Darum gehts
- Schweizer Modelabels setzen auf nachhaltige Produktion
- Fair Fashion Award zeichnet Unternehmen für ethische und ökologische Standards aus
- 2025 ist Kreislaufwirtschaft das Fokusthema des Fair Fashion Award
Schnell produziert, schnell gekauft und schnell entsorgt: Auf «Fast Fashion» haben zahlreiche internationale Modeketten ihr Geschäftsmodell aufgebaut. Doch manche Unternehmen geben Gegensteuer und achten auf faire Arbeitsbedingungen und ökologische Nachhaltigkeit. Auch in der Schweiz.
Zwei von ihnen sind letztes Jahr mit dem Fair Fashion Award ausgezeichnet worden: Als Newcomerin die Zürcher Marke Jungle Folk, die nur nachhaltige Materialien verwendet und ethisch produziert. Und in der Kategorie «Etabliert» das Familienunternehmen FTC Cashmere aus Horgen, das auf allen Produktionsstufen die Nachhaltigkeit im Fokus hat.
Verantwortung statt Profit
Hinter dem Preis steht Swiss Fair Trade, der Branchenverband der Schweiz, der sich für gerechte Handelsstrukturen und nachhaltigen Konsum einsetzt. «Profit aufgrund von Billigpreisen zu erzielen, ist der falsche Weg», sagt Philipp Scheidiger, Geschäftsführer von Swiss Fair Trade gegenüber Blick.
Bei den Preisträgern des letzten Jahres gehe es um Qualität und faire Produktion. Doch wie gelingt es, auch preissensiblen Kunden die Wichtigkeit von Fair Fashion nahezubringen? Das sei eine konstante Herausforderung, wie Scheidiger festhält: «Die nachhaltigen Modelabels investieren mehr Budget in die faire Produktion als ins Marketing.»
Tropfen auf den heissen Stein?
Denn mit den ganz günstigen Preisen können faire Modelabels nicht mithalten. Zudem bieten auch grosse internationale Marken inzwischen nachhaltige Linien an. Oder die Möglichkeit, früher gekaufte Teile zu recyceln. Das sind laut Philipp Scheidiger gute Ansätze. Aber es fehlten die Vollständigkeit und die Konsequenz, Nachhaltigkeit und Fairness auf dem ganzen Lebensweg des Produktes anzuwenden.
Wäre es daher nicht sinnvoller, statt im kleinen Heimmarkt bei den grossen internationalen Unternehmen anzusetzen, um wirklich etwas zu verändern? In der Schweiz sind die Umsätze im Bekleidungsdetailhandel seit 2010 rückläufig.
Das forderte die schweizerische Menschenrechtsorganisation Public Eye in einem Beitrag in ihrem Magazin vor zwei Jahren. Im Onlinehandel sind Schweizer Player eher kleinere Unternehmen, während die grossen überwiegend aus dem Ausland grenzüberschreitend in die Schweiz verkaufen.
Positive Vorbilder
Für ausländische Onlinehändler braucht es laut Philipp Scheidiger eher andere Massnahmen, zum Beispiel regulatorische, um die Mindeststandards erhöhen: «Mit dem Fair Fashion Award wollen wir am anderen Ende ansetzen. Bei denen, die vorausgehen.» Es brauche positive Vorbilder.
Trotz des kleinen Marktanteils im eigenen Land seien einige Schweizer Firmen wie etwa Mammut oder Calida auch international erfolgreich. Dabei sei es nicht automatisch schlecht, wenn im Ausland produziert werde. Aber die Bedingungen sollten fair sein: «Dazu gehören zum Beispiel faire Löhne. Für die Arbeiterin in Bangladesch wären das lediglich ein paar Rappen mehr pro Kleidungsstück», sagt Scheidiger.
Neue Runde im Herbst
Im November wird der Preis zum zweiten Mal verliehen. Wie werden die Preisträger des Fair Fashion Award ausgewählt, und was sind die wichtigsten Kriterien dafür? Das weiss Jury-Mitglied Rebekka Sommerhalder vom Verein Fashion Revolution Schweiz, der sich seit 2013 für saubere und faire Mode einsetzt. Sie sagt, als Grundlage müsse die Bewerbung die Mindestanforderungen an Umwelt- und Sozialverträglichkeit erfüllen.
Zuerst prüft und kontrolliert Swiss Fair Trade den ausgefüllten Fragebogen und die Zertifizierungen. Dann kommt eine Fachjury zum Zug, die mit ihrem Fachwissen aus der Branche, dem grossen Netzwerk und jahrelanger Erfahrung nochmals die Angaben der Bewerbenden prüft und validiert.
Rebekka Sommerhalder: «Wir arbeiten nach bewährten Methoden, kennen zum Beispiel Hochrisikoregionen und ihre Herausforderungen sowie Anzeichen für eine vorbildliche Handlungsweise im Bereich Arbeitsbedingungen.» Weiter zählen besondere Leistungen in einem jährlich wechselnden Fokusthema. 2025 ist das die Kreislaufwirtschaft.
Im Idealfall weist die Bewerberin hier Ideen oder Projekte vor, die so attraktiv sind, dass sie Konsumierende begeistert und auch andere Anbieter inspiriert, wie Rebekka Sommerhalder festhält. Und zu guter Letzt sei für sie auch der ästhetische Aspekt relevant, und die Bewerbung sollte in puncto Mode überzeugen.