Nemo fordert, Israel vom ESC in Basel auszuschliessen. Die Handlungen des Staates Israel im Gazakrieg widersprächen den Werten des Eurovision Song Contest. Diese Haltung ist nicht neu. Schon vor einem Jahr in Malmö drängte Nemo hinter den Kulissen auf den Ausschluss der israelischen Sängerin.
Nemo darf Israel scharf kritisieren – das garantiert die Meinungsfreiheit. Doch der Aufruf zum Ausschluss ist zynisch, doppelbödig und eigennützig.
Zynisch, weil er faktisch ein Auftrittsverbot für Yuval Raphael bedeutet. Die israelische Sängerin überlebte den Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023, bei dem rund 1200 Menschen starben. Sie entkam, indem sie sich in einem Luftschutzkeller unter Leichen versteckte. Später gewann sie das Casting für den ESC in Basel.
Doppelbödig, weil Nemo Ausgrenzung fordert, aber selbst Inklusion für nicht-binäre Menschen verlangt – und dieses Anliegen sogar dem Bundesrat vortrug.
Und eigennützig, weil der Aufruf die ESC-Veranstalter in Bedrängnis bringt. Nemo ist Aushängeschild des Wettbewerbs, nach dem Sieg vom Vorjahr Teil des Programms in Basel. Ganz Europa, auch Israel, blickt auf den Event in der Schweiz.
Die Organisatoren wollen kein weiteres Porzellan zerschlagen und erklären: Israel nimmt teil – ohne Nemo direkt zu kritisieren.
Wenn Nemo es ernst meint mit der politischen Haltung, bleibt nur eine Konsequenz: auf den eigenen Auftritt in Basel verzichten.