Kurz zusammengefasst
- Nicht jedes Schlagwort garantiert hohe Weinqualität
- Begriffe wie «handverlesen» und «traditionell» sind oft reines Marketing
- Alte Reben können auch nur 20 Jahre alt sein
Du stehst vor dem prall gefüllten Weinregal und hast keinen Plan, welchen Tropfen du wählen sollst. Das breite Angebot erschwert die Entscheidung, doch heute soll es wirklich etwas Neues sein – nicht wieder der gleiche Merlot. Also studierst du Etiketten, nimmst die eine oder andere Flasche in die Hand – und plötzlich springen dir bestimmte Merkmale ins Auge.
Doch Vorsicht: Nicht alle Schlagwörter oder Auszeichnungen garantieren automatisch eine hohe Weinqualität. Einige Begriffe klingen vielversprechender, als sie tatsächlich sind. Am Ende des Tages gilt: Wer sich von leeren Worthülsen nicht täuschen lässt und Wein mit wachem Geist auswählt, wird auch positive Überraschungen erleben.
Handverlesen
Dieser Begriff klingt edel und vermittelt das Bild von erfahrenen Winzerinnen und Winzern, die sorgfältig jede Traube mit der Hand ernten. Doch das Wort ist oft mehr Marketing als Qualitätsmerkmal. Handverlesen sagt in der Regel wenig über die Qualität der Trauben oder die Sorgfalt des Herstellungsprozesses aus. Auch aus maschinell gelesenen Trauben können erstklassige Weine entstehen.
Alte Reben
Alte Reben sollen Trauben für besonders aromatische Weine hervorbringen, weil sie tiefere Wurzeln haben, denken wohl viele. Der Begriff ist jedoch nicht geschützt. Reben, die als alt beworben werden, können in Wahrheit auch bloss 20 Jahre alt sein, was für Rebstöcke eher jung ist.
Punkte
Ich muss jedes Mal schmunzeln, wenn Weinhändler ihre eigenen Weine bewerten. Wie hoch ist wohl die Wahrscheinlichkeit, einen Wein mit tiefer Punktzahl zu finden? Traue Punkten nur dann, wenn du weisst, von wem sie vergeben wurden und unter welchen Umständen sie zustandegekommen sind.
Traditionell
Auch dieser Ausdruck soll Authentizität vermitteln, doch er ist oft nichts anderes als eine leere Worthülse. Es gibt keine festgelegte Definition für traditionell, sodass dieser Begriff auf alles angewendet werden kann, vom industriellen Massenwein bis hin zum kleinen Familienweingut.
Medaillen
Manche Medaillen gibt es gefühlt automatisch, da die Weingüter eine stattliche Einreichgebühr entrichten müssen – Medaillen quasi als Geschäftsmodell. Auf der anderen Seite gibt es Weinwettbewerbe wie die Expovina Wine Trophy, wo Prämierungen unter seriösen Rahmenbedingungen zustande kommen.