Das gab es beim ESC noch nie
Online-Voting soll über Israel-Teilnahme entscheiden

Der Eurovision Song Contest steht vor einer wegweisenden Entscheidung: Sechs Länder drohen mit Boykott, sollte Israel weiter dabei sein. Die EBU soll jetzt erstmals eine Online-Abstimmung unter den Mitgliedern, um über ihre Teilnahme zu entscheiden.
Publiziert: 15:46 Uhr
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Wird es 2026 einen israelischen ESC-Teilnehmer geben?
Foto: AFP via Getty Images

Darum gehts

  • EBU plant Online-Abstimmung über Israels ESC-Teilnahme in Wien
  • Länder drohen mit Boykott, Österreich und Deutschland unterstützen Israel
  • Für einen Ausschluss Israels wäre eine 75-Prozent-Mehrheit erforderlich
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Fynn MüllerPeople-Redaktor

Das gab es in der Geschichte vom Eurovision Song Contest noch nie! Europäische Rundfunkunion (EBU) plant, Anfang November per Online-Voting darüber zu entscheiden, ob Israel nächstes Jahr in Wien antreten darf oder nicht. Schon mehrere Länder drohten mit einem Boykott, sollte Israel teilnehmen. Darunter die Niederlande, Slowenien, Irland, Island und auch Spanien. 

Die österreichische Nachrichtenagentur APA enthüllte zuerst die geplante Abstimmung. Die EBU bestätigte dies in einer Stellungnahme. Man sprach von einer «beispiellosen Meinungsvielfalt» unter den Mitgliedern und bezeichne diesen Schritt als «demokratisch». Was zunächst für Dezember geplant war, wurde vorgezogen – weil der Druck zuletzt erheblich gestiegen ist.

So reagiert Israel

Die israelische Rundfunkanstalt Kan äussert Bedenken zu der Abstimmung: «Die mögliche Disqualifikation (Israels) – eines der langjährigen, beliebten und erfolgreichen Teilnehmer des Wettbewerbs – wäre vor der 70. Ausgabe des als Symbol der Einheit, Solidarität und Kameradschaft gegründeten Song Contest besonders beunruhigend. Ein solcher Schritt könnte weitreichende Auswirkungen auf den Wettbewerb und die Werte haben, für die die EBU steht.»

Für einen Ausschluss Israels wäre eine 75-Prozent-Mehrheit erforderlich. Kritiker sehen in der Abstimmung eine mögliche Fortsetzung der umstrittenen Punktevergabe der letzten Jahre, bei der Israel trotz Publikumserfolgen von den Jurys oft benachteiligt wurde.

Das sagt die SRG

Auch die Schweiz verfolgt die Debatte genau. Auf Blick-Anfrage teilt die SRG mit: «Als Mitglied der EBU unterstützt die SRG das Ziel, eine möglichst lebensfrohe und politisch neutrale Veranstaltung durchzuführen, die Musik feiert und Menschen verbindet. Entsprechend wird die SRG auch 2026 am Eurovision Song Contest teilnehmen.»

Die SRG werde sich weiterhin im Rahmen ihrer Möglichkeiten dafür einsetzen, dass der ESC «ein unpolitischer Anlass bleibt, der Brücken baut.» Was die Abstimmung der EBU betrifft, habe sich die SRG noch nicht positioniert. Sie verfolge die Diskussion aufmerksam und werde ihre Haltung im Rahmen der EBU-Gremien einbringen.

Österreich und Deutschland halten zu Israel

ORF-Generaldirektor Roland Weissmann (57) betont, dass man als Gastgeber eine israelische Teilnahme begrüssen würde. Österreichs Aussenministerin Beate Meinl-Reisinger (47) schrieb an die Boykott-Länder, ein Ausschluss würde «Dialog zwischen Künstlern verunmöglichen – ohne die Lage in Gaza zu verbessern».

Der deutsche Kulturminister Wolfram Weimer (60) fand ebenso deutliche Worte und nannte die Boykottdrohungen sogar «Cancel Culture». Der Wettbewerb sei gegründet worden, um Länder zusammenzubringen, so Weimer weiter. «Wer heute Israel ausschliesst, stellt diesen Grundgedanken auf den Kopf und macht aus einem Fest der Verständigung ein Tribunal.»

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