Neuer Micra im ersten Fahrbericht
Nissans Kultknirps kehrt elektrisch zurück

Nissan bringt nicht nur die dritte Generation Leaf neu an den Start, sondern verspricht sich auch von der Neuauflage des Micra einiges. Der Rückenwind durch den technischen Zwilling Renault 5 könnte dabei für einen Erfolg des Micras mehr als hilfreich sein.
Publiziert: 11:27 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/18
Gegen Ende Jahr startet die sechste Generation des Nissan Micra – rein elektrisch.
Foto: sessantuno.com, guillem hernandez

Darum gehts

  • Nissan bringt den elektrischen Micra 2026 zurück auf den Markt
  • Technisch basiert der neue Micra auf dem Renault 5 E-Tech
  • Reichweite bis zu 400 km, Ladeleistung bis 100 kW
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Stefan Grundhoff - 2024.jpg
Stefan GrundhoffFreier Mitarbeiter Auto & Mobilität

Nissan will wieder zurück in die Erfolgsspur. Mit Sportwagen wie dem 350 Z, einem Qashqai oder auch dem elektrischen Leaf mischten die Japaner die Autoszene einst speziell in Europa mächtig auf. Nur um dann ins automobile Niemandsland abzustürzen. Bei kaum einem anderen Modell war das so offensichtlich wie beim Micra, der in den frühen 1980ern zum Zweitwagenliebling der Damenwelt wurde. Doch nach einigen Designirrungen und Globalisierungsversuchen verschwand der Kleinwagen bei uns nahezu von der Bildfläche.

Ende Jahr – noch vor der Markteinführung des ebenfalls neu aufgelegten vollelektrischen Leaf – kommt der Micra zurück und kann sich mehr als sehen lassen. Wer meint, den jetzt voll elektrischen Kleinwagen mit seinen kraftvollen Proportionen schon mal auf der Strasse gesehen zu haben, irrt nicht. Technisch ist der neue Micra ein Renault 5.

Bekannte Technik

Ausgestellte Kotflügelbacken, markige Leuchteinheiten vorne wie hinten und stämmige 18-Zöller – das trifft nicht allein auf den Renault 5 zu, sondern auch auf seinen neuen Nissan-Zwilling, den Micra. Mit gross aufgerissenen Scheinwerferaugen düst das neue Elektromobil in die betont urbane Welt hinaus. Mit einer Vielzahl versteckter Designdetails will er auf seine asiatische Herkunft hinweisen – um sich so auch von seinem Plattformgeber zu differenzieren.

Ist die Optik nur am R5 angelehnt, sieht das bei der Technik anders aus. Plattform und Antrieb für den 3,97 Meter langen Micra wurden 1:1 vom französischen Retrostromer übernommen. So hat man auch bei Nissan die Wahl, ob der 122 PS (90 kW) starke Elektroantrieb in Kombination mit dem 40 kWh grossen Batteriepaket und einer Reichweite von 310 Kilometern reicht. Oder ob es nicht doch die stärkere Version mit 52-kWh-Akku und 150 PS (110 kW) sein soll. Wie schon beim R5 sorgt diese Kombination auch im über 1,5 Tonnen schweren Micra für echten Fahrspass. 245 Nm Drehmoment klingt zwar wenig imposant, sorgt aber für eine muntere Beschleunigung von acht Sekunden auf Tempo 100 und in engen Kurven scharren die Vorderräder des Fronttrieblers sogar auf dem rauen Asphalt.

Die Reichweite von maximal knapp über 400 Kilometer dürfte sich bei niedrigeren Aussentemperaturen sehr deutlich Richtung 300 Kilometer verschieben und dann wird es mit der lahmen DC-Ladeleistung von 100 kW (beim kleineren Akku gar nur 80 kW) schnell mal zäh auf längeren Strecken. Da ist es wohl nur ein schwacher Trost, dass die Konkurrenz von MG, Stellantis oder Mini auch nicht mehr auf den Stecker bringt.

Sportliches Fahren

Die 18-Zoll-Räder sehen am Franko-Japaner nicht nur gut aus, sie tragen auch zum guten Fahrverhalten bei. Mit dem schweren Akkupaket zwischen den Achsen geht es dank der AMPR-Small-Plattform betont straff zu, während die Lenkung sich so direkt präsentiert, wie man es in dieser Klasse sonst zumeist nur von einem Mini kennt. Über den Knopf am Steuer lassen sich mit Unterstützung der beiden bis zehn Zoll grossen Instrumente die verschiedenen Fahrmodi wechseln, die sich spürbar unterscheiden. Gefallen können bei flotter Fahrt die niedrigen Wankbewegungen und eine kräftig zupackende Bremse.

Nissan Micra Long Range im Schnellcheck

Antrieb 1 Elektromotor, 150 PS (110 kW), 245 Nm, 1-Gang-Reduktionsgetriebe, Vorderradantrieb, Akku 52 kWh, Laden AC/DC 11/150 kW, 10–80% 30 min
Fahrleistungen 0–100 km/h in 8,0 s, Spitze 150 km/h
Masse L/B/H 3,97/1,77/1,50 m, Leergewicht 1524 kg, Kofferraum 327–1106 l
Umwelt Verbrauch Werk 15,2 kWh/100 km, 0 g/km CO₂, Reichweite WLTP 419 km, Energieeffizienz A
Preis nicht bekannt, ab ca. 24'900 Franken

zVg

Antrieb 1 Elektromotor, 150 PS (110 kW), 245 Nm, 1-Gang-Reduktionsgetriebe, Vorderradantrieb, Akku 52 kWh, Laden AC/DC 11/150 kW, 10–80% 30 min
Fahrleistungen 0–100 km/h in 8,0 s, Spitze 150 km/h
Masse L/B/H 3,97/1,77/1,50 m, Leergewicht 1524 kg, Kofferraum 327–1106 l
Umwelt Verbrauch Werk 15,2 kWh/100 km, 0 g/km CO₂, Reichweite WLTP 419 km, Energieeffizienz A
Preis nicht bekannt, ab ca. 24'900 Franken

Das Platzangebot vorne ist gut, hinten können wie schon im Renault 5 kaum mehr als Kleinkinder oder der trendige Modepudel Platz nehmen. Der Kofferraum hingegen ist mit 326 bis 1106 Litern bei umgeklappter Rückbank für einen Kleinwagen anständig gross. Zum Verkaufsstart und auch zu den Preisen hält man sich bei Nissan noch bedeckt. Die ersten Micra dürften aber noch in diesem Jahr zu den Schweizer Händlern rollen, und der Preis dürfte sich wohl am Zwillingsbruder orientieren. Und dieser startet aktuell ab 24'900 Franken.

Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?