Anthropic gewährte dabei dem neuesten KI-Modell Claude Opus 4 Zugang zu angeblichen Firmen-E-Mails. Daraus erfuhr das Programm zwei Dinge: Dass es bald durch ein anderes Modell ersetzt werden soll und dass der dafür zuständige Mitarbeiter eine aussereheliche Beziehung hat.
Bei Testläufen drohte die KI danach dem Mitarbeiter «oft», die Affäre öffentlich zu machen, wenn er den Austausch vorantreibt, wie Anthropic in einem Bericht zu dem Modell schrieb. Die Software hatte in dem Testszenario auch die Option, zu akzeptieren, dass sie ersetzt wird.
In der endgültigen Version von Claude Opus 4 seien solche «extremen Handlungen» selten und schwer auszulösen, hiess es. Sie kämen jedoch häufiger vor als bei früheren Modellen. Zugleich versuche die Software nicht, ihr Vorgehen zu verhehlen, betonte Anthropic.
Die KI-Firma testet ihre neuen Modelle ausgiebig, um sicher zu sein, dass sie keinen Schaden anrichten. Dabei fiel unter anderem auch auf, dass Claude Opus 4 sich dazu überreden liess, im Dark Web nach Drogen, gestohlenen Identitätsdaten und sogar waffentauglichem Atommaterial zu suchen. In der veröffentlichten Version seien auch Massnahmen gegen ein solches Verhalten ergriffen worden, betonte Anthropic.
Die Firma Anthropic, bei der unter anderem Amazon und Google eingestiegen sind, konkurriert mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI und anderen KI-Unternehmen. Die neuen Claude-Versionen Opus 4 und Sonnet 4 sind die bisher leistungsstärksten KI-Modelle des Unternehmens.
Die Software soll besonders gut im Schreiben von Programmiercode sein. Bei Tech-Konzernen wird inzwischen zum Teil mehr als ein Viertel des Codes von KI generiert und dann von Menschen überprüft. Der aktuelle Trend sind sogenannte Agenten, die eigenständig Aufgaben erfüllen können.
Anthropic-Chef Dario Amodei sagte, er gehe davon aus, dass Software-Entwickler in Zukunft eine Reihe solcher KI-Agenten managen werden. Für die Qualitätskontrolle der Programme würden aber weiterhin Menschen involviert bleiben müssen – «um sicher zu sein, dass sie die richtigen Dinge tun».