Darum gehts
- Amerikanische Trinkgeld-Kultur schwappt in die Schweiz über
- Kartenterminals mit Trinkgeld-Optionen sorgen für Unbehagen bei Kunden
- Studien zeigen: 15 bis 20 Prozent Trinkgeld sind in Amerika üblich
In der besinnlichen Weihnachtszeit ist wohl so mancher Schweizer etwas grosszügiger. Gerade auch beim Thema Trinkgeld. Hierzulande bedeutet das: Es gibt einen Fünfliber im Restaurant für den Service oder auch mal ein 20er-Nötli als Zustupf beim Coiffeur. Aber Trinkgeld a gogo? Wir sind ja nicht in Amerika! Dort sind 15 bis 20 Prozent Trinkgeld das Minimum. Völlig egal, ob im Restaurant oder beim Kaffee take away.
Genau diese amerikanische Trinkgeld-Kultur schwappt langsam aber sicher auch in die Schweiz über. Immer öfter läuft man auch hierzulande der fiesen Trinkgeld-Methode aus Übersee über den Weg. Gerade an hiesigen Weihnachtsmärkten ist sie fast schon omnipräsent.
Das System funktioniert so: Du willst einen Glühwein kaufen und bezahlst mit der Karte – doch bevor die Transaktion abgeschlossen ist, taucht auf dem Kartenterminal die Frage nach Trinkgeld auf. Die Antwortmöglichkeiten? Kein Trinkgeld, 10, 15 oder 20 Prozent. Währenddessen wartet der Verkäufer oder die Verkäuferin nicht selten direkt daneben – und schaut zu, welche Option ausgewählt wird.
«Das ist mir dieses Wochenende in Zürich passiert»
Der Psycho-Trick funktioniert, das haben diverse Studien aus Amerika bewiesen. Wer auf die Option «kein Trinkgeld» klickt, braucht Mut. Die meisten Kundinnen und Kunden wählen stattdessen eine Trinkgeld-Option aus. Und sagen hinterher, dass sie sich fast schon genötigt fühlten, Trinkgeld zu geben.
So wird das Thema aktuell auf dem Internetforum Reddit heiss diskutiert: «Ich hasse es über alles, wenn mir das Kartengerät mit Trinkgeld-Bildschirm gereicht wird, obwohl ich doch nur an der Theke ein Getränk bestellt habe. Wofür erwarten die denn ein Trinkgeld? Dafür, dass sie mir ein Getränk zubereitet und gereicht haben?» Ein anderer User schreibt: «Das ist mir dieses Wochenende in Zürich passiert. Wir waren 15 Minuten dort und haben zwei Bier getrunken. Wir durften nicht bar bezahlen und niemand dort sprach Deutsch. Sie brachte das Kartengerät mit dem Trinkgeldbildschirm. Auf keinen Fall wollte ich Trinkgeld geben.»
Klar: Für die Standbetreiber an Weihnachtsmärkten ist das Trinkgeld ein willkommener Zustupf. Aber der Trinkgeld-Trick ist längst auch bei anderen Shops angekommen und unter dem Jahr gang und gäbe. Deshalb schreibt ein User auf Reddit alarmiert: «Wie vieles Schlechte auf dieser Welt ist auch dieser Blödsinn aus Amerika importiert. Machen wir hier gar nicht erst mit und beschweren wir uns jetzt darüber, sofort!»