Biodiversität mitten in Zürich
Wo sich städtische Igel und Libellen wohlfühlen

Die Ausstellung «Vernetzte Natur – Lebenswerte Stadt» der Stadtgärtnerei Zürich zeigt, wie wichtig Lebensräume für Tiere und Pflanzen in der Stadt sind. Besucher können interaktiv erleben, welche Herausforderungen Stadtbewohner wie Igel oder Libellen bewältigen.
Publiziert: 10:21 Uhr
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Es gibt viel zu entdecken in der Ausstellung «Vernetzte Natur – Lebenswerte Stadt».
Foto: Marion Nitsch/Lunax

Darum gehts

  • Ausstellung zeigt Bedeutung vernetzter Stadtnatur für Tiere und Menschen
  • Interaktives Spiel verdeutlicht Herausforderungen für Tiere in der Stadt
  • Zürich: 11 Prozent ökologisch wertvolle Fläche, Ziel 15 Prozent bis 2040
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Susanne WagnerJournalistin

Wenn wir an eine Stadt denken, stellen wir uns Strassen, Autos, viele Menschen und Häuser vor. Doch auch zahlreiche Tierarten wie Libelle, Igel oder Distelfink leben mitten in urbanen Gebieten.

Ihre Lebensräume sind jedoch bedroht. Welche Orte für Tiere und Natur besonders wichtig sind und wie Stadtbewohner die Biodiversität fördern können, zeigt die aktuelle Ausstellung der Stadtgärtnerei Zürich «Vernetzte Natur – Lebenswerte Stadt».

Zum Mitmachen motivieren

Grün Stadt Zürich hat die Ausstellung zur vernetzten Stadtnatur realisiert, um zu zeigen, wie wichtig zusammenhängende und vielfältige Lebensräume für Tiere, Pflanzen und Menschen in der Stadt sind. «Die Ausstellung soll Besucherinnen und Besucher inspirieren und zum Mitmachen motivieren», sagt Ingitta Scapozza, Geschäftsbereichsleiterin Naturförderung und Bildung bei Grün Stadt Zürich gegenüber Blick.

Die Ausstellung beleuchtet nachhaltige Hotspots wie zum Beispiel Bäche, Blumenwiesen, Gärten, Wildhecken mit einheimischen Sträuchern und Pärke mit alten Bäumen. Je älter ein Baum ist, desto mehr Risse weist seine Rinde auf, in denen Insekten und andere kleine Tiere leben. 

Grosse Biodiversität im Irchelpark

Der Zürcher Irchelpark ist ein gutes Beispiel für einen naturnahen Park. Dort gibt es besonders vielfältige Flächen wie Wiesen, Hecken und Bäume, Uferräume, fliessendes Wasser und tiefere Stellen in der Mitte des Teichs. Seit der Park vor 35 Jahren erstellt wurde, hat sich eine grosse Biodiversität entwickelt. 

Das heisst, dort lebt eine enorme Vielfalt an unterschiedlichen Lebewesen, zum Beispiel 543 Blüten- und Farnpflanzen sowie 28 Brutvogelarten. Biodiversität bedeutet auch eine genetische Vielfalt innerhalb der Arten. Diese Vielfalt der Erbanlagen ist entscheidend, um sich an neue Bedingungen anzupassen und Krankheiten zu widerstehen. Es kann diese genetische Vielfalt gefährden, wenn Tier- oder Pflanzenbestände voneinander getrennt leben.

Grünflächen miteinander verbinden

Daher ist es wichtig, einzelne ökologisch wertvolle Flächen miteinander zu verbinden, die in Städten oft durch Strassen oder Gebäude getrennt sind. Ein interaktives Spiel in der Ausstellung zeigt, wie schwierig es für Tiere sein kann, zu ihren Fress-, Fortpflanzungs- oder Nistplätzen zu kommen. 

Besucher können auf einem Bildschirm einen Igel, eine Libelle oder eine Seeforelle durch die Stadt lotsen. Dabei erleben sie, wie Hindernisse wie Treppen oder Gartenzäune den Igeln auf ihren kilometerlangen Stadtwanderungen den Weg versperren oder wie Strassen für sie zur tödlichen Falle werden. Libellen hingegen fliegen gerne Fliessgewässern, sonnigen Wiesen und Wildhecken entlang, um ihren Weg zu einem Ort für die Eiablage zu finden.

Ausserdem können Besucher der Ausstellung unter Mikroskopen Nützlinge wie Marienkäfer und Schlupfwespen genauer betrachten. 

Eidechsen am Zürcher Hauptbahnhof

Sonnenliebende Mauereidechsen nutzen die Gleisanlagen des Zürcher Bahnhofareals als Vernetzungskorridore. Auch Wildbienen finden dort sandige und kiesige Stellen. Die ursprünglich für Menschen geschaffenen Gleise erfüllen somit eine wichtige Funktion für die Vernetzung von Lebensräumen.

Das Zürcher Siedlungsgebiet weist schon heute eine hohe Biodiversität auf: Knapp elf Prozent der Fläche gelten als ökologisch wertvoll. Ziel ist es, diesen Anteil bis 2040 auf 15 Prozent zu erhöhen und das Netzwerk von miteinander verbundenen Lebensräumen zu verdichten.

Wegen der hohen Baudichte und Privateigentum sind durchgehende ökologische Vernetzungskorridore in der Innenstadt schwer umsetzbar. Die Stadt setzt auf «Trittsteine» wie begrünte Dächer, Fassaden sowie aufgewertete Strassenräume und Grünflächen. 

Ingitta Scapozza erklärt: «Langfristig – 20 Jahre plus – könnten in einigen Quartieren grüne Achsen entstehen, wenn private und öffentliche Akteure mitziehen.» Fördergelder für naturnahe Gestaltung von Privatflächen sowie Auflagen bei Bauprojekten sollen helfen, auch auf privatem Grund Lücken zu schliessen.

Die Ausstellung «Vernetzte Natur – Lebenswerte Stadt» der Stadtgärtnerei Zürich ist gratis und dauert noch bis 3. Januar 2027. 

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