Darum gehts
- Stéphanie Berger sucht virtuelle Assistenz für 45 Franken pro Stunde
- Kritik am Stundenlohn für selbständige Tätigkeit, Berger verteidigt Angebot
- Umfrage: 57 Prozent finden 45 Franken nicht rechtmässig, 25 Prozent fair
Unternehmerin, Moderatorin und Comedian Stéphanie Berger (47) sucht auf Linkedin nach einer virtuellen Assistenz für Marketing, Community Management und Administration. Und dies basierend auf einem selbständigen Arbeitsverhältnis, 20 Stunden pro Monat und 45 Franken pro Stunde. Was in der Kommentarspalte unter dem Stelleninserat für rote Köpfe sorgt; es sei zu wenig.
Auch Personalberater Armend Mustafa (29) meint, dass dieser Stundenlohn für eine selbständige Tätigkeit um mindestens 50 bis 100 Prozent höher sein müsste, da Arbeitgeberbeiträge und soziale Absicherung wegfallen. Die Moderatorin hingegen meint: «Ja, 45 Franken sind nicht für jede Lebenssituation passend.» Aber ihr Angebot richte sich an jene, die nicht nur den Stundenlohn sehen, sondern das Potenzial der Zusammenarbeit.
Was meint die Community?
Nicht nur auf Linkedin wird Bergers Angebot hitzig diskutiert, auch in der Blick-Kommentarspalte. Eine Umfrage mit über 8000 Stimmen aus der Blick-Community zeigt, dass ein Viertel den Stundenlohn für fair empfinden, weitere 18 Prozent können dies nicht beurteilen. Die Mehrheit, mit 57 Prozent hingegen findet, dass die 45 Franken nicht rechtmässig sind.
Dazu gehört auch Leserin Monique Schmidli-Rieder. «45 Franken pro Stunde tönt auf den ersten Blick ganz gut. Wäre es aufs Jahr gerechnet bei einer 42 Stundenwoche doch knapp bei 100’000 Franken. Aber diese Stelle ist auf selbständiger Basis, dementsprechend müssen Sozialabgaben, Versicherungen etc. noch davon abgezogen werden. Für Ferien-/Feiertagsentschädigung müssen je nach Alter auch nochmals einige Prozente abgezogen werden. Dann ist der Stundenlohn nicht mehr ganz so rosig», argumentiert sie.
Ähnlich sieht es Michael Vigano. «45 Franken pro Stunde auf selbständiger Basis ist netto eher ein Lohn auf dem Niveau eines Angestellten mit 25–28 Franken pro Stunde – ohne soziale Absicherung. Für eine qualifizierte Tätigkeit mit Verantwortung, Marketing, Community Management, Eventorganisation, ist das nicht marktgerecht, wenn man den selbständigen Aufwand mit einrechnet. Ein realistischer Satz für Selbständige in der Schweiz liegt bei 70–90 Franken pro Stunde, je nach Erfahrung und Aufgaben», findet er.
Auch Robert Wüthrich stimmt ihnen und Personalberater Armend Mustafa zu. «Für Angestellte mit sozialer Absicherung in Ordnung. Aber als selbständig erwerbend zu wenig. Aber wenn Frau Berger jemanden findet, die oder der diese Bedingungen akzeptiert, hat sie ja alles richtig gemacht. Ganz fair finde ich es trotzdem nicht», kommentiert er.
«Wir reden hier ja auch nicht von einem Vollzeitjob»
Neben der vielen Kritik gibt es auch einige Stimmen, die den Stundensatz gelassener sehen. Wie Roland Greter. «Natürlich muss man nicht damit leben können, es sind ja auch nur 20 Stunden pro Monat und entspricht somit etwa einem 12-Stunden-Pensum. Es ist also für Personen, die auch noch andere Projekte und/oder Anstellungen haben. Generell ergeben 45 Franken einen Monatslohn von ungefähr 7600 Franken und das sind gut 500 Franken über dem Medianlohn von 7000 Franken», appelliert er.
Ähnliche Worte findet Olivier Baumberger: «Wir reden hier ja auch nicht von einem Vollzeitjob, sondern von lediglich 20 Stunden im Monat – also 5 Stunden die Woche. So wie ich das sehe, ist dies ein reiner Nebenjob. Dafür ist der Lohn also in meinen Augen auch völlig in Ordnung.»
Und Peter Betsche schreibt: «Linkedin ist eine internationale Plattform. Der Job kann remote von irgendwo ausgeführt werden. Niemand verlangt, es müsse eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer aus der Schweiz sein. 45 Franken in anderen Ländern sind absolut fair.»