Gibt es nachhaltige Nüsse?
Kleine Kraftpakete unter der Lupe

Mandeln und Pistazien stehen wegen hohem Wasserverbrauch in der Kritik. Heimische Haselnüsse sind nachhaltiger, während Cashewkerne lange Transportwege zurücklegen.
Publiziert: 11:15 Uhr
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Cashewkerne haben sehr lange Transportwege, ein Grossteil wird zur Verarbeitung nach Indien oder Vietnam geschickt.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Nüsse sind beliebte Kraftpakete mit wertvollen Nährstoffen und gesunden Fettsäuren
  • Nachhaltigkeit hängt von Sorte, Anbaumethode und Transport ab
  • Nüsse und Samen tragen nur etwa zwei Prozent zur Gesamtumweltbelastung bei
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Susanne WagnerJournalistin

Ob eine Handvoll Studentenfutter oder ein paar Baumnüsse im Birchermüesli – Nüsse sind beliebt und gehören zu einer gesunden Ernährung. Sie enthalten wertvolle Nährstoffe wie Eiweiss, Nahrungsfasern, Magnesium, Kalium, Vitamine und gesunde ungesättigte Fettsäuren. Mandeln oder Cashews dienen als Grundstoff für vegane Käse- oder Milchalternativen.

Doch wie nachhaltig sind Haselnüsse, Mandeln, Baumnüsse oder die aktuell gerade besonders im Trend liegenden Pistazien? Insbesondere Mandeln werden immer wieder in Verbindung mit hohem Wasserverbrauch gebracht. Oder mit Monokulturen – also Flächen, auf denen über Jahre eine einzige Pflanzenart angebaut wird. Die Folge ist eine schlechte Bodenfruchtbarkeit, was zusätzliche Dünger und Pestizide nötig macht und Boden und Grundwasser belastet. 

Hoher Wasserverbrauch, lange Transportwege

Der Wasserverbrauch sowie die Nachhaltigkeit der Produkte hängen stark von der Sorte, der Anbaumethode und vom Transport ab. Cashewkerne – botanisch gesehen keine Nüsse, sondern Kerne der Frucht des Cashewbaums – sind im Anbau genügsam. 

Sie legen jedoch grosse Strecken zurück, bevor sie in unseren Regalen landen. Die Globalisierung macht es möglich, dass der Grossteil der Cashews aus Afrika zur Verarbeitung per Schiff nach Vietnam oder Indien geschickt werden.

Mandeln sind Steinfrüchte des Mandelbaums, der im Mittelmeerraum, etwa in Sizilien oder Südfrankreich, gedeiht. Der grösste Teil der Mandeln stammt jedoch aus Kalifornien, wo weltweit die grössten Mandelanbaugebiete liegen. Da Mandelbäume sehr durstig sind, tragen sie dort zur Trockenheit und Wasserknappheit bei.

Die USA sind auch der weltweit grösste Produzent von Pistazien, die gerade so gehypt werden. Pistazienbäume sind Hitze und Dürre gewohnt, haben aber während der Nussproduktion ebenfalls einen hohen Wasserbedarf.

Heimische Haselnuss

Die Haselnuss hingegen wächst an vielen Orten auch in der Schweiz. Doch die Haselnüsse aus dem Supermarkt stammen meist aus der Türkei, wo sich die grössten Anbaugebiete befinden. 

In der Schweiz wachsen zwar Nussbäume, aber Walnüsse, auch Baumnüsse genannt, werden hierzulande nicht im grossen Stil bewirtschaftet. Die bei uns erhältlichen Walnüsse werden oft in Frankreich oder Kalifornien angebaut. Als weltweit grösster Baumnussproduzent gilt China. 

5 Tipps zum nachhaltigen Konsum von Nüssen
1. Schweizer Nüsse

Entscheide dich für regionale Haselnüsse und Baumnüsse, zum Beispiel aus dem Bioladen, vom Wochenmarkt oder im Onlinehandel.

2. Gesunde Alternativen

Marroni, etwa aus dem Tessin, oder Sonnenblumen- und Kürbiskerne sind eine gesunde und nachhaltigere Alternative zu vielen Nusssorten.

3. Bio- und Fairtradelabel

Cashewkerne legen oft sehr lange Transportwege zurück und werden nicht immer fair gehandelt. Wer nicht auf sie verzichten möchte, wählt welche aus nachhaltiger Bioproduktion mit fairen Arbeitsbedingungen. Fairtrade-Anbieter wie etwa Gebana fördern die Weiterverarbeitung direkt vor Ort.

4. Lange Haltbarkeit

Heimische Baum- und Haselnüsse sind eine Herbstspezialität. In der Schale halten Nüsse bis zu einem Jahr.

5. Selber anpflanzen

Pflanze einen Haselstrauch im Garten oder auf dem Balkon, wenn du genug Platz hast. Vielleicht kannst du schon bald deine eigenen Haselnüsse naschen.

Getty Images
1. Schweizer Nüsse

Entscheide dich für regionale Haselnüsse und Baumnüsse, zum Beispiel aus dem Bioladen, vom Wochenmarkt oder im Onlinehandel.

2. Gesunde Alternativen

Marroni, etwa aus dem Tessin, oder Sonnenblumen- und Kürbiskerne sind eine gesunde und nachhaltigere Alternative zu vielen Nusssorten.

3. Bio- und Fairtradelabel

Cashewkerne legen oft sehr lange Transportwege zurück und werden nicht immer fair gehandelt. Wer nicht auf sie verzichten möchte, wählt welche aus nachhaltiger Bioproduktion mit fairen Arbeitsbedingungen. Fairtrade-Anbieter wie etwa Gebana fördern die Weiterverarbeitung direkt vor Ort.

4. Lange Haltbarkeit

Heimische Baum- und Haselnüsse sind eine Herbstspezialität. In der Schale halten Nüsse bis zu einem Jahr.

5. Selber anpflanzen

Pflanze einen Haselstrauch im Garten oder auf dem Balkon, wenn du genug Platz hast. Vielleicht kannst du schon bald deine eigenen Haselnüsse naschen.

Wenn es um die Frage der Nachhaltigkeit geht, spielen Anbau, Wasserverbrauch und der Transport eine grosse Rolle. Aber nicht nur, denn beim Thema Ökobilanz geht es darum, die gesamten Emissionen zu berücksichtigen. So binden und speichern Nussbäume aus Dauerkulturen CO2 aus der Atmosphäre. 

Sonnenblumenkerne und Marroni

Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung schreibt in ihren neuen Ernährungsempfehlungen, Nüsse hätten grundsätzlich keine gute Ökobilanz. Diese Aussage hält Niels Jungbluth, der sich mit seinem Büro ESU-Services ganz auf Ökobilanzen spezialisiert hat, für zu negativ und zu pauschal: «Die Aussage basiert auf einzelnen Daten, bei denen zum Beispiel die Zahlen zu Schweizer Kürbis- und Sonnenblumenkernen sowie Esskastanien fehlen.»

Der Wissenschaftler und sein Team untersuchten Daten aus verschiedenen Ökobilanzdatenbanken zu Nüssen und Samen, analysierten sie und verglichen sie miteinander. Dabei arbeiteten sie mit sogenannten Umweltbelastungspunkten, was ergab, dass Nüsse und Samen derzeit nur etwa zwei Prozent zur Gesamtumweltbelastung beitragen. 

Niels Jungbluth kommt zum Schluss: «Mit ihrem hohen Nährstoffgehalt sind Nüsse insbesondere auch für eine fleischarme Ernährung durchaus sinnvoll und verursachen deutlich geringere Belastungen als Rindfleisch.»

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