Darum gehts
Habe ich genug für die Prüfung gelernt? Was passiert mit meinem Job, wenn KI immer mehr Aufgaben übernimmt? Wie soll ich die steigende Miete bezahlen? Stress ist omnipräsent. Er löst ein Gefühl von Kontrollverlust und Unruhe aus – und macht auf Dauer krank.
Der «Sanitas Health Forecast 2025» zeigt, dass fast die Hälfte der Befragten erst dann aktiv wird, wenn Stress bereits ihre Gesundheit belastet. Dabei gäbe es viele Möglichkeiten, rechtzeitig gegenzusteuern. Die Studie unterscheidet dazu vier Stressbewältigungstypen.
Die Problemlöser
Frühzeitig reagieren, Prioritäten setzen und vorausschauend planen: Problemlöser leiden weniger häufig an Stress, weil sie versuchen, ihn gar nicht erst entstehen zu lassen. «Sie haben eine sehr gute Grundvoraussetzung, sollten sich aber bewusst sein, dass man nicht jedes Problem lösen kann», sagt Stressforscherin Myriam Thoma (45), Universitätsdozentin für klinische Psychologie und Psychopathologie an der Universität Basel. Es sei sinnvoll, unterschiedliche Strategien in petto zu haben. Laut der Sanitas-Studie sollten Problemlöser auf Selbstfürsorge achten, um langfristig gesund zu bleiben – etwa durch bewusste Pausen oder Meditation.
Die Emotionalen
Sie konzentrieren sich darauf, die emotionalen Reaktionen auf Stress mithilfe von Achtsamkeit und Entspannungstechniken zu bewältigen. Aber auch Gespräche mit Freunden oder der Familie gehören zu ihren bevorzugten Methoden. Keine Stressbewältigungsstrategie sei per se immer gut oder schlecht, sagt Thoma, aber neben der problemorientierten Strategie sei auch die emotionale Bewältigung sehr hilfreich und adaptiv. «Wer sich jedoch nur auf seine Emotionen fokussiert, läuft Gefahr, passiv zu werden und die eigentlichen Probleme nicht aktiv anzugehen.» Deswegen sei es wichtig, dass die Emotionalen auch eine gewisse Flexibilität beibehalten und zusätzlich andere Strategien ausprobieren.
Die Vermeider
Eine stressige Situation bahnt sich an? Schnell ablenken. Vermeider gehen Schwierigkeiten aus dem Weg und widmen sich stattdessen einem Hobby. «Diese Strategie ist nicht immer schlecht und kann unter bestimmten Umständen kurzfristig auch sinnvoll sein», sagt Thoma. Zum Beispiel, wenn man am Arbeitsplatz einen Konflikt hat und es trotzdem schafft, sich am Wochenende bewusst eine Pause zu gönnen. Probleme entstehen der Expertin zufolge erst, wenn Vermeidung zur dauerhaften Strategie wird: «Viele psychische Störungen und ungünstige Verhaltensmuster wie Prokrastination hängen damit zusammen, dass Menschen belastenden Situationen systematisch ausweichen.» Die bewusste Auseinandersetzung mit Ängsten und Stressoren sei zentral, damit wir uns weiterentwickeln und schwierige Situationen meistern können. Wer ständig vermeide, laufe Gefahr, sich im Leben einzuschränken.
Die Suchenden
Suchende fühlen sich dem Stress oft ausgeliefert. «Wenn jemand Schwierigkeiten hat, mit Stress umzugehen, bedeutet das nicht, dass etwas mit ihm oder ihr nicht stimmt – vielen fehlt einfach noch der Zugang zu passenden Bewältigungsstrategien», betont Thoma. Viele Menschen seien überlastet, weil sie nie gelernt hätten, Stress konstruktiv zu bewältigen. «Dafür muss man sich nicht schämen.» Die Expertin rät, sich selbst zu beobachten: Was stresst mich wirklich? Wie reagiert mein Körper? Welche Emotionen spüre ich?
Danach gilt es, passende Problemlösungsstrategien zu finden: Hilft es mir, das Problem aufzuschreiben? Oder mich nach einem Erfolg zu belohnen? Finde ich Entspannung beim Sport oder Gärtnern? «Nicht allen Menschen liegen Atemübungen, denn Stressbewältigung ist individuell», sagt Thoma. «Das Ziel ist, einen persönlichen Werkzeugkoffer mit unterschiedlichen Tools zu füllen, die einem helfen, besser mit Herausforderungen zurechtzukommen.» Auch soziale Unterstützung sei dabei ein wertvoller Bestandteil.
Du bist noch unsicher, zu welchem Stressbewältigungstyp du gehörst? Mach den Test.