Im Internet chatten statt zum Arzt gehen?
Von digitalen Gesundheitsakten und Therapie-Apps

Die grösste Online-Befragung im deutschsprachigen Raum zum Thema «Gesundheitsversorgung im Netz» hat ergeben, dass eine Mehrheit der Teilnehmenden eine Online-Patientenakte wollen.
Publiziert: 28.05.2018 um 12:56 Uhr
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Aktualisiert: 13.09.2018 um 06:25 Uhr
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Online-Gesundheitsakten soll Patientinnen und Patienten sowie den medizinischen Fachpersonen die Behandlung erleichtern. Wollen wir dem Internet alles preisgeben?
Foto: Thinkstock Images

In Zeiten, in denen Datenschutzeinstellungen über unsere Privatsphäre bestimmen, achtet man besonders gut darauf, wie und wo man sich registriert. Nach der jüngsten Daten-Affäre bei Facebook stehen die grossen Internetdienstleister unter strenger Beobachtung. Das führt zur Annahme, dass besonders die Erfassung persönlicher medizinischer Daten kritisch in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden könnte.

Während sich die letzten kritischen Stimmen einen Online-Banking-Account anlegen, gewinnt ein anderes Konzept zur Erleichterung des Alltags zunehmend an Wind. Die Vision Online-Patientenakten anzulegen, ist zwar nicht sehr neu, allerdings wird das Angebot bisher kaum genutzt. Dafür, dass sich das in absehbarer Zeit ändern könnte, sprechen nun die Ergebnisse einer Umfrage.

«Grösste Umfrage im deutschsprachigen Raum»

Wie die Umfrage zeigt, stehen Schweizerinnen und Schweizer einer Online-Gesundheitsakte überhaupt nicht negativ gegenüber. So könnte die Online-Sprechstunde schon bald Realität werden. An der mit rund 9'700 Befragten grössten Umfrage im deutschsprachigen Raum nahmen rund 565 Schweizerinnen und Schweizer teil. Blick.ch hat sich an der Studie der «EPatient RSD GmbH» beteiligt und die Ergebnisse der Teilnehmenden aus der Schweiz ausgewertet.

Setzt sich Online-Gesundheitsakte durch?

Die Frage, ob sie sich vorstellen könnten, eine Online-Gesundheitsakte anlegen zu lassen, beantworteten lediglich 188 der insgesamt 565 Personen. Rund 53,7 Prozent der Antwortenden (101 Personen) würden eine Akte anlegen lassen. Nur 26,6 Prozent können sich gar nicht mit Gedanken anfreunden, während 19,7 Prozent mit «ich weiss nicht» antworteten.  Warum weniger als die Häfte der Teilnehmenden die Frage nicht beantwortet hat, ist indes unklar. In Deutschland fiel die Umfrage mit mehr Teilnehmenden noch deutlicher aus: Rund 73 Prozent könnten sich laut der Medienmitteilung demnach vorstellen, eine Online-Akte zu besitzen.

Frage des Vertrauens?

In der Schweiz liegt das Vertrauen der meisten Teilnehmenden dennoch bei ihrer medizinischen Ansprechperson: Mit rund 404 Teilnehmenden würden rund 71,5 Prozent (404 Personen) nur von ihrem behandelnden Arzt ein Online-Programm oder eine App annehmen. 23,9 Prozent würden sich selbst einen Dienstleister im Internet suchen. Die Übrigen würden sich von Pharmaindustrie, Krankenkassen, Apotheken und Krankenhäusern beraten lassen.

Google und Co. kommen schlecht weg

Noch deutlicher ist mit 78,2 Prozent (442 Personen) die Zahl jener, die ihre Daten nur mit ihrer medizinischen Ansprechperson teilen würden. Bei allfälligen Angeboten waren die Teilnehmenden in Bezug auf die Anbieter kritisch: Krankenkasse (28,5 Prozent), Amazon (2,3 Prozent), Apple (8,3 Prozent), Google (9,2 Prozent), IT/Spezialunternehmen (4,1 Prozent), Software des Hausarztes (58,8 Prozent), staatliches Gesundheitssystem (29,2 Prozent). Damit zeigt sich wiederrum, dass bei rund 332 Personen das Vertrauen in ihren Arzt für die Wahl eines Anbieters entscheidend ist.

Der nunmehr 7. EPatient Survey 2018, umgesetzt von Dr. Alexander Schachinger (EPatient RSD GmbH), ist die grösste jährlich stattfindende Online-Befragung zu «Patientinnen und Patienten im Netz». Hierzu wurden dieses Frühjahr 9'700 Gesundheits-Surfer in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit Unterstützung führender Krankenkassen, Gesundheitsportalen, Patientenorganisationen, Medienhäuser und Startups befragt.

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