«Bis Ende 2027 wollen wir eine Million Menschen erreichen»
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Microsoft-Präsident Brad Smith:«Bis Ende 2027 wollen wir eine Million Menschen erreichen»

«Problematisch für die Schweiz»
Microsoft investiert 400 Millionen Dollar in die Schweiz

Microsoft investiert 400 Millionen Dollar in den KI-Ausbau in der Schweiz. Die Rechenzentren bei Zürich und Genf erhalten modernste Grafikprozessoren. Kritiker warnen vor wachsender Abhängigkeit von US-Konzernen.
Publiziert: 02.06.2025 um 14:13 Uhr
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Aktualisiert: 02.06.2025 um 15:49 Uhr
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Microsoft-Präsident Brad Smith hat am Montag in Bern die Millionen-Investition in KI-Infrastruktur verkündet.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Microsoft steckt 333 Millionen Franken in Schweizer Cloud- und KI-Infrastruktur
  • Bundesrat Guy Parmelin begrüsst Investition, Experten warnen vor Abhängigkeit
  • Bis 2027 sollen eine Million Schweizer KI-Kompetenzen erwerben
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Tobias BolzernRedaktor Digital

Der amerikanische Techkonzern Microsoft investiert 400 Millionen Dollar in den Ausbau seiner Cloud- und KI-Infrastruktur in der Schweiz. Das Unternehmen will seine Rechenzentren bei Zürich und Genf mit modernsten Grafikprozessoren ausrüsten und damit 50'000 bestehenden Kunden neue KI-Dienste anbieten.

Microsoft-Präsident Brad Smith hat die Investition am Montag in Bern gemeinsam mit Bundesrat Guy Parmelin (SVP) und Catrin Hinkel, CEO von Microsoft Schweiz, verkündet. «Die Schweiz hat eines der weltweit führenden Innovations-Ökosysteme geschaffen», sagte Smith. Das Land belege weltweit den zweiten Platz beim Anteil der KI-Entwickler auf der Programmierer-Plattform Github, die zu Microsoft gehört.

UBS als Vorzeigekunde

Der KI-Ausbau richtet sich besonders an Branchen wie das Gesundheitswesen, das Finanzwesen und die öffentliche Verwaltung. Alle Daten sollen dabei innerhalb der Schweizer Landesgrenzen gespeichert bleiben. Als Beispiel nannte Microsoft die Grossbank UBS, die bereits auf die Cloud-Dienste des Konzerns setzt.

Neben der KI-Infrastruktur will Microsoft auch in Bildung investieren. Bis 2027 sollen eine Million Schweizerinnen und Schweizer KI-Kompetenzen erwerben. Dazu gehören Programme für Lehrlinge, KMUs sowie gemeinnützige Organisationen.

Das Unternehmen verstärkt zudem die Kooperationen mit Innovationsparks und internationalen Organisationen in Genf. Seit 2019 hat Microsoft über 30 Millionen Franken an technologischen Ressourcen für 1500 lokale Start-ups bereitgestellt.

Bundesrat Parmelin betonte am Anlass die Bedeutung von Vertrauen in der Schweizer Innovationspolitik: «Mit Ihrer Initiative setzen Sie Vertrauen in die Schweiz, in unsere Menschen und in unsere Fähigkeit, die Grenzen der KI zu erweitern.»

Warnung vor Abhängigkeit

Anbieter von US-Cloud-Technologien stehen zunehmend in der Kritik. «Je grösser Microsoft in der Schweiz wird, desto grösser wird auch die Abhängigkeit von Microsoft», warnt Martin Steiger, Sprecher der Digitalen Gesellschaft Schweiz. Die Schweiz gehe ein erhebliches Risiko ein, wenn massgebliche Teile ihrer kritischen Infrastruktur von ausländischen Techkonzernen betrieben würden.

Steiger kritisiert zudem Parmelins Auftritt scharf: «Wenn sich Bundesrat Parmelin für eine Werbeaktion von Microsoft hergibt, setzt er ein verheerendes Zeichen für noch mehr Abhängigkeit.» Gerade bei Finanz-, Gesundheits- und Sozialdaten entstünden durch KI-Verbreitung noch grössere Gefahren für die Grundrechte.

