So werden die mutmasslichen Pädophilen konfrontiert
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Ojaghi stellt alles auf Tiktok:So werden die mutmasslichen Pädophilen konfrontiert

Leserschaft zu «Pädo-Jägern»
«Wieso macht er das, was eigentlich die Polizei machen sollte?»

Marvin Ojaghi (31) jagt Pädophile. Er gibt sich online als minderjährig aus, um Beweise gegen die mutmasslichen Pädophilen zu sammeln. Diese werden dann konfrontiert und der Polizei übergeben. In den Blick-Kommentaren herrscht eine Diskussion über Selbstjustiz vor.
Publiziert: 17.10.2025 um 13:06 Uhr
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Aktualisiert: 17.10.2025 um 22:43 Uhr
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Ex-Hacker Marvin Ojaghi aus Stuttgart jagt Pädophile online ...
Foto: Nico Kurth

Darum gehts

  • Marvin Ojaghi und sein Team stellen mutmassliche Pädophile zur Rede
  • Kontroverse um Selbstjustiz und Tiktok-Streams der Konfrontationen mit Verdächtigen
  • 298 mutmassliche Pädophile in vier Jahren aufgespürt, 40 freiwillige Helfer
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Alessandro KälinRedaktor Community

Marvin Ojaghi und sein Team haben nach Eigenaussage in den letzten vier Jahren 298 mutmassliche Pädophile gestellt. Er und sein Team von rund 40 freiwilligen Helfern chatten täglich mit Verdächtigen, um Beweise zu sammeln. Wenn die Beweislage stimmt, konfrontieren sie die Täter und übergeben sie der Polizei. Sein Team von «Pädo-Jägern» ist überall im deutschsprachigen Raum tätig – auch in der Schweiz.

«Pädo-Jäger» erhalten aktuell viel Beachtung auf Social Media. Mit seinen rund 280’000 Followern gehört Ojaghi zu den bekanntesten Gesichtern. Auch weil er die Konfrontationen oftmals live auf Tiktok streamt. Ihm gehe es dabei nicht um Selbstinszenierung, sondern um das Aufzeigen der beunruhigenden Realität. Viele begrüssen sein Verhalten in unseren Kommentaren. Aber nicht alle sind einverstanden mit seiner Selbstjustiz.

«Uneigennützig ist das sicher nicht»

Bernd Helmut ist der Meinung, solche Angelegenheiten seien Sache der staatlichen Organisationen: «Pädophile müssen klar bestraft werden. Aber sie zu ermitteln und zu überführen, ist ausschliesslich Sache von Personen, die als Spezialeinheit hierfür vom Staat angestellt sind.» Er macht sich Gedanken darüber, wohin unkontrollierte oder inoffizielle Selbstjustiz führen könnte. 

Stephan Wyss hat ähnliche Ansichten: «In einem Rechtsstaat herrscht Gewaltentrennung – nicht Tiktok-Justiz. Pädophile Taten sind abscheulich, keine Frage. Aber die Strafverfolgung ist Sache von Legislative und Exekutive, nicht von selbst ernannten Hilfssheriffs mit Smartphone.» Er kritisiert Ojaghi klar für dessen Praktiken und findet: «Demokratie funktioniert anders. Tiktok ist keine Strafanstalt.» Thomas Bauer unterstellt Ojaghi und dessen Team eigene Motive: «Uneigennützig ist das sicher nicht. Oder warum stellt er das sonst auf Tiktok? Wohl nicht etwa wegen der Klicks, die er dafür kriegt?»

Patrick Soppelsa ist vor allem beunruhigt darüber, was für eine Rolle eigenständige Personen in solchen Bereichen einnehmen: «Eigenständige übernehmen immer mehr Aufgaben des Staates. Das liegt, meiner Ansicht nach, am schwindenden Vertrauen in Politik und Polizei», meint Soppelsa. Auch er hebt Gefahren von Selbstjustiz hervor: «Nur solche Nichtregierungsorganisationen müssen sich weder um Zielkonflikte noch um Regeln und Gesetze kümmern. Und das macht sie gefährlich. Sie können viel extremere Forderungen stellen, als es der offiziellen Schweiz erlaubt ist. Nur, wollen wir das?»

«Wieso macht er das, was eigentlich die Polizei machen sollte?»

Andere wiederum loben Ojaghi für das, was er tut. So beispielsweise Matthias Fothe: «Grosser Respekt für seine Arbeit. Unsere Kinder müssen besser geschützt werden. Der Staat macht leider viel zu wenig hierfür, und die Strafen für die pädophilen Straftäter sind auch viel zu gering.» Lara Allaia kann sich dem nur anschliessen: «Ich finde ganz grossartig, was die Jäger der Pädophilen machen. Die reden nicht, die tun wirklich was. Das Gerede der bezahlten Kriminologen interessiert mich null. Das Ergebnis zählt. Ich wünsche weiterhin ganz viel Erfolg, die Gesellschaft ist ihnen zu grossem Dank verpflichtet.»

Die Zahl der Leserinnen und Leser, welche die staatlichen Behörden und ihren Umgang mit Straftätern dieser Art kritisieren, ist gross. Dani Hirt schreibt: «Da frage ich mich, warum Justiz und Politik gerade in diesem Bereich so verzweifelt auf Täterschutz setzen und Ausflüchte suchen. Das kann auch in gravierenden Fällen zu Bewährung oder gar Freispruch führen.»

Rolf Gurtner meint entschieden: «Ganz schlimm finde ich, dass Straftäter bloss ein wenig Therapiewillen heucheln können und dann sehr früh schon wieder auf freien Fuss kommen. Die Bevölkerung hat das Anrecht, vor Gewalt- und Sexualstraftätern geschützt zu werden!» Erwin Loetscher fasst die Frustration vieler innerhalb der Community mit einer Frage zusammen: «Wieso macht er das, was eigentlich die Polizei machen sollte?»

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