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Tatkitsch vorgehen, Grenzen beachten
Alkoholprobleme: 7 Don'ts im Umgang mit Freunden, die zu viel trinken

Im Freundeskreis gibt es oft jemanden, der zu viel Alkohol konsumiert. Ratschläge allein helfen den Betroffenen nicht. Hier findest du 7 Tipps für den Umgang mit jemandem, der zu viel trinkt.
Publiziert: 14.05.2025 um 11:27 Uhr
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Aktualisiert: 20.05.2025 um 10:59 Uhr
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Er stellt dreimal dieselbe Frage und lacht, wenn alle anderen gerade nicht lachen. Das könnten Anzeichen dafür sein, dass jemand seinen Alkoholkonsum nicht mehr im Griff habe, sagt Heinz Lengacher (62). Er arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren in der Suchtberatung und ist Fachmitarbeiter des Regionalzentrums Berner Oberland der Stiftung «Berner Gesundheit», das er lange Zeit leitete. 

Steht einem jemand nahe, fällt es meistens leichter, auffälliges Verhalten anzusprechen. Viel falsch machen kann man hingegen, wenn es sich bei den betreffenden Personen um Kollegen handelt, die man vor allem im Ausgang, in Bars oder im Restaurant trifft. Sprich: An Orten, an denen man selbst auch mal gern einen über den Durst trinkt.

7 Dinge, die es zu unterlassen gilt im Umgang mit Kollegen, die es so übertreiben, dass es niemandem mehr Spass macht:

1

Spreche nie etwas an, wenn die Person betrunken ist

«Wer weiss, ob sie sich am nächsten Tag noch daran erinnert», sagt Heinz Lengacher. Mal abgesehen davon, dass in angetrunkenem Zustand kein tiefgründiges Gespräch geführt werden könne. Grundsätzlich gilt deshalb: Auf einen nüchternen Moment warten, um jemanden auf sein Verhalten anzusprechen.

Wenn jemand mit dem Bier in der Hand einschläft, ist die Party definitiv vorbei.
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2

Sag niemals «Du trinkst zu viel»

Grundsätzlich gelte es, Wertschätzung gegenüber der betreffenden Person zu zeigen und sie nicht direkt zu kritisieren, sagt Lengacher. Dazu formt man am besten Sätze, die eigene Beobachtungen und Gefühle beschreiben. Zum Beispiel: «Mir ist aufgefallen, dass du immer mehr trinkst als wir alle und ich es ab einem gewissen Punkt nicht mehr interessant finde, mit dir zu sprechen.» Oder: «Ich mache mir Sorgen um dich, weil es mir wichtig ist, dass es dir gut geht.»

3

Halte keine Monologe

Wichtig ist gemäss Lengacher, dass die betreffende Person im Gespräch so oft wie möglich selbst zu Wort kommt. «Wie erlebst du das?», könne man sie fragen. Und nachhaken: «Habe ich das jetzt gerade richtig verstanden, dass du...?»

Männer in der Schweiz häufiger alkoholabhängig als Frauen. Allerdings zeigen sich bei Frauen, insbesondere in jüngeren Altersgruppen, steigende Tendenzen im riskanten Bereich.
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4

Denke nicht, dass es nach einem einzigen Gespräch getan ist

Man müsse einen Gedanken zuerst säen, damit er wachsen könne, sagt Lengacher. Das heisst, dass man immer wieder ein Gespräch anbietet oder Dinge sagt wie: «Das war heute ein bisschen viel, wollen wir uns zu einem anderen Zeitpunkt nochmals darüber unterhalten?» In einem Freundeskreis könne man die Gespräche aufteilen, sodass jeder mal etwas sagt und nicht immer nur einer.

5

Versuche nicht, mit gutem Beispiel voranzugehen

Im Ausgang zum Beispiel plötzlich gänzlich auf Alkohol zu verzichten, um als gutes Beispiel vorauszugehen, sei nicht hilfreich, sagt Lengacher. «Die Person mit dem vermeintlichen Überkonsum fühlt sich wahrscheinlich unter Druck gesetzt.» Besser, man geht subtiler vor und gibt sich Mühe, zwischen Bier, Wein und Cocktails auch mal etwas Nichtalkoholisches zu bestellen. Oder man sagt, dass man später noch fahrtüchtig sein muss. Lengacher: «Die Auto-Begründung funktioniert immer.»

An Firmenpartys sind es meistens die üblichen Verdächtigen, von deren Absturz sich Kolleginnen und Kollegen am darauf folgenden Tag hinter vorgehaltener Hand erzählen. Wer sagt was? Meistens niemand.
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6

Warte nicht zu lange ab

Je früher man Konsumverhalten anspreche, desto grösser sind die Chancen, dass der Betroffene es ändern kann, sagt Lengacher. Darauf zu warten, bis ein Betroffener sich selbst Hilfe holt, sei deshalb keine gute Idee. «Wenn jemand auf Anraten eines Freundes in eine Beratung kommt, stehen seine Chancen nicht schlechter.»

Wenn Angehörige Alarm schlagen
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Die Stiftung «Berner Gesundheit» bietet im Auftrag des Kantons Suchtberatungen an. Das Angebot wird rege genutzt. Oft sind es Partnerinnen oder Partner, Angehörige oder Menschen aus dem Umfeld, die bei auffälligem Verhalten den ersten Anstoss geben und auf die Beratungsstelle hinweisen.

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Die Stiftung «Berner Gesundheit» bietet im Auftrag des Kantons Suchtberatungen an. Das Angebot wird rege genutzt. Oft sind es Partnerinnen oder Partner, Angehörige oder Menschen aus dem Umfeld, die bei auffälligem Verhalten den ersten Anstoss geben und auf die Beratungsstelle hinweisen.

7

Beachte deine eigenen Grenzen

Wenn man merke, dass sich die Situation nicht bessert, sagt Lengacher, müsse man verhindern, zu sehr von ihr hinuntergezogen zu werden. Vor allem, wenn das Gegenüber mich regelmässig belügt, um seine Sucht zu vertuschen. Spätestens dann müsse man dem Betroffenen empfehlen, sich professionelle Hilfe zu holen. Lengacher: «Irgendwann kommt vielleicht auch der Moment, in dem man eine Freundschaft kündigen oder zumindest infrage stellen muss, um sich selbst zu schützen.»

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