Der Herbst steht für Melancholie. Sobald die Tage kürzer werden, stellt sich bei vielen Menschen eine gewisse Antriebslosigkeit ein. In extremen Fällen spricht man bei solchen Verstimmungen während der Herbst- und Wintermonate von einer saisonal-affektiven Depression – oder auch «SAD», was wunderbar passt, handelt es sich doch um das englische Wort für «traurig».
In der Schweiz sind etwa 160 000 Menschen davon betroffen. Dieses Jahr könnte die Zahl wegen der andauernden Belastung durch die Corona-Pandemie noch höher ausfallen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen und wollen wissen, ob auch du darunter leidest.
Was ist eine saisonale Depression?
Bei SAD handelt es sich um eine saisonal-affektive Störung, also ein emotionales Leiden, das von der Jahreszeit abhängig ist. Die Stimmung verschlechtert sich, man fühlt sich ausgelaugt, hat keine Lust auf gar nichts, schläft und isst mehr.
Was ist der Unterschied zu einer klassischen Depression?
Abgesehen von der zeitlichen Beschränkung auf die Jahreszeit können auch die Symptome anders ausfallen. Menschen mit SAD neigen etwa dazu, mehr zu essen und bringen deshalb am Ende der kalten Monate einige Kilos mehr auf die Waage. Die saisonal unabhängige Depression zeigt sich umgekehrt eher in Appetitlosigkeit. Das gleiche gilt für den Schlafrhythmus. Eine klassische depressive Störung geht oft mit Schlaflosigkeit einher, während Betroffene einer Herbst- und Winterdepression es kaum aus dem Bett schaffen.
Manche Wissenschaftler sind der Ansicht, dass es sich bei SAD gar nicht um eine Krankheit handelt, sondern um eine sinnvolle Reaktion des Körpers. Es werden Ressourcen geschont, um die kalte Jahreszeit zu überleben.
Was sind die Ursachen?
Als Grund vermuten die meisten Forscher einen Mangel an Sonnenlicht, der zu Veränderungen im Hormonhaushalt führt. Sobald die Tage kürzer werden, schüttet unser Körper weniger Serotonin und mehr Melatonin aus. Dies führt zu Verstimmungen und macht uns müde.
Ist es nicht normal, im Herbst traurig zu sein?
Jein. Bei milden Formen spricht man vom Winterblues, der grundsätzlich harmlos ist. Eine ausgewachsene SAD darf aber nicht unterschätzt werden und erfordert eine professionelle Behandlung. Wie eine saisonal unabhängige Depression kann sie in Extremfällen tödlich enden.
Was hilft dagegen?
Der milde Winterblues lässt sich mit kleinen Anpassungen im Alltag behandeln. Mit etwas mehr Schlaf, gesunder Ernährung und Bewegung an der frischen Luft verschwindet er häuft bereits wieder. Bereits Kleinigkeiten wie das Tragen von bunter Kleidung helfen oft und auch Naturheilmittel können die Verstimmungen lindern.
Was, wenn das nichts nützt?
In ausgeprägteren Fällen wird häufig eine Lichttherapie empfohlen. Betroffene setzen sich täglich eine halbe bis eine Stunde vor eine Speziallampe, um den Lichtmangel auszugleichen. Hilft auch das nichts, setzen Ärzte auf ergänzende Therapieformen wie Medikamente und Psychotherapie. Wichtig ist, dass sich SAD-Patienten rechtzeitig Hilfe holen.
Schlägt auch dir die kalte Jahreszeit aufs Gemüt? Hast du den «Winterblues» oder sogar eine saisonale Depression? Erzähl es uns mit dem Formular unten!