OpenAI startet «Facebook-Ära»
ChatGPT mit Werbung: Code verrät geheime Pläne

«Werbung ist mir unheimlich», sagte OpenAI-CEO Sam Altman einst. Ein Leak beweist nun das Gegenteil: Die Vorbereitungen für Anzeigen bei ChatGPT laufen bereits.
Kommentieren
1/6
OpenAI testet intern Werbeanzeigen für ChatGPT.
Foto: Pexels

Darum gehts

  • OpenAI testet Werbung für ChatGPT trotz früherer Skepsis des CEO
  • Ex-Meta-Mitarbeiter prägen zunehmend die Unternehmenskultur
  • Rund 630 von 3000 OpenAI-Angestellten kommen heute von Meta
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
nnnnnnn.jpg
Tobias BolzernRedaktor Digital

«Hey ChatGPT, welche Hautcreme empfiehlst du bei Akne?» Die Antwort kommt prompt. Doch statt praktischer Tipps steht da plötzlich prominent der Name einer Marke, die dafür bezahlt hat.

Noch ist das Szenario erfunden, aber vermutlich nicht mehr lange. Die Idylle des werbefreien Dialogs bröckelt. Der Entwickler Tibor Blaho hat die Android-App von ChatGPT zerlegt. Im Programmcode fand er, was niemand sehen sollte: versteckte Hinweise auf Werbung. Die Begriffe sind eindeutig: «Search Ads» (Suchanzeigen), «Sponsored» und «Search Ads Carousel» stehen im Code, erklärt das Tech-Portal bleepingcomputer.com. Heisst: OpenAI testet Werbung bereits aktiv.

Warum tut OpenAI das?

Wahrscheinlich erscheinen die Anzeigen passend zum Kontext der Frage. Wer nach einem neuen Velo sucht, bekommt Empfehlungen für Händler. Wer einen Städtetrip plant, sieht Hotelvorschläge, die gesponsert sind. Kürzlich hat OpenAI auch einen Shopping-Assistenten lanciert. Das Leak deutet darauf hin, dass Werbung zunächst nur auf die Suchfunktion beschränkt sein wird, also dann, wenn ChatGPT das Web durchsucht. Dies könnte sich jedoch in Zukunft ändern.

Der Grund ist simpel: Geld. ChatGPT zu betreiben, kostet Unsummen. Zwar macht die Firma Milliardenumsätze durch Abos, aber die Kosten für Server, Training neuer KI-Modelle und Strom fressen Kapital weg. Der Chatbot ist aktuell ein milliardenteures Verlustgeschäft.

Brisant ist der Fund von Tibor Blaho vor allem wegen Sam Altman. Der OpenAI-Chef gab sich bisher als Werbeskeptiker. «Ich hasse Werbung», sagte er laut dem Portal techcrunch.com noch vor einem Jahr in Harvard. Altman nannte die Kombination von KI und Werbung «beunruhigend». Doch seine Meinung hat sich gedreht. In Podcasts klingt er nun anders: Er sei «nicht total dagegen». Werbung sei okay, wenn sie nützlich sei, so wie bei Instagram, das finde er «ziemlich cool».

OpenAI lanciert «Facebook-Ära»

Dieser Sinneswandel kommt nicht von ungefähr. OpenAI verwandelt sich hinter den Kulissen radikal. Ein Fünftel der Belegschaft kommt mittlerweile von Meta. Das sind rund 630 von 3000 Angestellten. OpenAI hat sogar einen eigenen Slack-Kanal nur für Ex-Meta-Mitarbeiter. Diese wissen, wie man Nutzerdaten zu Geld macht. Das Tech-Magazin theinformation.com spricht bereits von OpenAIs «Facebook-Ära».

Führungskräfte wie die neue App-Chefin Fidji Simo kommen direkt aus der Facebook-Schule. Intern diskutiert man bereits, ob ChatGPT sein «Gedächtnis» nutzen solle, um Werbung noch gezielter zu schalten, steht im Artikel von theinformation.com. Das ist der Teil von ChatGPT, der sich an konkrete Informationen der Nutzer erinnert.

Diese Intimität trifft auf ein grundsätzliches Problem: KI-Sprachmodelle waren noch nie objektiv. Es sind Wahrscheinlichkeitsmaschinen, die Wort für Wort berechnen. Zu dieser technischen Lotterie kommt nun der Einfluss des Geldes.

Intern gibt das bereits zu reden. Anfang Jahr kursierte eine Umfrage, die zeigte, dass es Widerstand gegen die «Meta-Kultur» gibt. Ein besorgter Mitarbeiter brachte es gegenüber der Tech-Plattform auf den Punkt: «Wir wollen keine Engagement-Farmer werden.»

Was sagst du dazu?
Heiss diskutiert
    Meistgelesen