Darum gehts
- Umfrage zeigt: Trinkgeldkultur in der Schweiz abhängig von Servicequalität
- Leser teilen Meinungen zu Trinkgeld, viele betonen Servicequalität als Faktor
- 68% geben Trinkgeld bei gutem Service, 21% immer, 11% selten bis nie
Die US-amerikanische Trinkgeldkultur hält Einzug in der Schweiz – und sorgt für Gesprächsstoff. In den Kommentaren gehen die Meinungen auseinander. Unsere Community hat klare Vorstellungen, wie viel Trinkgeld angebracht ist – oder ob überhaupt.
Doch wie sieht es im Alltag aus? Gibt es Trinkgeld, wenn unsere Leserinnen und Leser im Restaurant essen oder im Laden bezahlen?
Wir haben nachgefragt – und viele Antworten erhalten. Das Ergebnis zeigt: Eine Mehrheit hat eine klare Haltung.
68 Prozent geben Trinkgeld – aber nur wenn es stimmt
Demnach hat unsere nicht repräsentative Umfrage mit über 3800 Teilnehmenden ergeben, dass es für 68 Prozent der Leserinnen und Leser auf die Kaufsituation und die Servicequalität ankommt. Bei gutem Service scheint also die Mehrheit bereit zu sein, etwas auf den Rechnungsbetrag draufzugeben. 21 Prozent gaben an, immer einen Zusatzbatzen zu geben, unabhängig der Situation. Mit 11 Prozent gibt der kleinste Teil an, selten bis nie einen Zustupf zu zahlen.
Manche unserer Leser lieferten in einem Aufruf zudem noch genauere Angaben zu ihrem «Tipping»-Verhalten. Wann, wo und wie viel Trinkgeld geben unsere Leser? Wir haben uns die Einsendungen genauer angesehen.
«Ich lasse mich damit auch nicht unter Druck setzen»
Der Tenor der Leserschaft deckt sich mit den Umfrageergebnissen. Für viele ist die Servicequalität der entscheidende Faktor. Rico Bonderer schreibt etwa: «Wenn der Service in einem Restaurant gut oder sogar aussergewöhnlich ist, dann gibt es Trinkgeld. Wenn der Service schlecht ist oder Standard dann nichts.» Peter Baumann teilt Ähnliches: «Bei gutem Service gibts Trinkgeld, immer bar. Ich lasse mich damit auch nicht unter Druck setzen.»
Einige liefern zudem konkrete Zahlen. Stefan Wyss gibt an: «Beim Essen zu zweit gebe ich maximal 10 Franken. Bei Getränken kommt es auf den Preis an. Ich erhalte für meine Arbeit auch kein Trinkgeld.» Hans Brütsch schreibt: «Freundliche, kompetente und rasche Bedienung im Restaurant geben 5 Prozent, ausnahmsweise auch mal 10.» Ein anonymer Leser geht nochmals etwas rauf: «10 bis 20 Prozent – aber nur, sofern der Service passt.»
«Das Trinkgeld ist nicht dafür da, den Lohn aufzubessern»
Auch die Leserinnen und Leser, welche grundsätzlich kein Trinkgeld geben, haben sich nochmals zu Wort gemeldet. Sascha Weder findet: «Manche Wirte kalkulieren das Trinkgeld einfach bei den Löhnen mit ein. Aber das Trinkgeld ist nicht dafür da, den Lohn aufzubessern.» Das Community-Mitglied gebe nur in Ausnahmefällen Trinkgeld.
Matthias Karlen teilt diese Meinung: «Ganz offen? Am liebsten gar nichts. Mitarbeitende erhalten den Lohn, der im Eintrittsgespräch verhandelt und verbindlich festgelegt wurde.» Wer den Lohn als nicht angemessen empfindet, solle grundsätzlich hinterfragen, ob Tätigkeit, Branche und persönliche Erwartungen zueinander passen.
Mirande Meyer schreibt kurz und knapp: «Nie.» Trinkgeldkultur sei toxisch geworden und sollte abgeschafft werden. «Rein aus Prinzip gebe ich dem Gastropersonal nichts, denn in keinem anderen Beruf gibt man Trinkgeld.»