Darum gehts
- Halbinsel «Im Schilf» in Freienbach SZ für 69 Mio. Franken verkauft
- Neuer Eigentümer will zehn Bungalows abreissen und neu bauen
- Leserkommentare zeigen geteilte Meinungen
Auf der Halbinsel «Im Schilf» in Freienbach SZ ist ein heftiger Konflikt entbrannt. Millionär Edgar Weber hat das Grundstück für 69 Millionen Franken gekauft und will sofort bauen. Die langjährigen Pächter der zehn Bungalows sollen darum raus. Doch während Bagger auffahren, Bäume fallen und Leitungen beschädigt werden, fühlen sich die Bewohner überrumpelt. «Der kann doch nicht unsere Hütten zerstören, solange wir noch hier sind», sagen sie entsetzt.
Weber plant, die zehn Häuschen abzureissen und unter den Vorgaben der Erhaltungsklausel wieder aufzubauen. Die bisherigen Bewohner werden dort allerdings keinen Platz mehr haben. Hauptsächlich soll die Familie des Millionärs auf der Halbinsel einziehen. Da die Pachtverträge jährlich erneuert werden, war der Auszug offiziell bereits auf Ende Oktober terminiert. Viele Pächter, die nur wenige Tage Vorlauf erhalten hatten, wollen das nicht akzeptieren und haben einen Anwalt eingeschaltet. Obwohl die Frist abgelaufen ist, wohnen einige der gekündigten Pächter weiterhin auf dem Grundstück.
Eigentümer erhält Zuspruch
Die Diskussion spiegelt sich auch in den Leserkommentaren wider und zeigt ein geteiltes Bild. Beat Studer schreibt: «Die Ausgangslage scheint ja klar zu sein – Pachtverträge, die jährlich auslaufen. Sorry, wenn jemand so etwas unterschreibt, muss er damit leben, dass die Verträge nicht erneuert werden.»
Maya Ziegler sieht das ähnlich: «Herr Weber, der zu den besten Steuerzahlern des Kantons Schwyz zählt und die Bauwirtschaft fördert, kann mit seinem Eigentum machen, was er will. Er hat die Möglichkeit, seinen Wohntraum im Ausland zu verwirklichen, bevorzugt jedoch zum Wohl seiner Familie die Schweiz. Ihn deshalb zu diffamieren, erachte ich als falsch.»
Und auch Tom Kienast meint: «Es ist sein Eigentum, und anscheinend hat er alle notwendigen Kündigungsfristen eingehalten. Solange er die baupolizeilichen Vorschriften einhält, sehe ich nicht das geringste Problem.» Er wundert sich zudem: «Ist es nun Mode, dass jeder, der etwas mehr Vermögen besitzt, wegen allem, was er tut, angeprangert wird?»
Kritik an Privatisierung und Verlust von Wohnraum
Doch nicht alle sehen das so entspannt. Edith N. Schlegel bringt die Sorge vieler normaler Bürger auf den Punkt: «Es geht darum, dass der normale Bürger in der Schweiz von Eigentümern und Investoren immer mehr vertrieben wird.» Auch ihr wurde als Pensionärin die Wohnung gekündigt. «Wo soll ich bitte hin? Sollen alle, die nicht so vermögend sind, ins Ausland gehen? Welche Lebensqualität hat der normale Bürger hier noch?», fragt sich die Userin. Ihre Forderung: «Keinen weiteren Seeanstoss verkaufen. Das muss verboten werden!»
Viele Leser kritisieren auch, dass es überhaupt möglich sei, eine ganze Halbinsel in Privateigentum zu geben. «Grundsätzlich eine Frechheit, dass solche Grundstücke an Private verkauft werden. Diese gehören der Öffentlichkeit!», kommentiert Hans Meier. Auch Adi Huber meint: «Es geht doch gar nicht, dass man ein solches Naturparadies so verunstalten kann. Und dass eine solche Rodung im Gewässerschutzabstand zugelassen wird – wo sind da die Behörden?»
Peter Keller sieht die Sache differenzierter: Wer einen Jahresvertrag hat, müsse immer mit einer Kündigung rechnen. Trotzdem betont er: «Natürlich ist es ein Schock, trotz des vermutlich jährlich erlebten Eiertanzes (gibt es einen neuen Pachtvertrag, oder nicht?) dann sein vielleicht sogar als fester Wohnsitz genutztes Häuschen verlassen zu müssen.» Der emotionale Verlust tue ihm leid. «Gerade deshalb hoffe ich, dass sie sich nicht juristisch kämpferisch an die Vergangenheit klammern, sondern positiv einen valablen Ersatz suchen und finden.»