Darum gehts
- Nathalie Wappler tritt als SRF-Direktorin zurück
- Wappler betont, es gebe keinen Deal mit SRG-Direktorin Susanne Wille
- SRF hat seit 2019 über 50 Millionen Franken eingespart
Blick: Wie würden Sie Ihren eigenen Abschied anmoderieren?
Nathalie Wappler: Relativ sec: Nathalie Wappler tritt als SRF-Direktorin zurück und hat gute Gründe dafür.
Was sind Ihre guten Gründe?
Wir haben nochmals ein Sparpaket kommunizieren müssen – 66 Vollzeitstellen fallen weg. Damit ist das aktuelle Sparpaket abgeschlossen. Alles Weitere wird jetzt im Rahmen des nationalen Transformationsprojekts «Enavant SRG SSR» entschieden. Diesen Wandel werde ich tatkräftig unterstützen, ich bin ja noch acht Monate im Amt. Und: Ich werde mich natürlich voll gegen die Halbierungs-Initiative einsetzen und für einen starken Service public kämpfen.
Haben Sie mit SRG-Direktorin Susanne Wille einen Deal gemacht: Du wirst SRG-Chefin – und ich räume das Feld?
Nein, es gibt keinen Deal. Susanne und ich haben über viele Jahre eng und gut zusammengearbeitet, und ich freue mich sehr, dass sie die Führung der SRG übernommen hat.
Trotzdem gibt es Zweifel, dass Ihr Rücktritt ganz freiwillig erfolgt.
Nächstes Jahr mache ich dieses Amt sieben Jahre. Ein durchschnittlicher CEO macht seinen Job drei bis fünf Jahre lang. Ich war also ordentlich lang dabei. Ich werde nächstes Jahr 58 – wenn ich noch etwas Neues machen möchte, muss ich das jetzt anpacken.
Warum stört Sie Ihr Spitzname «Fallbeil vom Leutschenbach»?
SRF hat seit 2019 über 50 Millionen Franken eingespart. Wir konnten unser Budget immer einhalten – dazu gehören auch unpopuläre Entscheidungen. Das gehört zum Job als CEO dazu. Was mich stört: Bei einem Mann würde man sagen, er sei durchsetzungsstark. Eine Frau wird schnell zum Fallbeil.
Hinterlassen Sie ein Trümmerhaus?
SRF ist gut aufgestellt. Wieso Trümmerhaus?
Das IT-Projekt Vimbiz wird teurer und verzögert sich. Die Stimmung in der Belegschaft ist schlecht. Und SRF bleibt träge: Nach dem US-Zollhammer von 39 Prozent blieb SRF im Sommerschlaf und war nicht in der Lage, eine «Club»-Sendung oder eine «Arena» zu stemmen.
Vimbiz ist ein nationales Projekt der SRG. Bei grossen IT-Umstellungen kann es immer zu Verzögerungen kommen – das dürfte bei Ihnen nicht anders sein. Ihre Kritik an unserem Programm kann ich nicht nachvollziehen: Trump hat die Strafzölle in Höhe von 39 Prozent verkündet, und wir haben sofort in unseren News-Sendungen und auf der News-App darüber berichtet. Wir haben das auch im Radio mit Sondersendungen eingeordnet, die Kolleginnen und Kollegen haben einen Superjob gemacht.
Warum dürfen SRF-Mitarbeitende trotz Geldsorgen nach wie vor 1. Klasse fahren?
Wir haben ein Spesenreglement, das SRG-weit gilt und mit der Mediengewerkschaft SSM ausgehandelt wurde. Wir können das Reglement nicht einfach ändern. Unsere Kolleginnen und Kollegen sind in der ganzen Schweiz unterwegs und sollen im Zug gut arbeiten können.
Ihr Mann ist vor über drei Jahren gestorben. Blicken Sie nun anders aufs Leben?
Der Verlust war einschneidend, und ich schaue seither bewusster aufs Leben: Was will ich noch machen? Wie sehen meine nächsten Jahre aus? Ich musste lernen, loszulassen, damit etwas Neues entstehen kann.
Die «Schweizer Illustrierte» zeigte Sie beim Lucerne Festival mit Ihrer «Schwimmfreundin» Sabine Schranz.
Ich schwimme leidenschaftlich gern und ambitioniert in allen Lagen: Kraul, Rücken, Delfin und Brust. Ich bin in einer Schwimmgruppe – Sabine ist Teil der Gruppe.