Leser zu Baby-Anreiz
«Liebe Politiker, wie soll sich der Mittelstand noch Kinder leisten?»

Mehr Geld fürs Kinderkriegen? So will es zumindest Nationalrat Marc Jost. Die aktuell tiefe Geburtenrate in der Schweiz liesse sich nur durch finanzielle Anreize lösen. Ist das wirklich die Lösung? Wir haben unsere Leserschaft gefragt.
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Die Geburtenrate ist mit derzeit 1,29 Kindern pro Frau auf einem Rekordtief.
Foto: Fabian Strauch

Darum gehts

  • Schweizer Geburtenrate auf Tiefststand, EVP-Nationalrat fordert Massnahmen zur Steigerung
  • Vorgeschlagene Anreize: Steuererleichterungen, zinslose Darlehen, bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf
  • 48 Prozent der Befragten sagen, staatliche Anreize würden sie nicht zum Kinderkriegen motivieren
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Alessandro KälinRedaktor Community

Kommen in der Schweiz zu wenig Babys zur Welt? Die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau ist auf dem tiefsten Punkt seit Aufzeichnungsbeginn. Gemäss EVP-Nationalrat Marc Jost (51) muss sich da schnellstens etwas ändern. Für ihn sei eine höhere inländische Geburtenrate unverzichtbar.

Ratskollegen haben die mögliche Aktion bereits das «Mehr Sex für die Schweiz»-Programm getauft. Jost hat bereits Ideen im Sinn, wie man fruchtbaren Sex in der Schweiz fördern könnte. Dazu gehören Steuererleichterungen für Familien mit mehr als zwei Kindern, die Gewährung von zinslosen Darlehen ab dem dritten Kind oder die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Ob diese Anreize reichen, haben wir bei unserer Community erfragt. Das Ergebnis spaltet.

So steht die Leserschaft zu den Anreizen

In einer nicht repräsentativen Umfrage in der Blick-Community mit knapp 1'600 Teilnehmern kam heraus, dass die vom EVP-Nationalrat genannten Anreize Nachwuchs doch für einige Leserinnen und Leser attraktiver machen. 26 Prozent würden bei Steuererleichterungen übers Kinderkriegen nachdenken. Bei einer Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf wären 23 Prozent mit an Bord, während es bei der Gewährung von zinslosen Darlehen nur 3 Prozent sind. 

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Die mit Abstand grösste Gruppe gibt mit 48 Prozent allerdings an, dass Motivationen durch den Staat sie nicht dazu verleiten könnten, Nachwuchs in die Welt zu setzen. Ein Blick in die Kommentare gibt einen Einblick in die Mehrheit. 

«Liebe Politiker, wie soll sich der Mittelstand noch Kinder leisten?»

Viele sind der Meinung, dass die genannten Massnahmen nicht genug sind oder schlicht nicht umgesetzt werden könnten. Erwin Loetscher schreibt: «Dann soll die Politik für die entsprechenden Rahmenbedingungen sorgen, damit man wieder ungetrübt Kinder zur Welt bringen kann. Wie etwa höhere Einkommen bei den tieferen Löhnen.» Das sieht auch Oliver Thalmann so: «Mehr als zwei Kinder macht dann schnell mal eine Fünf-Zimmer-Wohnung. Das frisst alle Steuererleichterungen wieder auf.»

Für einige ist die Gesellschaft schlicht zu teuer für Kinder geworden. Thomas von der Haag fragt: «Liebe Politiker, wie soll sich der Mittelstand noch Kinder leisten?» Kosten für Steuern, Krankenkasse, Miete und Versicherungen würden zu viel Geld verschlingen. Er ergänzt: «Der Jahreslohn ist schon weg, bevor ein Kind existiert, gegessen oder gepflegt wurde.» Olaf Wernas sagt ebenfalls: «Mehr als zwei Kinder sind in der Schweiz mit den Kosten an allen Ecken gar nicht finanzierbar.»

Patrick Weber glaubt nicht daran, dass die Anreize vom Staat umgesetzt werden: «Über bessere Rahmenbedingungen für Familien wird seit Jahrzehnten diskutiert. Viele Versprechungen, aber es passiert nichts.»

«Wundert mich nicht, in einem Land, das kinderfeindlich ist»

Eine weitere Gruppe sagt, die Schweiz sei grundsätzlich nicht kinderfreundlich. Petra Ruggenthaler schlägt vor: «Macht Kinderbetreuung kostengünstiger!» Viele Mütter würden gerne wieder arbeiten, könnten sich aber die Kinderbetreuung nicht leisten. Sie führt aus: «Wir brauchen Fachkräfte? Die hätten wir. Aber sie müssen eben zu Hause bleiben.» Rolf Meier pflichtet bei: «Bei vielen Jobs deckt ein Arbeitspensum von 60 bis 80 Prozent nicht einmal die Kosten der Kinderbetreuung.»

Andere sehen das Problem auch in der Öffentlichkeit. So Richard Mändli: «Für Kinder wird ja mehrheitlich alles abgeschafft. Spielplätze, Tagesstätten und so weiter. Heute darf ein Kind doch gar kein Kind mehr sein.» Dieses Gefühl hat auch Zekjiri Fadilj: «Die tiefe Geburtenrate wundert mich nicht, in einem Land, das kinderfeindlich ist.»

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