Darum gehts
- Apples KI-Ankündigungen an der WWDC 2025 enttäuschen trotz grosser Erwartungen
- Foundation Models Framework erlaubt Entwicklern Zugriff auf Apples KI-Modelle
- Apple-Aktie fiel während der Präsentation um rund 75 Milliarden Dollar Börsenwert
Das Versprechen war gross. Ein Jahr nach der ersten Präsentation von Apple Intelligence sollte die WWDC 2025 zeigen, wie ernst es Apple mit künstlicher Intelligenz (KI) meint. Das Ergebnis war ernüchternd.
Eine der grössten Ankündigung versteckt sich hinter dem sperrigen Namen Foundation Models Framework. Erstmals dürfen Entwickler auf Apples KI-Modelle zugreifen. Diese Modelle sind mit etwa drei Milliarden Parametern deutlich kleiner als die Cloud-Giganten der Konkurrenz. Das hat System. Apple verkauft nicht KI, sondern Privatsphäre. Die Berechnungen bleiben weitgehend auf dem iPhone, iPad oder Mac. Nur wenige Daten wandern zu abgesicherten Servern. Ein ehrenhaftes Prinzip, aber eines mit Grenzen.
Börsenzucken während WWDC
Entsprechend bescheiden fällt die Ernte aus: iOS 26 bringt Live Translation für Anrufe, Call-Screening gegen Spam-Anrufe und Genmoji 2.0. Siri bleibt nahezu unverändert; die angekündigte Siri-Generalüberholung kommt frühestens 2026. Das Eingeständnis der Chefetage kam zwischen den Zeilen, prägte aber den Eindruck des ganzen Events. Die Börse reagierte prompt: Kurz nach Beginn der Präsentation fiel die Aktie von rund 206 auf unter 201 Dollar – ein Minus von fast einem Prozentpunkt oder gut 75 Milliarden Dollar Börsenwert, errechnete «Business Insider».
Das Börsenzucken ist mehr als Tagesrauschen. Es signalisiert, dass Apples traditionelle Geduldtaktik an ihre Grenzen stösst. Jahrzehntelang fuhr Cupertino damit gut: abwarten, den Markt beobachten, bestehende Ideen perfektionieren. So war es beim Handy, beim Tablet, bei der Smartwatch. Nur: Bei KI ticken die Uhren anders und einiges schneller. Die Technologie entwickelt sich in Monaten, nicht in Jahren. Einige Tech-Analysten raten dennoch zur Gelassenheit: «Das KI-Rennen, so gerne wir auch davon sprechen, ist ein Marathon, und das Tempo ändert sich monatlich», sagt Carolina Milanesi von Creative Strategies in einem Radiointerview von NPR.
Konkurrenz sprintet davon
Doch die Konkurrenz nutzt diese Zurückhaltung. Google integriert KI noch stärker in Android, Microsoft macht aus Windows eine KI-Plattform, OpenAI definiert Branchen neu. Und Apple poliert währenddessen Details mit einer neuen Benutzeroberfläche. So hat die angekündigte Designsprache «Liquid Glass» denn auch die Präsentation an der WWDC dominiert. Ein Zeichen dafür, dass Apple wenig neue KI-Funktionen zu verkaufen hatte.
Das Foundation Models Framework könnte dennoch spannend werden. Wenn Entwickler kreativ mit Apples KI-Bausteinen umgehen, entstehen Apps, die Apple selbst so nicht erdacht hätte. Ein Gewinn für alle. Die Demokratisierung dieser KI-Tools ist also der richtige Schritt. Doch die Frage bleibt: Kann Apples Ansatz funktionieren? Reichen die Ankündigungen aus, um mit den Cloud-Riesen zu konkurrieren?
Studie dämpft den KI-Eifer
Apples eigene Forschung liefert eine mögliche Antwort: In der aktuellen Studie «The Illusion of Thinking» zeigen Apple-Forschende, dass selbst fortgeschrittene Reasoning-Modelle bei komplexeren Aufgaben komplett versagen und paradoxerweise weniger «denken», je schwieriger die Probleme werden. Ein direkter Seitenhieb an die Hype-Giganten wie OpenAI und zugleich ein Hinweis, warum Apple auf die Bremse tritt.
Genau diese Vorsicht prägte die WWDC 2025: Apple wirkte ungewohnt defensiv. Während andere Konzerne KI als Allheilmittel preisen, setzt Cupertino weiter auf das bewährte Prinzip weniger Features, dafür durchdacht integriert. Ob diese Strategie aufgeht, entscheidet sich nicht auf Entwicklerkonferenzen, sondern im Alltag der Nutzerinnen und Nutzer dort, wo praktische Hilfe mehr zählt als spektakuläre Demos.