Manager in der Defensive
Warum Apples schlaue Siri noch immer nicht schlau ist

Ein Jahr nach der grossen KI-Ankündigung fehlen wichtige Siri-Features noch immer. Nun erklären Apple-Manager, warum sie trotzdem nicht nervös sind.
Publiziert: 13.06.2025 um 15:57 Uhr
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Aktualisiert: 13.06.2025 um 17:42 Uhr
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Die «Wall Street Journal»-Journalistin Joanna Stern hat nach der WWDC 2025 zwei Apple-Manager interviewt.
Foto: Screenshot Youtube / WSJ

Darum gehts

  • Apple verschiebt KI-Revolution: Siri-Upgrade verzögert sich weiterhin
  • Apple plant Neuaufbau von Siri und tiefe Integration von KI ins System
  • Apple-Manager vergleichen KI-Entwicklung mit Aufkommen des Internets
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Tobias BolzernRedaktor Digital

Es sollte Apples KI-Revolution werden: Im Juni 2024 kündigte der iPhone-Konzern an der Entwicklerkonferenz WWDC Apple Intelligence an – eine Sammlung von KI-Tools mit einer endlich schlauen Siri als Herzstück. Die Werbung zeigte, wie Siri durch Apps suchen und etwa verraten könnte, wann man die Mutter vom Flughafen abholen muss. Oder wie der Sprachassistent den Namen einer Person finden würde, die man vor Wochen kennengelernt hatte.

Doch ein Jahr später ist wenig davon Realität geworden. Apple hat die coolsten Features nach wie vor nicht geliefert und den Werbespot zurückgezogen. An der diesjährigen WWDC wurde zwar iOS 26 vorgestellt, doch die versprochenen Siri-Fähigkeiten fehlten erneut.

Manager in der Defensive

«Siri sollte so gut oder besser sein als die Konkurrenz», konfrontiert Reporterin Joanna Stern vom «Wall Street Journal» die Apple-Manager nach der WWDC 2025. «Letztendlich sollte sie das sein, das ist unsere Mission», antwortet Software-Chef Craig Federighi. «Aber das ist sie nicht», kontert Stern trocken.

Federighi versucht zu retten: «Es gibt keinen Grund, sich mit den falschen Funktionen und dem falschen Produkt zu beeilen, nur um der Erste zu sein.» Die gezeigten Demos seien aber nicht nur Schauobjekte gewesen: «Wir hatten echte Software, aber sie entsprach nicht unseren hohen Ansprüchen an die Qualität.» Apple ist eines der reichsten Unternehmen der Welt mit den hellsten Köpfen. Warum also hat Apple nicht geliefert, fragt Stern. «Das ist neue Technologie», sagt Federighi. «Niemand macht das derzeit wirklich gut – die automatisierten Funktionen auf Geräten zuverlässig zum Laufen zu bringen.» Als Apple die Features intern testete, habe man gemerkt: «Das funktioniert nicht zuverlässig genug für ein Apple-Produkt.»

Neustart von null

Apple Intelligence umfasst heute vor allem Textbearbeitung und Bildgenerierung. Die KI kann E-Mails zusammenfassen oder Benachrichtigungen bündeln. Features, die viele Nutzer jedoch kaum verwenden. Für komplexere Aufgaben leitet Apple an ChatGPT weiter, was Kritiker als Eingeständnis der eigenen Schwäche werten.

Doch Apple verspricht einen Neuanfang: Siri werde «von Grund auf» neu aufgebaut, sagt Federighi im Gespräch. Details will er aber nicht preisgeben, um «keine falschen Erwartungen zu wecken». Immerhin hat man aus dem Marketing-Fauxpas gelernt. Marketing-Chef Greg Joswiak ergänzt, man wolle keinen weiteren Chatbot entwickeln, sondern KI tief ins Betriebssystem integrieren – «so tief, dass man nicht immer merkt, dass es KI ist».

Der Internet-Vergleich

Auf die Frage, warum Apple von der Konkurrenz überholt wurde, wählt Federighi einen überraschenden Vergleich: Als das Internet aufkam, habe auch niemand von Apple erwartet, eine Suchmaschine oder einen Online-Shop wie Amazon zu bauen. «Das Internet war riesig – eine Chance für viele Unternehmen», sagt er. Apple habe das Internet zugänglich gemacht, ohne dass jede Erfahrung auf Apple-Servern stattfinden musste.

Die Analogie ist gewagt: Während Apple beim Internet als Plattform profitierte, droht bei KI die Gefahr, dass Nutzer weniger auf das Gerät achten, wenn die wichtigsten Dienste von anderen stammen. Netflix ist heute wertvoller als Samsung und Sony zusammen – obwohl diese die Fernseher bauen.

Apple bleibt gelassen

Trotz der Rückschläge geben sich die Apple-Manager gelassen. «Steve Jobs sagte uns: Wir müssen die richtigen Produkte schaffen und den Leuten davon erzählen. Wenn wir das tun, fügt sich alles andere», sagt Joswiak. Ob diese Geduld reicht, während Google, Microsoft und OpenAI im Schnellzugtempo davonziehen, bleibt offen.

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