Darum gehts
- Rechtsmedizinerin Saskia Gauthier schreibt Krimis mit Protagonistin Lisa Klee
- Gauthier lässt ihre Krimi-Heldin in Zürich starten und nach Aarau wechseln
- Autorin hat drei publizierte Kriminalromane und schreibt täglich 30 Minuten
Einmalhose, Einmalshirt, Obduktionsschuhe, Handschuhe, Schürze, Mundschutz, Brille: Wenn Oberärztin Saskia Gauthier (47) im Obduktionssaal einen Leichnam untersucht, trägt sie Arbeitskluft. Heute aber posiert sie im Haus 2 des Kantonsspitals Aarau in Shorts und T-Shirt für den Fotografen – denn wir treffen die Rechtsmedizinerin aufgrund ihres Zweitjobs: Sie ist Autorin von drei publizierten Kriminalromanen.
Ihre Protagonistin: die junge Rechtsmedizinerin Lisa Klee. Blond wie sie, deutsch wie sie, offen, tollpatschig und gelegentlich grummelig wie sie, mit einer Vorliebe für Musik von Jack Johnson. «Wir haben eine gewisse Ähnlichkeit. Aber ich bin nicht Lisa», sagt Saskia Gauthier.
Unterstützung aus Polizeikreisen
Viele Angehörige des Aargauer Polizeikorps und der Staatsanwaltschaft haben ihre Bücher gelesen. Einer spricht sie sogar mit Lisa an. Die Unterstützung freut sie zwar, doch dringt so die fiktive Figur Lisa auch in ihren Alltag als Medizinerin hinein. Etwa, wenn Saskia Gauthier beim Untersuchen eines Verstorbenen die Augenbindehäute anschaut und sich fragt, ob der Staatsanwalt, der neben ihr steht, wohl gerade an die Stelle im ersten Buch denkt, in der die junge Assistenzärztin Lisa Klee in den Augenbindehäuten Punktblutungen feststellt. Lisas Verdacht auf Ersticken löst im Krimi eine «riesige Kaskade» aus – und erweist sich als Fehlalarm.
Mit ihrer Hauptfigur hat Saskia Gauthier bewusst eine Antiheldin geschaffen. «Von Figuren, die noch hochschwanger einen Salto machen, habe ich genug gelesen. Lisa Klee kann und weiss nicht alles. Sie steht am Anfang ihrer Karriere, macht Fehler, ist alles andere als perfekt», sagt Gauthier. Gleichzeitig gibt ihr das die Möglichkeit, die Figur weiterzuentwickeln. «Auch ich habe zu Beginn meiner Karriere kein Fettnäpfchen ausgelassen.» Wie sie selbst wird auch ihre Krimiheldin mit der Zeit erfahrener und souveräner.
Gauthier lässt Lisa Klee ihre Laufbahn in Zürich starten, mittlerweile arbeitet und lebt sie in Aarau – und ermittelt auf eigene Faust. «Das würde ich natürlich nie tun», betont die Autorin. Saskia Gauthier wechselte vor acht Jahren von Zürich ans Institut für Rechtsmedizin Aargau; sie lebt mit ihren beiden Söhnen im Teenageralter und ihrem Mann, einem Psychiater, im Raum Bremgarten AG.
Zwischen den beiden glänzenden Obduktionstischen im gekühlten Autopsieraum erklärt sie nun, wie eine Obduktion abläuft. Dass sie Notizen zu Mageninhalt, Hirngewicht oder Haarlänge auf einer Tafel an der Wand festhält, wenn sie mit blutigen Händen nicht direkt an der Tastatur arbeiten kann. Oder dass immer zwei Ärztinnen aus dem Team der Rechtsmedizin zusammenarbeiten, damit die eine Medizinerin die entnommenen Organe sezieren kann, während die andere in einem Diktiergerät festhält, was sie sieht. Etwa, ob die Leber Verletzungen hat oder wie der Blutstau ist. Und sie erzählt, dass sie alles schön fotografiert – auch in Gauthiers Kriminalroman legt der Chef grossen Wert auf schöne Fotos. Zum Schluss platziert der Präparator alle entnommenen Organe wieder im Körper, vernäht und säubert alles.
Die Untersuchung von Lebenden ist manchmal schwieriger
Als Rechtsmedizinerin untersucht sie auch lebendige Gewaltopfer und mutmassliche Täter, aber deutlich weniger als Tote. Das Untersuchen von Lebenden sei für sie manchmal schwieriger, sagt sie. Denn: «Bei den Lebenden hat man häufig eine eingeschränkte Beurteilbarkeit.» Hat jemand einen Schlag auf den Kopf bekommen, kann sie beim Leichnam die Kopfhaut rasieren, reinigen, beurteilen, wie tief die Wunde ist. Beim Lebenden hingegen hat das Spital die Wunde vielleicht schon vernäht, was die Beurteilung erschwert.
«Asozial möchte ich nicht wahrgenommen werden», sagt Saskia Gauthier mit einem Lachen. Ihre Arbeit mit Toten kann den Lebenden zugutekommen. «Wenn ein 40-Jähriger plötzlich tot umfällt und wir stellen hochgradige strukturelle Herzveränderungen fest, kann man seinen Kindern und Verwandten empfehlen, dass sie sich genetisch abklären lassen sollen. So können künftige Todesfälle verhindert werden.»
Das Schreiben braucht sie nicht etwa, um ihren Alltag zu verarbeiten. Im Gegenteil, sagt Gauthier: «Ich mache meine Arbeit so gern, dass ich mich auch als Autorin am Feierabend gern damit beschäftige.» An ihrem ersten Buch schrieb sie mehrere Jahre. Dass dann gleich drei Verlage daran Interesse zeigten, ihre Lesungen ein Publikum finden und sich die Presse bei ihr meldet, erfüllt sie nach wie vor mit Staunen. Heute versucht sie, täglich mindestens 30 Minuten für das Schreiben zu finden. Dank Lisa Klee kann sie ihrer Faszination für die menschliche Anatomie auch in ihrem zweiten Tätigkeitsfeld Raum geben.
Saskia Gauthier, «Der Fluch der Aargauer Knochen», Gmeiner Verlag 2025Spiele live mit und gewinne bis zu 1'000 Franken! Jeden Dienstag, Mittwoch und Donnerstag ab 19:30 Uhr – einfach mitmachen und absahnen.
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