Vintage-Boom
Caritas-Läden ziehen immer mehr jüngere Kunden an

Die Kundschaft der Secondhand-Läden wird jünger: Am häufigsten gehen Damenkleider und Markenfoulards über den Ladentisch.
Publiziert: 09:57 Uhr
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Wer Kleider, Accessoires und Schmuck sucht, wird in Secondhand-Läden oft schnell fündig.
Foto: Susanne Wagner

Darum gehts

  • Secondhand-Läden gewinnen an Beliebtheit, besonders bei jüngeren Generationen
  • Caritas-Secondhandläden bieten qualitativ hochwertige Kleidung zu günstigen Preisen
  • Nur 30 Prozent der gespendeten Kleidung ist für den Verkauf brauchbar
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Susanne WagnerJournalistin

Mit Schwung fährt die Seniorin mit Velohelm an diesem sonnigen Herbstmorgen auf das Trottoir, steigt vom Rad und legt einen Kleidersack in den Einwurf des Caritas-Secondhandladens an der Zürcher Birmensdorferstrasse. «Es ist eine Anzugshose und eine Anzugsjacke, die mein Mann seit langem im Schrank hatte», erklärt die Frau. Auf die Frage, ob sie selber auch hier einkaufe, antwortet sie: «Nein», denn sie habe sich gerade ein Kleiderkauf-Zölibat auferlegt.

Tatsächlich scheinen Medienberichte über Fast Fashion in letzter Zeit bei einigen Menschen etwas ausgelöst zu haben. Sie denken eher darüber nach, was sie brauchen und was nicht. Das ändert aber nichts daran, dass wir pro Jahr durchschnittlich 60 neue Kleidungsstücke kaufen und oft nur wenige Male tragen. Eine Alternative dazu ist der Kauf von Secondhand-Artikeln. Jedes gebrauchte Teil spart Energie und Ressourcen für die Herstellung.

Herrenkleider sind seltener

Vor allem bei den Jungen sind gebrauchte Kleidungsstücke im Moment die heisse Ware. Das war früher anders. «Als wir mit den Caritas-Secondhand-Läden anfingen, waren unsere Kundinnen im Schnitt zwischen 50 und 60 Jahre alt. Heute sind die meisten um die 35», erklärt Chatrina Nicolay, Abteilungsleiterin für die Caritas-Secondhandläden im Kanton Zürich gegenüber Blick.

Auf der anderen Seite des Einwurfs ist der gespendete Anzug hochwillkommen. Hier stapelt sich die Ware manchmal meterhoch. Am häufigsten sind Teile aus Damenkollektionen. Als Grund dafür vermutet Nicolay, dass die Männer ihre Sachen viel länger tragen und generell weniger Kleider besitzen.

Vintage-Sachen aus den 1980er-Jahren wie etwa weite Jeansjacken sind bei der jüngeren Generation hoch im Kurs. Auch 80er-Herrenpullover mit Streifen oder wilden Mustern sind gerade sehr gefragt. Grundsätzlich gilt: Warenspenden für die Caritas Zürich sollten sauber und in gutem Zustand, also ganz und ohne Löcher und Flecken sein.

Nur 30 Prozent kommen in den Verkauf

Nach dem Einwurf kümmert sich ein ganzes Team um die Spenden: Die Hosen, Jacken und Hemden werden sortiert und die Pullover bei Bedarf mit einem Fusselrasierer aufgehübscht. Nur etwa 30 Prozent der abgegebenen Ware sind für den Verkauf brauchbar, die übrigen Kleider werden an eine nationale Kleidersammlung weitergeleitet oder fachgerecht entsorgt.

Durch das sorgfältige Sortieren werden rund 90 Prozent der Kleidungsstücke, die es in den Laden schaffen, auch verkauft. Beim Betreten des Flagship-Stores an der Birmensdorferstrasse glaubt man, in einer angesagten Boutique zu sein: Die Luft ist frisch statt muffig, die Kleider sind nach Farben geordnet und tragen einheitliche Preisschilder. Kurz nach zehn Uhr morgens streifen bereits ein paar Kundinnen durch die Regale.

Gefragte Markenfoulards aus Seide

Ganz in der Nähe an der gleichen Strasse befinden sich zwei weitere Secondhandläden der Organisation: der kleine Laden mit Baby- und Kinderkleidern sowie Spielzeug und die «Gold»-Filiale für die edleren Stücke. Hier sind gerade eine Frau mittleren Alters, eine junge Frau sowie ein junger Mann auf der Suche nach einem besonderen Teil. Eine Dame lässt sich in der Umkleidekabine von einer Angestellten beraten.

Was hier laut Nicolay «wie frische Weggli» über den Ladentisch geht, sind Marken-Foulards aus Seide. Kaum hängen sie im Schaufenster, sind sie schon wieder weg. Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass hier selbst Bekleidung und Accessoires von internationalen und schweizerischen Luxusmarken zu haben sind – oft für einen Bruchteil des Neupreises.

Im Fall der Edel-Filiale heisst das: 40 Franken aufwärts, aber selten über 200 Franken. Schliesslich sollen so viele Menschen wie möglich für einen guten Zweck einkaufen können. Der erzielte Reingewinn unterstützt die Projekte der Caritas Zürich. Einkaufen dürfen in den Secondhandläden von Caritas in Zürich, Winterthur, Aarau, Weinfelden, Wohlen, Baden übrigens alle, nicht nur Menschen mit schmalem Budget.

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