und nicht nur dem Überleben des Regimes. Ich fordere die Schweiz und die internationale Gemeinschaft nachdrücklich auf: Stellt euch klar an die Seite des iranischen Volkes in seinem Kampf für Freiheit und Demokratie.

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