Als Alternative fordert die Organisation mehr digitale Souveränität durch freie Open-Source-Software. Damit könnte verhindert werden, dass jährlich Milliarden an ausländische Techkonzerne fliessen, statt die Schweizer Wirtschaft zu stärken, so Steiger.

Microsoft blockiert ICC-Chefankläger

Microsoft hat das E-Mail-Konto des Chefanklägers des Haager Tribunals, Karim Khan, gesperrt, nachdem der US-Präsident Donald Trump Sanktionen gegen den internationalen Strafgerichtshof (ICC) verhängt hatte. Dies schreibt Mitte Mai die Nachrichtenagentur AP. Der Grund: Das Gericht hatte Haftbefehle gegen Israels Premier Benjamin Netanyahu erlassen. Das Gericht wurde durch die Sperrung in seiner Arbeit praktisch lahmgelegt, berichtet die AP. Dies steht im Widerspruch zu Microsofts zuvor geäusserten Versprechen, europäische Nutzer vor geopolitischen Eingriffen zu schützen. Khan wechselte daraufhin zum schweizerischen E-Mail-Dienst Proton. Auch seine Bankkonten wurden blockiert. Microsoft wollte sich laut Berichten nicht dazu äussern.

Der Fall zeige «beispiellos» die Abhängigkeit von US-Technologiekonzernen auf, erklärt die deutsche Open-Source Business Alliance (OSBA) gegenüber heise.de. Der OSBA-Vorsitzende Peter Ganten warnt, die von den USA angeordneten und vom Software-Riesen umgesetzten Sanktionen gegen das Strafgericht «müssen ein Weckruf» sein. Denn Trump könne «jede Organisation digital lahmlegen», die auf US-Technik angewiesen ist. Die OSBA fordert nun digitale Souveränität und europäische Alternativen.

Chefankläger Khan hat sein Amt vorübergehend niedergelegt, nachdem interne Ermittlungen wegen mutmasslicher sexueller Übergriffe gegen ihn angelaufen sind. Zwei Gerichtsangestellte hatten ihm vorgeworfen, einen Assistenten zu einer sexuellen Beziehung gedrängt zu haben; Khan bestreitet die Vorwürfe.

Chefankläger Karim Khan.
AFP

Microsoft hat das E-Mail-Konto des Chefanklägers des Haager Tribunals, Karim Khan, gesperrt, nachdem der US-Präsident Donald Trump Sanktionen gegen den internationalen Strafgerichtshof (ICC) verhängt hatte. Dies schreibt Mitte Mai die Nachrichtenagentur AP. Der Grund: Das Gericht hatte Haftbefehle gegen Israels Premier Benjamin Netanyahu erlassen. Das Gericht wurde durch die Sperrung in seiner Arbeit praktisch lahmgelegt, berichtet die AP. Dies steht im Widerspruch zu Microsofts zuvor geäusserten Versprechen, europäische Nutzer vor geopolitischen Eingriffen zu schützen. Khan wechselte daraufhin zum schweizerischen E-Mail-Dienst Proton. Auch seine Bankkonten wurden blockiert. Microsoft wollte sich laut Berichten nicht dazu äussern.

Der Fall zeige «beispiellos» die Abhängigkeit von US-Technologiekonzernen auf, erklärt die deutsche Open-Source Business Alliance (OSBA) gegenüber heise.de. Der OSBA-Vorsitzende Peter Ganten warnt, die von den USA angeordneten und vom Software-Riesen umgesetzten Sanktionen gegen das Strafgericht «müssen ein Weckruf» sein. Denn Trump könne «jede Organisation digital lahmlegen», die auf US-Technik angewiesen ist. Die OSBA fordert nun digitale Souveränität und europäische Alternativen.

Chefankläger Khan hat sein Amt vorübergehend niedergelegt, nachdem interne Ermittlungen wegen mutmasslicher sexueller Übergriffe gegen ihn angelaufen sind. Zwei Gerichtsangestellte hatten ihm vorgeworfen, einen Assistenten zu einer sexuellen Beziehung gedrängt zu haben; Khan bestreitet die Vorwürfe.

Microsoft ist seit 1989 in der Schweiz präsent und betreibt seit 2019 lokale Rechenzentren. Laut Unternehmensangaben nutzen bereits 31 Prozent der Microsoft-Kunden in der Schweiz KI-Tools.

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