Verkehrschaos in Zürich
«Autofahrer werden immer mehr zur Zielscheibe gemacht»

Das Stau-Desaster in Zürich bringt die Gemüter zum Kochen. SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel sieht hinter den Seefelder Baustellen eine klare politische Agenda. Doch die Reaktionen der Leser zeigen: Die Meinungen könnten kaum unterschiedlicher sein.
Publiziert: 10:37 Uhr
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Aktualisiert: 11:41 Uhr
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Es ist Geduld gefragt: Die Bellerivestrasse in Zürich ist zum Nadelöhr geworden.
Foto: Philippe Rossier

Darum gehts

  • Zürich droht im Verkehr zu ersticken, besonders im Seefeld-Quartier
  • Grossbaustelle an der Bellerivestrasse sorgt für Staus und Schleichverkehr
  • Fahrzeiten von bis zu 45 Minuten für einen Kilometer
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sarah RiberzaniCommunity Editor

Zürich droht im Verkehr zu ersticken – besonders im Seefeld-Quartier. Grund ist eine Grossbaustelle an der Bellerivestrasse, wo bis Ende 2026 Wasserleitungen saniert werden. Die stark befahrene Strecke ist teils gesperrt, ebenso wichtige Ausweichrouten wie die Zollikerstrasse. Der Verkehr staut sich nun durch das Quartier, mit Fahrzeiten von bis zu 45 Minuten für einen Kilometer. Der Schleichverkehr verlagert sich auf Nebenstrassen wie die Dufourstrasse, auch der Kreuzplatz ist kaum passierbar. Besonders betroffen ist das lokale Gewerbe. 

SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel findet es fragwürdig, dass gleich mehrere Baustellen zeitgleich geplant und über so lange Zeit durchgeführt werden. Zudem wirft sie der Stadt vor, die Verkehrsplaner würden eine ideologische Absicht hinter den Seefelder Baustellen verbergen. «Es ist kein Geheimnis, dass Simone Brander und andere linke Politiker die Autos aus der Stadt verbannen wollen.» Solche Vorwürfe weisen die Stadtbehörden allerdings zurück.

Wenn der Verkehr zum Zoff wird


Nicht nur in der Politik, sondern auch in der Blick-Kommentarspalte sorgt das Verkehrschaos für hitzige Debatten. Leser Andi Mosimann kritisiert neben den Baustellen auch die zunehmenden Einbahnregelungen, Tempo-30-Zonen und den Abbau von Parkplätzen. «Ich wähle meist eher links. Aber was den Verkehr in Zürich angeht, ist es zu offensichtlich, dass Autofahrer immer mehr zur Zielscheibe gemacht werden. Katastrophal, wohin die schöne Stadt mit Vollgas steuert!», kommentiert er.

Leser Alex Müller arbeitet seit über 20 Jahren für die Stadt Zürich. Seiner Ansicht nach werden viele kleine Massnahmen umgesetzt, die auf den ersten Blick sinnvoll erscheinen und deshalb kaum Widerspruch auslösen. «Aber wenn man das grosse Ganze anschaut, dann ist die Richtung ganz klar. Wenn man dann Politiker nur von einer Seite wählt, fehlt das Augenmass! Strassen werden für viel Geld zu Velorouten umgebaut, Parkplätze abgebaut, Verengungen erstellt und Strassen dem motorisierten Individualverkehr weggenommen.»

Auch User Luzi von Salis, der selbst im Quartier wohnt, zeigt sich empört. Für ihn ist klar: «Es ist nicht nur die Bellerivestrasse und der Kreuzplatz.» Gleichzeitig werde von den EWZ auch noch am Fernwärmenetz gearbeitet. «Die Zollikerstrasse, Zubringer- und Verbindungsstrassen sind ebenfalls geschlossen.» Er stellt fest: «Die Entscheider kümmert es offensichtlich nicht, dass Handwerker und Gewerbler ihre Leistungen nicht erbringen können und massive Verluste erleben! Das ist die totale Fehlplanung!»

Mehr Vernunft im Verkehrsstreit?

Doch neben vielen Kritikerinnen und Kritikern gibt es auch Leser, die weniger Verständnis für den Frust der Autofahrer zeigen. Leser Hans Gusen etwa betont: «Würden nur diejenigen, die tatsächlich auf das Auto angewiesen sind, in die Stadt Zürich fahren, gäbe es keinen Stau. Der Grossteil der Automobilisten fährt aus Bequemlichkeit in die City. Dabei gibt es in Zürich genügend Alternativen zur Blechkiste.»

Auch Leser Florian Rudow stellt sich gegen die Kritik. Er befürwortet die Sanierung der Strassen. «Da flickt man die Auto-Infrastruktur für teures Geld und wird dann auch noch angefeindet? Da fragt man sich schon, ob es überhaupt möglich ist, den Bünzlis etwas recht zu machen», kommentiert er.

Und User Christoph Stucki kann den Frust der Autofahrer zwar nachvollziehen, betont aber gleichzeitig, wie wichtig die Sanierung der Wasserversorgung sei. «Ein Wasserleitungsbruch hätte zur Folge, dass die ganze Strasse gesperrt würde. Gleichzeitig sehe ich vor Ort, dass in den meisten Autos keine Handwerker sitzen, sondern vor allem Büropersonal in Anzügen. Es wäre für viele möglich, für einige Zeit mit dem Zug zur Arbeit zu fahren. Vielleicht nicht das Transportmittel deiner Wahl, aber kein Weltuntergang. Also was soll die Stadt machen?»

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