Darum gehts
- Atlas ist OpenAIs KI-Browser mit eingebautem ChatGPT und KI-Agenten
- Atlas sammelt mehr Daten als normale Browser und birgt Sicherheitsrisiken
- Atlas blockte von 100 Cyberangriffen nur 5,8 Prozent, Chrome 47 Prozent und Edge 53 Prozent
Atlas ist der erste eigene Webbrowser von ChatGPT-Anbieter OpenAI. Im Kern: ein Browser mit eingebautem Chatbot und KI-Agenten. Das Besondere: ChatGPT läuft nicht nur nebenbei, sondern sitzt neben dir auf dem Beifahrersitz und schaut dir bei allem zu, was du im Internet so machst.
Statt eine Website nach der anderen zu durchforsten, sagst du einfach: «Suche mir Hotels in Rom unter 150 Franken pro Nacht.» Atlas sucht, vergleicht und spuckt die Ergebnisse aus. Der Browser kam Ende Oktober 2025 für MacOS raus. Versionen für Windows, iOS und Android sollen folgen.
Was ist Atlas?
Atlas ist ein KI-Browser. OpenAI betritt mit Atlas den umkämpften Browsermarkt und versucht, die Art und Weise, wie wir das Internet nutzen, neu zu definieren. Atlas kombiniert drei Dinge: ChatGPT als permanente Seitenleiste, eine Art Gedächtnis für besuchte Seiten und einen KI-Agenten-Modus, der für dich klickt und Formulare ausfüllt, zumindest in der Theorie. Praktisch stolpert dieser KI-Agent oft herum wie ein Erstklässler am ersten Schultag.
Wie schnell ist Atlas?
Tests zeigen: Atlas ist spürbar langsamer als etwa Chrome. Denn die KI-Verarbeitung bremst jeden Klick aus. Was in Chrome eine Sekunde dauert, zieht sich in Atlas über mehrere hinweg. Das zehrt an den Nerven.
Wie gut sind KI-Antworten?
Atlas erfindet das Internet neu, im wahrsten Sinne. Die KI halluziniert Antworten, statt echte Websites zu zeigen. Im Test von heise.de suchte ein Redaktor nach «c't 3003», dem Namen des hauseigenen Tech-Magazins. Die Antwort von Atlas? Es handle sich hierbei um eine Anhängerkupplung. Das Problem: Atlas präsentiert seine Fehler mit derselben Überzeugung wie korrekte Fakten. Nutzer merken oft nicht, dass die KI gerade Unsinn erzählt.
Was speichert Atlas?
Hier wird es brenzlig. Atlas sammelt mehr Daten als normale Browser. Zwar verspricht OpenAI, sensible Daten wie Passwörter, Kontonummern oder Krankenakten würden nicht gespeichert. Ein Test der «Washington Post» zeigte: Anfragen zu Gesundheitsdiensten und reproduktiver Medizin landen im Gedächtnis, inklusive Ärztenamen. Alles, woran sich Atlas «erinnert», liegt auf Servern von OpenAI. Diese Erinnerungen sind standardmässig deaktiviert, werden beim ersten Einrichten aber wohl von vielen aktiviert, da sie nicht genau durchlesen, worum es geht. Man kann Erinnerungen einzeln löschen oder alles entleeren. OpenAI speichert gelöschte Daten dennoch weitere 30 Tage auf seinen Servern.
Wie sicher ist Atlas?
Fast täglich tauchen neue Sicherheitslücken auf. Das grösste Problem sind sogenannte Prompt Injections. Kriminelle schmuggeln versteckte KI-Befehle auf Websites. IT-Experten von SquareX zeigten, wie einfach das geht. Sie versteckten auf einer harmlosen Website einen Befehl, der Atlas auf eine gefälschte Login-Website einer Krypto-Plattform lenkte. Atlas befolgte den versteckten Befehl, ohne Warnung. Der Nutzer hätte seine Login-Daten auf einer Phishing-Seite eingegeben, ohne es zu merken. Selbst OpenAI gibt zu, das Problem sei ungelöst. «Betrüger werden nun wahrscheinlich viel Zeit aufwenden, um ChatGPT zu täuschen», sagt Sicherheitschef Dane Stuckey. Dazu kommt: Atlas ist anfälliger gegen reguläre Angriffe. Die Firma LayerX testete den Browser gegen 100 Cyberangriffe. Atlas blockierte 5,8 Prozent, Chrome 47, Edge 53 Prozent.
Was sagen Datenschützer und Sicherheitsexperten?
Die sind alarmiert. Eamonn Maguire von Proton (bekannt für verschlüsselte E-Mails) nennt Atlas «totale Überwachung». Atlas tracke nicht nur, «wo du surfst, sondern was du denkst, willst und fühlst». Maguire sagt: «Die KI ist so hilfsbereit, so gesprächig, so menschlich, dass Nutzer freiwillig intimste Details preisgeben.» Maguire nennt Atlas die «finale Form des Überwachungskapitalismus»: Eine KI, die so nett ist, dass du gar nicht merkst, wie gläsern du wirst. Er sagt: «Google Chrome gab einer Firma zu viel Macht. Atlas ist diese Macht mal tausend.» Auch die Tech-Experten von heise.de sind in ihrem Fazit deutlich: «Atlas ist eine Katastrophe für die Privatsphäre, die Sicherheit und das ganze Internet.»
Für wen ist Atlas gedacht?
OpenAI hat 800 Millionen Nutzer, aber nur 5 Prozent zahlen für ChatGPT, wie die «Financial Times» berichtet. Atlas soll das ändern. Der KI-Browser ist ein Köder: Wer den Agenten-Modus will, muss 20 Franken pro Monat zahlen. Noch wichtiger: Atlas verschafft OpenAI Zugang zu Daten, die Gold wert sind. Nicht nur, welche Websites du besuchst, sondern wie du sie nutzt. Wie buchst du Flüge? Wie vergleichst du Preise? Wie füllst du Formulare aus? Diese Verhaltensdaten sind der Treibstoff, den OpenAI braucht, um KI zu trainieren. Der Browser ist die Quelle. Die Nutzer das Produkt.
Soll ich Atlas nutzen?
Nein. Zumindest nicht, wenn dir deine Privatsphäre wichtig ist. Atlas sammelt zu viele Daten, ist zu langsam, zu unsicher. Wer Atlas dennoch ausprobieren will, dem sei geraten, den Agenten-Modus nicht auf sensiblen Seiten zu aktivieren. Ausserdem das Gedächtnis des Browsers nicht zu aktivieren und den Inkognito-Modus als Standard zu nutzen.