Schweizer trickst Apple aus
Diese Hülle macht dein altes iPhone fit für die Zukunft

Ein Westschweizer Ingenieur verkauft iPhone-Hüllen, die alte Lightning-Anschlüsse in USB-C verwandeln. So brauchen alte iPhones nur noch ein Kabel. Sogar Apple-Angestellte sind begeistert.
Publiziert: 30.07.2025 um 14:57 Uhr
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Aktualisiert: 30.07.2025 um 16:00 Uhr
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Er hat die spezielle iPhone-Hülle entwickelt: EPFL-Absolvent Ken Pillonel in seiner Werkstatt.
Foto: Ken Pillonel

Darum gehts

  • Ken Pillonel entwickelt iPhone-Hülle mit USB-C-Anschluss gegen Kabel-Chaos
  • Hülle unterstützt Magsafe, Datenübertragung, Carplay und schnelles Laden
  • Projekt kostete 40'000 Franken und benötigte sieben Monate Vollzeitarbeit
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Tobias BolzernRedaktor Digital

Ken Pillonel hat ein Problem gelöst, das Millionen iPhone-Nutzer nervt. Seine neue Handyhülle verwandelt den Lightning-Anschluss alter iPhones in einen modernen USB-C-Port. Der EPFL-Absolvent will so das Kabel-Chaos beenden. Denn USB-C ist bei modernen Geräten Standard, auch bei Apple.

Die Hülle kostet zwischen 45 und 55 Franken und funktioniert mit den meisten alten iPhone-Modellen. Darunter sind iPhone XS, SE, 11, bis hin zu 14 Pro. Sie unterstützt Magsafe, Datenübertragung, Carplay und schnelles Laden. Der Clou: Anders als bei den ersten Experimenten, funktioniert diese Funktion nun unabhängig davon, wie das Kabel eingesteckt ist.

Das war eine technische Herausforderung. Pillonel entwickelte einen automatischen Schalter, der erkennt, wie das USB-C-Kabel eingesteckt ist. Den nötigen Strom dafür klaut er direkt aus dem Kabel – «parasitisches Powering» nennt er das. «Ich wollte keine Batterie einbauen. Wir haben 2025 genug Sachen zum Aufladen.»

Um seine Hülle zu testen, kaufte der Tüftler 20 verschiedene alte iPhones. Den USB-C-Port platzierte er unten rechts. So nutzt er die abgerundeten iPhone-Ecken, ohne dass die Hülle zu dick wird.

Sieben Monate Arbeit

Das Projekt war ein Risiko: 40'000 Franken investierte Pillonel in neue Maschinen, arbeitete sieben Monate lang Vollzeit daran. «Es war das grösste finanzielle Risiko meines Lebens.» Der Erfolg gibt ihm recht: Bereits zwölf Stunden nach dem Launch hatte er die Kosten wieder drin – «wenn man meine Arbeit nicht mitrechnet». Auf seiner Website sind aktuell alle Hüllen ausverkauft.

Die Hülle wird in der Schweiz produziert – mit einem 3D-Drucker und aus Nylon-Pulver. Die industrielle Produktion per Druckguss? Kein Thema. «Jede Form hätte rund 20'000 Franken gekostet. Bei 20 Modellen wäre das unbezahlbar», rechnet der Tüftler vor.

Selbst Apple kauft ein

2021 wurde Pillonel über Nacht in der Tech-Szene berühmt, als er das erste iPhone mit USB-C-Anschluss bastelte und für 86'000 Dollar verkaufte. Das Video ging viral, brachte ihm mehr als eine Million Youtube-Views. Seither ärgert er Apple regelmässig: Er baute USB-C-Anschlüsse in Airpods und Airpods Max ein.

Und heute? Hat offenbar sogar Apple Interesse an seinen Produkten. «Ich erkenne die Adressen auf den Paketetiketten: Cupertino, Apple-Gebäude. Das ist schon lustig.» Mit Apple selbst hatte er nur wenige, aber freundliche Kontakte, so Pillonel.

Schattenseite des Erfolgs

Seine Mission: Kampf gegen geplante Obsoleszenz. «Ich will Menschen einen Grund weniger geben, ihr altes iPhone zu ersetzen.» Die Hülle hat sogar einen Extra-Slot für eine zweite SIM-Karte, das ist praktisch für Reisen – denn alte iPhones können noch kein eSIM.

Doch der rasche Erfolg bringt auch zusätzliche Herausforderungen mit sich. «Kundenservice ist kein Witz. Respekt an alle, die das machen», sagt der Ingenieur. Über 200'000 Video-Aufrufe in 24 Stunden, Hunderte Bestellungen, unzählige E-Mails. Trotzdem brütet er bereits über dem nächsten Projekt. «Die Kommentare zeigen: Das wollen die Leute.» Was das ist, verrät er nicht. Nur eins steht fest: Er will weiter in der Schweiz produzieren und dabei den Prozess transparent in seinen Videos aufzeigen.

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