Darum gehts
- Porsche 911 Turbo S: Neues Topmodell mit elektrifizierten Turboladern vorgestellt
- Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor für mehr Performance und geringere Emissionen
- 711 PS Leistung, 800 Nm Drehmoment, 0-100 km/h in 2,5 Sekunden
Während andere Sportwagen-Hersteller wie Ferrari beim 849 Testarossa oder Lamborghini beim Temerario auf Plug-in-Hybridantriebe setzen, schlägt Porsche beim Kult-Sportler 911 einen anderen Weg ein. Wie schon beim letztes Jahr enthüllten 911 GTS soll ein elektrifizierter Turbolader mit E-Motor die Emissionen in der brandneuen Version des Topmodells Turbo S mit der Baureihen-Bezeichnung 992.2 senken. Vor allem soll der E-Turbo aber für mehr Performance sorgen.
Für den Über-Elfer schlechthin verbauen die Ingenieure allerdings zwei kleinere elektrische Turbolader statt eines grossen. Der neu konstruierte 3,6-Liter-Sechszylinder-Boxermotor leistet so in Kombination mit dem im Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe untergebrachten Elektromotor 711 PS (523 kW) und 800 Nm Drehmoment. Anekdote am Rande: Die Leistung stimmt mit der Telefonvorwahl von Stuttgart (0711) überein. Die elektrische Energie für den «T-Hybrid» liefert die im Vorderwagen eingebaute 1,9-kWh-Batterie.
Leistung und Leichtbau
Energie sammelt die Batterie beim Bremsen nicht fürs elektrische Fahren, sondern für den Boost beim Beschleunigen. Und weil die Turbolader bei tiefen Drehzahlen länger brauchen, um Druck aufzubauen, bringen die im Lader verbauten E-Motoren die Turbinenräder auf Touren und sorgen so für hohes Drehmoment gleich beim Anfahren. Dreht der Verbrenner dann höher, nehmen sich die E-Motoren zurück und rekuperieren die von den Turbos ungenutzte Energie, um sie bei hohen Drehzahlen zu verwenden – Energie-Rückgewinnung trotz Beschleunigung!
Zur Performance trägt heutzutage aber nicht nur Leistung, sondern auch möglichst leichtes Gewicht und eine ausgeklügelte Aerodynamik bei. Im Vergleich zum Vorgänger hat der Turbo S aufgrund der Modernisierung 85 Kilogramm zugenommen (von 1640 kg auf 1725 kg). Die Porsche-Ingenieure sparten an anderer Stelle, etwa bei der zweiflutigen Titanauspuffanlage (–6,8 kg). Ausserdem gibts neu bewegliche Kühlluftklappen an der Front, am Heck einen neuen Diffusor und seitliche Luftauslässe.
Wir starten die Fahrt im stärksten Serien-Elfer aller Zeiten im südspanischen Malaga im Komfort-Modus. Dabei federt der Sportwagen erstaunlich komfortabel und bügelt auch gröbere Unebenheiten souverän weg. Dazu lenkt der Turbo S höchstpräzise bei bester Rückmeldung. Die Abrollgeräusche halten sich trotz der breiten Sportschlappen (vorne 255, hinten 325 mm) in Grenzen – selbst bei rauen Strassenoberflächen. Der Supersportwagen fühlt sich auf Komfort eher wie ein Alltags-Elfer – wie gross die Spreizung zwischen Komfort und Sportlichkeit wirklich ist, merken wir dann auf dem Rundkurs von Ascari.
Die Messlatte ist hoch – der Preis auch
Im Sportmodus steht der Antriebsstrang unter Höchstspannung: Die Dämpfer sind deutlich schärfer, das Gaspedal nervöser. Aus dem Stand brettern wir in 2,5 Sekunden auf Tempo 100, die 200er-Marke ist in 8,4 Sekunden erreicht! Das sind Spitzenwerte, wie sie sonst nur ein radikaler Superstromer wie der Porsche Taycan Turbo GT besitzt. Theoretisch könnte man bis jenseits der 320 km/h stürmen – ausfahren können wirs auf der Piste aber nicht.
Antrieb 3,6-Liter-B6-Biturbobenziner, 711 PS (523 kW)@6500/min, 800 Nm@2300 bis 6000/min, Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, Allrad
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 2,5 s, Spitze 322 km/h
Masse L/B/H 4,55/1,90/1,31 m, Leergewicht 1725 kg, Kofferraum 128 – 373 l
Umwelt Verbrauch Werk 11,6 l/100 km, 262 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz G
Preis ab 312’200 Franken, Cabriolet ab 329'900 Franken
Antrieb 3,6-Liter-B6-Biturbobenziner, 711 PS (523 kW)@6500/min, 800 Nm@2300 bis 6000/min, Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe, Allrad
Fahrleistungen 0 bis 100 km/h in 2,5 s, Spitze 322 km/h
Masse L/B/H 4,55/1,90/1,31 m, Leergewicht 1725 kg, Kofferraum 128 – 373 l
Umwelt Verbrauch Werk 11,6 l/100 km, 262 g/km CO₂-Ausstoss lokal, Energieeffizienz G
Preis ab 312’200 Franken, Cabriolet ab 329'900 Franken
Erstaunlich: Vom Mehrgewicht des Spitzen-Elfers merken wir nichts. Auf der Rennstrecke wie auch auf den herumliegenden andalusischen Landstrassen stellen selbst die engsten Kurven dank Allradlenkung und enormen Grip kein Problem dar, auch aus tieferen Drehzahlen heraus ist die Wucht nach vorne gewaltig. Porsche hat beim neuen 911 Turbo S die Messlatte im Sportwagen-Segment nochmals erhöht und einen Alleskönner auf den Markt gebracht, der sich auch auf Langstrecken nicht unkomfortabel anfühlt.
Entsprechend hoch ist auch der Preis gesetzt: Das Coupé schlägt mit 312’200 Franken zu Buche, das Cabriolet sogar mit 329’900 Franken! Ob der neue 911 Turbo S Porsche aus der aktuellen Krise fahren kann, wird sich zeigen. Fakt ist: Gerade in der Schweiz geniesst diese Modellvariante eine hohe Beliebtheit – und dürfte dies weiterhin tun.