Einfach Claudio fragen
Welche Kochsendung schaust du so?

Kandidaten stolpern durch absurde Challenges, Profiköche protzen mit ihrem Ego, Moderatorinnen liefern hilflose Kommentare. Claudio Del Principe findet, Drama und Werbung dominieren moderne Kochshows. Geht es nach ihm, sollte die Freude am Kochen im Vordergrund stehen.
Publiziert: 10:59 Uhr
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Aktualisiert: 12:20 Uhr
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Es gibt unzählige davon: Kochsendungen im TV. Claudio Del Principe ist kein Fan davon.
Foto: Screenshot TVNow

Darum gehts

  • Ungeschickte Kandidaten und eitle Profiköche – Bestandteile vieler Kochsendungen im TV
  • Claudio Del Principe mag solche Formate nicht und findet sie peinlich
  • Er skizziert, wie er sich die Entstehung einer solchen Show vorstellt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Claudio Del Principe_Portrait (19 von 30).jpg
Claudio Del PrincipeKolumnist

Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber wer schaut eigentlich all diese peinlichen Kochsendungen? Da werden ungeschickte Kandidaten vorgeführt wie im Affenzirkus. Die Moderatoren haben null Ahnung vom Kochen. Dafür blasen ein paar eitle Profiköche ihr Ego dermassen auf, dass der Bildschirm fast platzt. Schreibt mir, woran ihr euch besonders nervt oder welche Sendung euch gefällt.

Ich stelle mir ein Konzept-Meeting bei einem TV-Sender so vor:

Executive Producer: Die Zahlen sind nicht gut. Wir verlieren weiter Zuschauer. Ein neues Format muss her. Eine Show für die ganze Familie. Ein Kracher, der durch die Decke geht! Und vor allem Werbeeinnahmen und Sponsorengelder generiert. Vorschläge?

Head of Development: Wir könnten eine neue Kochsendung kreieren.

Praktikant: Gibt es nicht schon zu viele Kochsendungen?

Executive Producer: Kochsendung! Find ich gut. Kochen ist voll im Trend. Das gibt Quote.

Head of Development: Wir brauchen ein paar Zugpferde, spielt keine Rolle, ob sie kochen können, Hauptsache Publikumsmagnet.

Casting Director: Schwierig. A-Promis kannst du knicken. Zu teuer, zu viele Starallüren und extrem mühsam für die Terminfindung.

Head of Development: Also nur B- und Cervelat-Promis.

Casting Director: Ja, aber wir könnten sie strecken.

Praktikant: Oder einfach Schweizer Köchinnen und Köche, die spannende Produzenten besuchen?

Executive Producer: Laaangweilig! Was meinst du mit strecken?

Casting Director: Wir stellen Teams zusammen. Sie könnten zum Beispiel mit ihren Mamis kochen. Oder wir stellen ihnen Profi-Coaches zur Seite. Die müssen aber mucksmüslistill sein, während gekocht wird, und zuschauen, wie ihre Kandidaten einen Patzer nach dem anderen machen. Erst am Schluss dürfen sie eingreifen, und dann gibts mega Chaos.

Scriptwriter: Das klingt super. Wir legen ihnen dann noch lustige Sprüche in den Mund.

Set Designer: Wir lassen sie an den verrecktesten Orten kochen. Outdoor, unter widrigen Umständen.

Praktikant: Aber wird dann nicht das Essen kalt?

Set Designer: Wir setzen noch einen drauf. Sie sollen Toast mit Flammenwerfern bräunen, mit Kettensägen hantieren – oder: in einer Baggerschaufel kochen!

Executive Producer: Das klingt sehr geil! Machen wir. Es müssen die Fetzen fliegen. Die Kandidaten sollen rumzappeln wie geköpfte Hühner. Die Zuschauer werden es lieben!

Head of Development: Also fassen wir zusammen: So viel Zeitdruck wie möglich, alle immer gegeneinander und möglichst umständlich und realitätsfern. Dafür mit viel Werbeunterbrechung und Sponsoreneinblendung.

Praktikant: Ich dachte, bei einer Kochsendung gehts darum, dass Essen Menschen verbindet und gemeinsam kochen Freude macht?

Executive Producer: Du bist glaub im falschen Beruf.

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