Darum gehts
- SRF muss sparen, beschäftigt sich mit sich selbst und kennt Kernauftrag nicht
- Privatsender stemmen Livesendungen mit wenig Budget, SRF versucht es nicht
- SRG sollte ein nationales Unternehmen mit vier Sprachausgaben sein
SRF muss sparen, und das schon lange. Doch statt aus Krisen Chancen werden zu lassen, verwandelt sich das Funkhaus am Leutschenbach bei jeder Etat-Debatte in ein Jammertal. Der Sender beschäftigt sich am liebsten mit sich selbst und weiss gar nicht, was sein Kernauftrag ist.
Nach wie vor hat SRF zu viele Häuptlinge und zu wenige Indianer. Statt Radio und Fernsehen zu gestalten, beschäftigen sich Teamleiter, Angebotsverantwortliche und Distributionsfachleute mit Exposés, Strategiepapieren und Prozessen, die SRF schwerfällig und träge machen. Jeder, der mal beim SRF gearbeitet hat, weiss: Hier wird mehr verhindert als gestaltet.
Trumps Zoll-Diktat: Wo war SRF?
Privaten Medienunternehmen gelingt es, aus dem Stand eine Livesendung zu stemmen und das Sommerloch trotz geringem Budget vergessen zu lassen. SRF versucht es nicht einmal. Kein Mensch versteht, weshalb trotz Trumps Zoll-Diktat am 1. August keine «Arena» oder kein SRF-«Club» zustande kam. Liegt es daran, dass zu viele SRF-Mitarbeitende miteinander befreundet oder gar liiert sind, was alle etwas nachlässig macht?
Bei der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) sieht es nicht viel besser aus. Sie müsste längst ein nationales Unternehmen mit vier Sprachausgaben sein. Die regionalen Fürstentümer gehören abgeschafft. SRG-Direktorin Susanne Wille hat noch nicht gezeigt, dass sie das Management verkleinern und den Journalismus stärken will.
Die fetten Jahre sind vorbei – umso mehr sollte Wille bei der Nachfolge der scheidenden SRF-Direktorin Nathalie Wappler auf eine externe Lösung setzen und für frischen Wind am Leutschenbach sorgen. Nur so kann dem Schweizer Radio und Fernsehen ein glaubwürdiger Neuanfang gelingen.