Darum gehts
- RTL beendet Zusammenarbeit mit «Knochenknacker» Murat Colak nach Vorfall
- Colak soll RTL-Redaktorin ohne Einwilligung «eingerenkt» haben, was zu Verletzungen führte
- RTL fordert Schadensersatz von über 505'645 Euro von Colak
Bekannt als «Der Kochenknacker», begeistert Murat Colak (34) in den sozialen Medien Millionen mit Videos, in denen er Tiere «einrenkt». Der selbsternannte Tierosteopath und -chiropraktiker knackt, massiert und dehnt Tiere, darunter Hunde, Katzen und sogar Löwen. Dank seines grossen Erfolgs auf Social Media gab ihm RTL 2023 mit «Der Knochenknacker – tierisch verrenkt» sogar eine eigene TV-Show – bis sein Vertrag plötzlich fristlos gekündigt wurde.
Der Grund: Der «Knochenknacker» legt Hand an einer RTL-Redaktorin an. Am 30. September 2024 sei diese bei einem Drehtag in Colaks Tierpraxis gewesen. Plötzlich, so soll es die Redaktorin in Justizakten beschreiben, die «Bild» vorliegen, legt Colak bei einer Drehpause seine Hände um ihren Hals. Die Redaktorin habe noch «Nein!» gerufen, wie in den Unterlagen festgehalten sei. Doch zu spät: Colak soll den Kopf der Frau ruckartig gedreht haben, um sie «einzurenken». Daraufhin sei die RTL-Mitarbeiterin im Krankenhaus gelandet, mit der Diagnose: Verstauchung der Halswirbelsäule.
Zusammenarbeit mit sofortiger Wirkung beendet
Eine Woche nach dem Vorfall kündigte RTL die Zusammenarbeit «ausserordentlich und fristlos mit sofortiger Wirkung». Als Grund nannte der Sender einen schwerwiegenden Verstoss gegen Vertragsvereinbarungen. Welche Verstösse im Detail gemeint waren, liess der Sender offen.
Colak selbst soll den Vorwurf, die RTL-Redaktorin ohne ihre Einwilligung «eingerenkt» zu haben, abstreiten. In internen Unterlagen stehe, dass er dies auf Bitte der Redaktorin hin getan habe. Auch in einer Whatsapp-Nachricht an seinen ehemaligen Geschäftspartner bei der Firma «Bones Hands GmbH» habe er die Vorwürfe der RTL-Mitarbeiterin bestritten. Ihm zufolge habe es am Tag nach der Einrenk-Aktion keine Anzeichen gegeben, dass die Redaktorin Schmerzen hatte. «Erst am 3. Oktober war sie dann im Krankenhaus, weil sie Schmerzen hatte», soll Colak geschrieben haben.
«Fahrlässige Körperverletzung»
Dennoch seien daraufhin Ermittlungen wegen fahrlässiger Körperverletzung durch die Staatsanwaltschaft gegen Colak eingeleitet worden. Jedoch sei es nicht zu einer Verurteilung gekommen; das Verfahren wurde gegen eine Geldauflage eingestellt. Der «Knochenknacker» musste 1’500 Euro Schmerzensgeld an die Redaktorin zahlen, berichtet «Bild», sowie 3’500 Euro an gemeinnützige Organisationen.
Doch ganz so glimpflich sollte Colak nicht davonkommen. Nach dem plötzlichen Vertragsende mit dem «Tierchiropraktiker» wollte RTL nicht auf den Produktionskosten sitzenbleiben. Bereits Ende letzten Jahres habe der Sender Murat Colak eine Schadensersatzforderung über 505’645 Euro zugeschickt. Laut einem Brief, der «Bild» vorliegen soll, beinhalte die Summe bereits aufgelaufene Produktionskosten, gezahlte Gagen und Gewinne, die RTL entgangen sind.
Gegenseitige Vorwürfe
Über seine Anwältin soll Colak die Forderung zurückgewiesen haben; er verlange nun seinerseits rund 180’000 Euro Entschädigung für erbrachte Leistungen. Beide Parteien werfen sich gegenseitig Vertragsbruch vor. «RTL und Murat Colak haben ihre Zusammenarbeit beendet», teilte der Sender lediglich mit. Colak selbst hat sich zur Sache noch nicht öffentlich geäussert.
Als «Knochenknacker» und der «Mann mit den Wunderhänden» wurde Murat Colak zur Hoffnung vieler verzweifelter Tierbesitzer. Auf Instagram allein folgen ihm aktuell 4.6 Millionen User. Die Einschaltquoten für seine RTL-Sendung waren mit rund einer Million so gut, dass es eine zweite Staffel geben sollte. Mit dem abrupten und endgültigen Stopp der Produktion verlor RTL einen Erfolgsgaranten.