Darum gehts
- Eigenmietwert-Abschaffung: Kontroverse um Steuerausfälle und mögliche Kompensation durch Mieter
- Befürworter sehen Eigenmietwert als unfaire Steuer auf fiktives Einkommen
- SP prognostiziert Steueranstieg von 500 Franken pro Kopf und Jahr
Eine Steuer auf ein fiktives Mieteinkommen für Wohneigentümer. Schon lange wird der Eigenmietwert als ungerechte Abgabe auf Einkommen kritisiert, das es gar nicht gibt. Nach langen Diskussionen im Parlament soll nun ein Systemwechsel kommen. Doch die SP warnt vor dem Umschwung. Laut deren Rechnung muss der resultierende Steuerausfall von den Haushalten der Schweiz kompensiert werden. Die Partei prognostiziert 500 Franken pro Kopf und Jahr oben drauf.
Von einer Abschaffung würden vor allem einkommensstarke Wohneigentümer profitieren, also wohlhabende Hausbesitzer, die keine Renovationen machen müssen und die Hypotheken abbezahlt haben. Der potenzielle Steueranstieg würde vor allem von Mieterinnen und Mietern getragen werden müssen. Die Benachteiligung würde grösstenteils beim Mittelstand liegen, behauptet das links-grüne Lager.
«Der Eigenmietwert gehört dringend abgeschafft»
Das Thema sorgt für Diskussionen in der Kommentarspalte. Für Personen wie Gaby Marer ist der Eigenmietwert klar das grössere Übel. «Ich hoffe sehr, der Eigenmietwert wird abgeschafft. Auf ein fiktives Einkommen Steuern zu bezahlen, ist wirklich das Letzte. Diejenigen, welche ihre Hypothek möglichst hochhalten werden belohnt? Da läuft etwas gewaltig schief», schreibt sie.
Ähnlich sieht es auch Peter Schädeli. Er sieht als Lösung vor allem Sparmassnahmen: «Der Eigenmietwert gehört dringend abgeschafft. Kein anderes Land in Europa kennt eine ähnliche Steuer. Wieso um Himmelswillen muss jemand eine Einnahme versteuern, die er gar nicht hat? Und wieso spricht die linke Seite immer von Steuerausfällen, die kompensiert werden müssen? Kompensiert werden müssen diese Steuerausfälle in keiner Art und Weise. Sparen heisst das Gebot der Stunde.»
Aleck Smart findet das aktuelle System ebenfalls unfair. Er schlägt drastischere Massnahmen für den Steuerausfall vor. «Aktuell zahlen Wohneigentumsbesitzer Steuern für ein fiktives Einkommen. Wir könnten zur Abwechslung ja alle Teilzeitarbeitenden zu 100 Prozent Einkommen besteuern. Schliesslich könnten sie soviel einnehmen, wenn sie 100 Prozent arbeiten würden. Mal schauen, ob die Lehrer da mitmachen. Oder ob sie dann innerhalb der SP auf die Barrikaden gehen. Unter dem Strich ist der Eigenmietwert einfach eine unfaire Steuer, die abgeschafft gehört. Und nein, ich habe kein Wohneigentum. Aber einen gesunden Gerechtigkeitssinn», positioniert er sich.
«Eine Milchbüchlein-Rechnung»
Die Gegenstimmen machen sich ebenfalls laut bemerkbar. «Das ist eine Milchbüchlein-Rechnung. Wird der Eigenmietwert abgeschafft, wird der Ausfall anderweitig über Steuern kompensiert. Um das zu erkennen, muss man auch nicht studiert haben. Es reicht der gesunde Menschenverstand», weist Peter Friedrich die Befürworter und deren Sparvorschläge zurück. So auch Roland Heimgartner: «Es ist eine Steuer wie jede andere auch, welche einen Beitrag zum gesamten Steuersubstrat beiträgt. Fällt diese weg, fehlt ein Teil der Gesamtsteuern, welche dann wieder durch andere Steuern hereingeholt werden müssen.»
Marcus Brändle hebt hervor, dass sich die unfaire Besteuerung nur verschieben würde: «Wer genau wäre dann der Leidtragende nach der Abschaffung? Nachdem ich es für ein paar Szenarien durchgerechnet habe, zahlt am Ende eindeutig der Mieter oder der Besitzer mit hohen Schulden, also der Mittelstand, die zusätzlichen Steuern. Diese spart sich dann der Besitzer einer abbezahlten Liegenschaft ein.»
User Peter Saladin ist derselben Meinung und bringt zusätzlich noch einen Gegenvorschlag ein: «Das Hauptproblem ist, dass die Reichen das Gleiche wie der Mittelstand wollen. Villenbesitzer zahlen bei Abschaffung nichts mehr, genauso wie Besitzer eines kleinen, alten Hauses. Man müsste den Eigenmietwert nicht abschaffen, sondern einfach die ersten 700'000 Franken nicht besteuern sollen. Genauso müsste man es auch bei den Steuern machen: Die ersten 50'000 Einkommen sollten steuerfrei sein.»