Darum gehts
- Heidelbeeren sind beliebt, aber ihr Import belastet das Klima
- Detailhändler setzen auf Schweizer Beeren, importieren aber ganzjährig
- Anbaufläche für Heidelbeeren in der Schweiz hat sich verdreifacht
Rund, prall und saftig blau liegen sie im Regal und scheinen zu rufen: «Kauf uns, wir sind gesund!». Heidel- oder Blaubeeren sind ein äusserst beliebter Snack. Superfood ist zwar kein wissenschaftlicher Begriff, sondern kommt aus der Werbung, trotzdem weiss heute jedes Kind: Heidelbeeren sind gesund.
Die Zuchtheidelbeeren sind grösser als wilde Heidelbeeren und werden maschinell geerntet. Die Anbaufläche für gezüchtete Heidelbeeren hat sich bei uns in den letzten zehn Jahren laut dem Schweizerischen Obstverband verdreifacht.
Schweizer Heidelbeeren gibts nicht genug
Unseren grossen Appetit auf Beeren kann die einheimische Ware jedoch längst nicht mehr stillen. Deshalb werden die Beeren das ganze Jahr über in immer grösseren Mengen von weither zu uns transportiert. Selbst in der Heidelbeersaison im Sommer verkaufen die Detailhändler Beeren aus dem Ausland. Oft steht auf der Verpackung als Herkunftsland winzig klein «Polen» oder «Peru».
Wie Anfragen von Blick zeigen, sehen viele Grossverteiler darin keinen Widerspruch zu ihren nachhaltigen Zielen. Alle angefragten Detailhändler beteuern, dass sie in erster Linie auf Schweizer Heidelbeeren setzen, dass sich die Beeren aber ganzjährig einer grossen Nachfrage erfreuen. Die Medienstelle Aldi Suisse führt aus, dass es dem Unternehmen ein grosses Anliegen ist, den CO2-Ausstoss entlang der Lieferkette so gering wie möglich zu halten.
Blaue Beeren aus Südamerika und Afrika
Daher hat Aldi sich schon vor zwei Jahren zu einem Flugverbot für Obst und Gemüse entschieden. Je nach Verfügbarkeit bezieht Aldi seine Heidelbeeren unter anderem aus Chile, Polen, Portugal, Argentinien, Peru, Simbabwe, Südafrika, Rumänien, Spanien, Marokko, Italien und Mexiko. Lidl Schweiz verzichtet ebenfalls konsequent auf den Flugtransport bei frischen Lebensmitteln.
Die Coop-Medienstelle schreibt, dass Heidelbeeren nur unter anderem aus Spanien, den Niederlanden oder Peru importiert werden, wenn die Beeren in der Schweiz nicht in ausreichender Quantität oder Qualität verfügbar seien. Das dürfte das ganze Jahr der Fall sein.
Aus Klimagründen auf den Import von Heidelbeeren zu verzichten, kommt für keinen der angefragten Detailhändler infrage. Lieber verweisen sie auf ihr breites Sortiment an Bio- und Fairtradeprodukten, auf die aktive Förderung des Konsums von regionalen und saisonalen Produkten, die nachhaltige Beschaffung und zertifizierte Produzenten. Letztlich liege die Wahl aber bei der Kundschaft, heisst es unisono.
In der Wüste angepflanzt und bewässert
Das ändert nichts an der schlechten Klimabilanz der Heidelbeeren. Ihr wichtigstes Exportland ist Peru, wo die Beeren auch in der Wüste angepflanzt und bewässert werden, wie ein Artikel auf der Plattform Utopia.de kürzlich berichtete. Demnach erfordere die künstliche Bewässerung der riesigen Beerenfelder in der Wüste eine Umleitung des Wassers, das Kleinbauern im Osten der Anden nun fehlten.
Dazu schreibt die Medienstelle der Migros: «Wir sind uns der Herausforderung bewusst, die der Anbau von Heidelbeeren in wasserarmen Regionen wie Peru mit sich bringt.» Daher arbeite man nur mit Produzenten, die sich an den Migros-Beschaffungsrichtlinien orientieren.
«Bei der Beschaffung arbeiten wir eng mit unserem Lieferanten zusammen», schreibt die Coop-Medienstelle über ihre Kulturheidelbeeren aus Peru. «Er bestätigt uns, dass die Anbauflächen in Peru über ein Kanalsystem mit Regenwasser aus den Anden bewässert werden – das Grundwasser wird dabei nicht beeinträchtigt.»
Auch Lidl Schweiz ist die Problematik des Wasserverbrauchs in Heidelbeer-Anbaugebieten bekannt. Es sei deshalb ein zentrales Handlungsfeld in der internationalen Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens, das Wasser verantwortungsvoll zu nutzen. Lidl Schweiz verweist auf die Kooperation mit internationalen Nachhaltigkeitsstandards und Wasserprojekten.
Nur wilde Beeren sind auch innen blau
Wer keine Lust mehr auf Massenware aus dem Ausland hat, kann auf den nächsten Sommer warten. Die etwas kleineren, aromatischen, wilden Heidelbeeren sind sogar noch gesünder.
Wenn wir sie im Juli oder August in den lichten Wäldern der Voralpen pflücken und essen, färben sie uns Hände und Zunge blau. Das liegt an den gesundheitsfördernden sekundären Pflanzenstoffen, den Anthocyanen. Bei den Zuchtheidelbeeren sind sie zwar noch enthalten, aber nur in der blauen Schale.