Darum gehts
- Quiet Cracking beschreibt das leise Zerbrechen von Mitarbeitenden unter chronischer Belastung
- Betroffene wirken präsent, leiden aber unter wachsender innerer Belastung
- Führungskräfte sollten 5 Massnahmen ergreifen, um Quiet Cracking zu bekämpfen
Während sich viele Unternehmen noch mit den Folgen von «Quiet Quitting» beschäftigen, bahnt sich bereits ein deutlich alarmierenderes Phänomen an: Beim sogenannten «Quiet Cracking» geht es nicht mehr um bewusste Abgrenzung, sondern um das stille Zerbrechen von Mitarbeitenden – emotional, psychisch und oft unbemerkt. Betroffene wirken nach aussen hin engagiert und belastbar, doch innerlich bröckeln sie unter wachsendem Druck. Ein leiser Zusammenbruch, der im Büroalltag leicht übersehen wird – mit weitreichenden Folgen für Menschen und Unternehmen.
Was genau ist «Quiet Cracking»?
«Quiet Cracking» steht für den schleichenden psychischen Verfall von Mitarbeitenden. Oft ausgelöst durch Überforderung, toxisches Arbeitsklima oder emotionale Erschöpfung, zeigt sich das Phänomen nicht laut oder auffällig – sondern leise, subtil und gefährlich unbemerkt. Anders als beim «Quiet Quitting», bei dem sich Angestellte bewusst zurückziehen und nur noch Dienst nach Vorschrift machen, ist «Quiet Cracking» ein unfreiwilliger Prozess. Die Betroffenen wollen leisten, können aber nicht mehr.
Die typischen Anzeichen
Wer betroffen ist, wirkt oft noch präsent, arbeitet mit – aber die innere Belastung wächst täglich. Häufige Symptome:
• Rückzug aus Teamprozessen oder Meetings
• Zynismus, emotionale Distanz, Gereiztheit
• Anhaltende Müdigkeit, Konzentrationsschwächen
• Fehlende Initiative oder Kreativität
• Häufung von kleinen Fehlern
• «Funktionieren» trotz innerer Erschöpfung
Solche Warnsignale werden im Arbeitsalltag schnell übersehen – oder sogar als mangelnde Motivation missverstanden.
Ursachen: Wenn der Druck zu gross wird
Die Gründe für «Quiet Cracking» sind vielfältig. Besonders häufig genannt werden:
• Chronische Überlastung: Zu viele Aufgaben, zu wenig Ressourcen
• Toxische Führung: Micromanagement, Kontrolle statt Vertrauen
• Fehlende Wertschätzung: Keine Anerkennung für den Einsatz
• Psychologische Unsicherheit: Angst vor Fehlern oder Kündigung
• Isolation: Homeoffice ohne soziale Anbindung oder Support
Gerade in der leistungsgetriebenen Schweiz – wo Arbeit oft mit Selbstwert gleichgesetzt wird – kann das stille Zerbrechen schneller einsetzen, als viele denken.
Was Unternehmen jetzt tun müssen
«Quiet Cracking» ist mehr als ein Trendbegriff – es ist ein ernstzunehmendes Warnsignal für Unternehmen. Wer gute Leute halten will, muss mehr tun als Bonuszahlungen oder Yoga-Kurse.
Führungskräfte sollten:
1. Gespräche führen, nicht nur über Leistung, sondern über Belastung
2. Frühwarnzeichen erkennen – auch bei vermeintlich «starken» Mitarbeitenden
3. Offene Fehlerkultur fördern – ohne Angst vor Konsequenzen
4. Grenzen respektieren – Überstunden dürfen nicht zur Norm werden
5. Mental Health enttabuisieren – psychische Belastung ist kein Zeichen von Schwäche
Was du tun solltest, wenn du betroffen bist
Du hast das Gefühl, innerlich immer mehr auszubrennen – obwohl du nach aussen noch funktionierst? Dann ist es höchste Zeit, aktiv zu werden. Auch wenn es Überwindung kostet: Sprich mit deiner Führungskraft, bevor sich die Belastung weiter zuspitzt. Vielen Vorgesetzten ist gar nicht bewusst, wie sehr Mitarbeitende im Stillen kämpfen – solange nichts gesagt wird, bleibt vieles unsichtbar.
Bitte um ein persönliches Gespräch und schildere offen, was dich belastet. Dabei geht es nicht um Vorwürfe, sondern um Klarheit: Fühlst du dich nicht gesehen oder wertgeschätzt? Passt das, was von dir erwartet wird, nicht zu dem, was du leisten kannst oder willst? Nur wer klar kommuniziert, kann auch Unterstützung einfordern. Es braucht Mut – aber es kann der entscheidende Schritt sein, um dem inneren Zerbrechen entgegenzuwirken.
Nicht immer sind es die Lauten, die Hilfe brauchen
«Quiet Cracking» zeigt: Der Zusammenbruch am Arbeitsplatz passiert nicht immer mit Drama – manchmal ist er leise, schleichend und unsichtbar. Genau deshalb ist er so gefährlich. Es braucht mehr Achtsamkeit, mehr Menschlichkeit – und einen Wandel in der Arbeitskultur, in der Leistung nicht über Wohlbefinden gestellt wird. Denn nur wer psychisch gesund bleibt, kann auch langfristig produktiv und motiviert arbeiten.