Yuval Raphael reist mit israelischer Security zum ESC
Am Rhein droht ein Nahostkonflikt

Zum ESC in Basel werden die Kontrollen an den Grenzen verstärkt. Ein Schulungsvideo geht auf Islamophobie ein, nicht aber auf Antisemitismus.
Publiziert: 04.05.2025 um 15:13 Uhr
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Aktualisiert: vor 26 Minuten
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Dieses Jahr vertritt Yuval Raphael Israel beim ESC. Sie reist mit israelischen Personenschützern nach Basel.
Foto: Facebook

Darum gehts

  • Verstärkte Kontrollen an den Grenzen und Sicherheitsmassnahmen geplant
  • 10'000 Menschen demonstrierten beim letzten ESC in Malmö gegen Israels Teilnahme
  • Schulungsvideo geht nicht auf Antisemitismus ein
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die Bilder gingen um die Welt: 10’000 Menschen demonstrierten beim letzten Eurovision Song Contest (ESC) in Malmö gegen die Teilnahme Israels, Klimaaktivistin Greta Thunberg (22) trat mit Kufiya auf. Israel riet seinen Bürgern ab, zum ESC nach Schweden zu reisen. Die israelische Sängerin Eden Golan (21) musste von einer grossen Polizeieskorte inklusive Helikopterüberwachung zu ihren Auftritten begleitet werden.

Wird es ab dem 10. Mai auch in Basel brodeln? Die Politik der israelischen Regierung sorgt weltweit für Empörung. Erst am Mittwoch kritisierte die offizielle Schweiz Israel in der Uno: «Die Blockade von humanitären Hilfslieferungen nach Gaza und die Angriffe auf Konvois, Infrastruktur und humanitäre Helfer sind inakzeptabel.»

In den sozialen Medien rufen Palästina-Aktivisten zu einer «Eskalation» am Tag des ESC-Finales auf; Organisationen aus dem grenznahen Mulhouse (F) und Freiburg im Breisgau (D) reagierten bereits auf die Beiträge. Wie als Probelauf zum ESC inszenierten Linksextreme am Tag der Arbeit, wie sie in Basel öffentlich die Israel-Flagge verbrennen: «Intifada» und «From the River to the Sea» dröhnte es vom Demozug, auf einen Basler Stadtbus wurde «Fuck ESC, free Gaza» gesprayt. «SP angreifen!», schmierten Linksextreme an die Tür des SP-Büros in Basel. SP-Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider (61) wurde am 1. Mai in Freiburg wegen der Haltung des Bundesrats im Nahostkonflikt ausgebuht.

«Einsamer-Wolf-Szenario»

Mit welchem Szenario rechnet der Bundesrat? Nach Informationen von SonntagsBlick wird die israelische Sängerin Yuval Raphael (24) mit einem eigenen Sicherheitsteam nach Basel reisen. In Bern ist aus Diplomatenkreisen zu hören, dass sich die Sicherheitslage nicht geändert habe, man aber ein «Einsamer-Wolf-Szenario» einkalkulieren müsse – also einen Einzeltäter, der seine Taten eigenständig plant, ohne Teil einer organisierten Gruppe zu sein.

Jonathan Kreutner (46), Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebunds (SIG), zu SonntagsBlick: «Israelkritische Gruppen haben sich auch in der Schweiz nach dem 7. Oktober radikalisiert. Ich will den Teufel nicht an die Wand malen, aber wir dürfen nicht naiv sein. Der SIG erwartet, dass die Verantwortlichen genau hinschauen, was sich da zusammenbraut.» Auf die Frage von SonntagsBlick, wie er das Gewaltpotenzial von Menschen aus Frankreich und Deutschland einschätze, sagt Kreutner: «Ausländische Gruppen werden den ESC wohl zur Stimmungsmache nutzen. Umso wichtiger ist es, auch an den Grenzen genau hinzuschauen, um das Gewaltpotenzial zu reduzieren.»

Verstärkte Kontrollen

Das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) kündigt verstärkte Kontrollen an: «Während des ESC führen wir gezielte Zollkontrollen durch, intensivieren dabei die Waren- und Personenkontrollen in einzelnen Abschnitten und verstärken unser Dispositiv entsprechend», teilt das BAZG SonntagsBlick mit.

Die Basler Regierung will am Montag über das Sicherheitsdispositiv informieren. Sie spricht stolz von einem «pionierhaften» Präventionskonzept, das sie für den ESC aufgestellt habe. Dazu gehört auch eine Videoschulung, mit der Freiwillige geschult werden – sowohl Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann (45) als auch Regierungspräsident Conradin Cramer (46) haben in dem Video einen Auftritt.

Im Video gehts um eine Muslimin mit Kopftuch

«Von Rassismus können all jene betroffen sein, die als nicht weiss gelten», doziert eine junge Frau im Video. Es geht um «schwarze Menschen und People of Colour, aber auch asiatisch gelesene Menschen, muslimische Menschen, Sint*izze und Rom*nja (Sinti und Roma)». Ein Beispiel für Rassismus: Eine muslimische Frau mit Kopftuch wird an der Tür zum Club abgewiesen, während ihre Freundin mit Mütze durchgelassen wird.

Antisemitismus wird in dem Video nur in einem Halbsatz erwähnt. Ist das nicht unverantwortlich? Die Verantwortlichen betonen: «Gerade aufgrund der Erfahrungen beim ESC in Malmö nehmen wir die Bekämpfung aller Formen von Rassismus, insbesondere auch von Antisemitismus sehr ernst.» Bei dem 20-minütigen Online-Schulungsvideo sei es «aus Zeit- und Rollengründen» nicht möglich gewesen, sich «mit einzelnen Diskriminierungsformen» vertieft auseinanderzusetzen.

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